Astronauten-Legende spricht über Luxemburg

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Koichi Wakata ist eine Legende in Japan. Der Astronaut ist ein Weltraumfahrt-Veteran und wird international für seine Berufserfahrung geschätzt. Im Tageblatt-Interview verrät der studierte Ingenieur, was er von Luxemburgs Space- Mining-Vorhaben hält und wo mögliche Chancen sowie Probleme liegen.

Koichi Wakata (54) ist ein Ingenieur und Astronaut der japanischen Raumfahrtbehörde „Japan Aerospace Exploration Agency“ (JAXA).

Tageblatt: Welchen Eindruck vermittelt Ihnen Luxemburg mit Blick auf die Raumfahrt?

Koichi Wakata: Soweit ich das mitkriege, interessiert sich Luxemburg sehr stark für Weltraumaktivitäten. Das gilt etwa für die Planetenforschung. Was die bemannte Raumfahrt betrifft, habe ich mit der Europäischen Weltraumorganisation zusammengearbeitet. Es gibt ein Trainingszentrum in Deutschland. Allerdings hatte ich leider keine Gelegenheit, nach Luxemburg zu reisen.

Was kann Luxemburg eigentlich in diesem Sektor beisteuern?
Prinzipiell zeigen die europäischen Staaten großes Interesse am Weltraum und an bemannten Flügen ins All. Ich hoffe, dass Luxemburg uns in Sachen Forschung viel unterstützen wird.
Bei internationalen Missionen werden zudem nicht nur rein japanische, sondern amerikanische, europäische, russische oder kanadische Experimente durchgeführt. Ich hoffe, dass ich persönlich mit Ingenieuren aus Luxemburg arbeiten werden kann.

Space Mining ist das Steckenpferd von Wirtschaftsminister Etienne Schneider. Was halten Sie davon?

Es ist ein interessantes Feld. Die Internationale Raumstation ISS ist eine große Errungenschaft der bemannten Raumfahrtgeschichte. Momentan erforschen wir die niedere Erdumlaufbahn. Aber wir wollen in Zukunft darüber hinausblicken: Der Mond, Mars, Asteroiden und andere Plätze interessieren uns.

Was macht Space Mining so besonders?

Space Mining ist ein sehr aufregender Teil der Weltraumaktivitäten, weil wir unsere Handlungen rechtfertigen müssen. Wir führen zum Beispiel eine Menge Experimente an Bord durch, die Menschen auf der Erde helfen. Space Mining kann also für die Menschen auch ganz konkreten Nutzen bedeuten.

Kann Luxemburg sich im Space Mining durchsetzen?

Ich hoffe, dass Luxemburg dieses Feld anführen und allem voran die vielen Möglichkeiten des Space Mining in Sonnensystemen erforschen wird.

Dennoch: Space Mining ist kompliziert und teuer. Weshalb?

(lacht) Mein Wissen ist in diesem Bereich zu einem gewissen Grad begrenzt. Das Allerwichtigste sind aber die Kosten, nicht wahr? Um daraus ein Business zu machen, muss Space Mining auf eine kostengünstige beziehungsweise auf eine finanziell tragbare Weise umgesetzt werden. Natürlich sind die Anlaufkosten für Menschen oder die Ausrüstung des Space Mining sehr teuer.

Es müssen also Kosten beim Space Mining reduziert werden?

Genau! Einer der Erfolge des Space Mining wird in der Kostensenkung liegen. Man muss hier zum Beispiel beim Transportsystem ansetzen. Deswegen wurde die neue H-III-Trägerrakete gebaut. Die Hauptursache ist Kostenreduktion. Japanische Raketen sind sehr zuverlässig, gleichzeitig muss man mit anderen Ländern vor dem Hintergrund der Preisentwicklungen wettbewerbsfähig bleiben. In dieser Hinsicht ist der Wettbewerb gut, weil viele Länder die Kosten durch Forschungsfortschritt senken.

Zur Person

Koichi Wakata ist ein Weltraumfahrt-Veteran: Er hat vier NASA-Space-Shuttle-Missionen, eine russische Sojus-Mission und zwei Langzeitaufenthalte auf der Internationalen Raumstation ISS hinter sich. Wakata, der Russe Michail Tjurin und der US-Amerikaner Rick Mastracchio schwebten 2014 von einem Fallschirm gebremst in einer russischen Sojus-Kapsel zu Boden. Sie landeten in Zentralkasachstan.
Die drei Männer hatten seit Anfang November insgesamt 188 Tage auf dem Außenposten der Menschheit, der ISS, gearbeitet und viele Experimente durchgeführt. Eine wichtige Aufgabe gelang ihnen gleich zu Beginn: Wakata hatte als „Startläufer“ eine Olympische Fackel durch die Internationale Raumstation ISS getragen. Nach der Landung mussten die Heimkehrer 2014 die erste Zeit auf Klappsesseln verbringen. Ihre Muskeln waren nach der langen Zeit in der Schwerelosigkeit geschwächt. In Decken gehüllt und mit Tee versorgt winkte das Trio damals in die Kameras.