Bettemburg„Eine Frage der Gleichstellung“: Kollektivvertrag wertet Karriere der Reinigungskräfte auf

Bettemburg / „Eine Frage der Gleichstellung“: Kollektivvertrag wertet Karriere der Reinigungskräfte auf
Anabela Sousa und Rosa Rodriguez (rechts) freuen sich im Namen ihrer 43 Kolleginnen über die Aufwertung und Wertschätzung ihrer Arbeit Foto: Editpress/Julien Garroy

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Bettemburg setzt ein Zeichen. Als erste Kommune mit dem „Südgemeindenkollektivvertrag“ hebt sie ihr Reinigungspersonal von A2 in die besser bezahlte Laufbahn A3. Eine Frage der Gleichstellung, so Bürgermeister Laurent Zeimet. Andere Südgemeinden sollten dem Beispiel ruhig folgen, so der OGBL.

Anerkennung, wem Anerkennung gebührt. Für ihre Arbeit werden Anabela Sousa und Rosa Rodriguez ab diesem Jahr besser bezahlt. Das gilt auch für die anderen 43 Mitglieder des Reinigungspersonals der Gemeinde Bettemburg. Gerne hätten wir ein Gruppenbild mit allen Damen gemacht, aus bekannten Gründen ist das zurzeit leider etwas schwieriger.

So haben wir uns stellvertretend mit den beiden obengenannten Frauen getroffen und unterhalten. Anabela Sousa ist seit 2005 bei der Gemeinde beschäftigt und kümmert sich auch um die Arbeitsorganisation des Reinigungspersonals. Rosa Rodriguez ist bereits seit 2002 dabei, seit einem Jahr ist sie OGBL-Personalvertreterin. „Viel zu klagen gibt es nicht“, sagt sie. „Wir sind bei einer Gemeinde, wir sind gut versorgt“, fügt Anabela Sousa hinzu.

Beide wirken sehr zufrieden. Das gelte auch für die anderen Frauen, sagen sie. Männer gibt es in dieser Abteilung nicht. Genau das dürfte auch die Ursache sein, warum das Reinigungspersonal bisher allgemein eher stiefmütterlich mit der A2-Laufbahn abgespeist wurde, während die Männer, mit gleicher Qualifikation, jedoch der besser bezahlten A3-Karriere zugeteilt sind. Nun sind beide als „Arbeitnehmer“ eingestuft.

Längst überfällig

Eigentlich sei diese Entscheidung überfällig gewesen, so Laurent Zeimet: „Diese Unterscheidung war uns schon länger ein Dorn im Auge. Im Rahmen der Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit haben wir deshalb beschlossen, die Situation zu ändern. Bei der Neujahrsansprache im Dezember 2020 haben wir’s angekündigt und nun in die Tat umgesetzt.“

Beifall für diese „Pionierleistung“ bekommt Bettemburgs Bürgermeister vom OGBL. Der Generalsekretär des Syndikats Öffentliche Dienste begrüßt die Personalentscheidung der Gemeindeverwaltung: „Für das betroffene Personal bedeutet dies eine massive Verbesserung der Gehälter. Der Endlohn des betroffenen Personals erhöht sich um 10,5 Prozent.“

Christian Sikorski spricht ebenfalls von einem bedeutsamen Schritt in Richtung Gleichstellung von Frau und Mann. „Bettemburg setzt eine langjährige Forderung des OGBL in den Südgemeinden um!“, so der Gewerkschaftsvertreter, der nicht verhehlt, dass dieses Beispiel Schule machen sollte – und eigentlich müsste.

Sikorski nutzt die Gelegenheit auch, um darauf hinzuweisen, dass der OGBL in diesem Zusammenhang die Südgemeinden aufruft, sich endlich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen, um weitere Lohnungerechtigkeiten abzuschaffen. Gemeint sind die vom OGBL vorgeschlagenen Nachbesserungen betreffend die Einführung der neuen linearen Gehälterstruktur, die längst fällige Anwendung des Gehälterabkommens im öffentlichen Dienst von 2016 und weitere Verbesserungsvorschläge.

Wertschätzung

Anabela Sousa und Rosa Rodriguez begrüßen die Aufwertung ihrer Laufbahn und damit die Wertschätzung ihrer Arbeit natürlich sehr. An ihrem Alltag wird es nichts ändern.

Wie bisher wollen sie in freund- und „frauschaftlichem“ Geist ihre Aufgaben in den drei Schulen, den drei „Maisons relais“, der Sporthalle und den Umkleidekabinen auf dem Fußballfeld sowie in allen anderen öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde erledigen. Selbstverständlich auch im Rathaus. Dass dort alles sauber und ordentlich aussieht, führen Anabela Sousa und Rosa Rodriguez nicht nur auf ihre Arbeit zurück. Schmunzelnd fügen sie hinzu, dass das auch am „guten“ Benehmen aller Beschäftigten liege inklusive des Bürgermeisters. Also auch hier: Anerkennung, wem Anerkennung gebührt.

Eine Stufe weiter: Anabela Sousa und Rosa Rodriguez (vorne) freuen sich über neue Karriereperspektiven
Eine Stufe weiter: Anabela Sousa und Rosa Rodriguez (vorne) freuen sich über neue Karriereperspektiven Foto: Editpress/Julien Garroy