Neuer Polizei-DienstEinbruchsvorbeugung zwischen Foodtrucks und Gemüsehändlern

Neuer Polizei-Dienst / Einbruchsvorbeugung zwischen Foodtrucks und Gemüsehändlern
Willkommen im neuen Showroom der Polizei: Der beigeordnete Direktor für Präventionsarbeit Pascal Peters und seine Beamten freuen sich über das neue Präventionstool Foto: Julien Garroy / Editpress

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Vorbeugung am lebenden Objekt ist immer noch die wirksamste Form der Prävention. Das nimmt sich auch die Polizei zu Herzen: Mit ihrem neuen Präventionswagen können die Beamten künftig noch gezielter im Alltag auf die Leute zugehen. Sei es auf Märkten, in Schulen oder bei kulturellen Veranstaltungen.

„Im Grunde genommen soll ein Haus immer bewohnt aussehen. Auch wenn Sie nicht zu Hause sind!“, rät ein junger Mann einem interessierten Passanten, bevor er ihm einen Faltzettel mit weiteren Informationen entgegenhält. Dankend nimmt der Besucher den Flyer entgegen und schlendert davon, den Blick immer noch auf darin enthaltene Zeilen gerichtet.

Währenddessen nähert sich neue „Kundschaft“ zögerlich dem Geschehen auf dem hauptstädtischen Knuedler. Etwas vorsichtig blickt das ältere Paar umher. Beide sind sich nicht ganz sicher, was es mit dem schmucken neuen Lieferwagen auf sich hat, dessen aufgeklapptes Heck die Blicke auf sich zieht. Inmitten der Gemüsehändler und Blumenhändler wirkt das Fahrzeug zunächst wie ein weiterer Foodtruck.

Zuhören ist sein Job: Kommissar Tim Pauly muss auf die Bürger eingehen, um ihnen mit den richtigen Informationen weiterhelfen zu können
Zuhören ist sein Job: Kommissar Tim Pauly muss auf die Bürger eingehen, um ihnen mit den richtigen Informationen weiterhelfen zu können Foto:  Julien Garroy / Editpress

Tatsächlich gleicht die Infrastruktur mit ihren Schränken, Türen und einer einladenden Arbeitsplatte vielmehr einer Küche als der Ladefläche eines Lieferwagens. Eine moderne Kaffeemaschine links vom großen Bildschirm macht die Illusion komplett. Dazwischen beraten Mitarbeiter die anwesende „Kundschaft“, während sie immer wieder auf die verschiedenen Elemente des Raumes deuten.

Das Paar ist inzwischen näher herangetreten. „Ist das die Polizei?“, fragt der Mann eine junge Mitarbeiterin, die sich ihm mit einem freundlichen Lächeln und einer einladenden Geste genähert hatte. In seiner Stimme schwingt immer noch eine Portion Unsicherheit mit. Eigentlich sind seine Frau und er Stammkunden auf dem „Glacismaart“. Die Luxemburger Ordnungskräfte haben sie in den letzten Jahren aber nur in Ausnahmefällen zwischen den Ständen und Lieferwagen der Händler gesehen. Und dann auch nur, wenn etwas vorgefallen war.

Mit dem neuen Lieferwagen können die Beamten gezielter im Alltag auf die Bevölkerung zugehen. Dabei soll aber nicht nur Einbruchsvorbeugung im Mittelpunkt stehen. Andere Verwendungen sind auch möglich.
Mit dem neuen Lieferwagen können die Beamten gezielter im Alltag auf die Bevölkerung zugehen. Dabei soll aber nicht nur Einbruchsvorbeugung im Mittelpunkt stehen. Andere Verwendungen sind auch möglich. Foto:  Julien Garroy / Editpress

Genau das aber wollen die Beamten des „Service national de prévention de la criminalité“ allgemein verhindern. Die Vorbeugung ist ihr Anliegen, die Aufklärung ihr Job. Und mit dem neuen Lieferwagen hat der Präventionsdienst der Luxemburger Polizei nun die Möglichkeit, im Alltag noch gezielter auf die Bürger zuzugehen – sei es nun auf Märkten, in Schulen oder bei kulturellen Veranstaltungen.

Präsenz in dunkler Jahreszeit

Finanziert wurde der neue Lieferwagen mit Geldern aus dem „Fonds de lutte contre certaines formes de criminalité“, wie Tim Pauly vom Präventionsdienst der Polizei beim ersten Auftritt auf dem Glacis erklärt. Ziel sei klar die Vorbeugung in all ihren Formen. „Auch wenn wir uns jetzt auf die Vermeidung von Einbrüchen konzentrieren, weil das in diese Zeit passt“, fährt der Beamte fort.

„Am Wochenende wurde die Zeit umgestellt, es wird wieder früher dunkel. Also müssen die Leute daran denken, ihr Haus in puncto Beleuchtung so zu arrangieren, dass ein Einbrecher nicht auf den ersten Blick erkennt, dass niemand zu Hause ist“, erklärt Pauly. Diese Botschaft versuchen er und seine Mitarbeiter an diesem Tag den Besuchern des „Glacismaart“ zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde der Ausstellungsraum mit Utensilien wie Sicherheitstüren, einbruchhemmenden Fenstern und Alarmsystemen ausgestattet, um den Leuten anhand konkreter Beispiele weiterzuhelfen.

Mit verschiedenen Utensilien können die Beamten den Besuchern verschiedene Präventionsmaßnahmen zeigen. Dabei ist Jérôme Schroeder nicht nur Experte für Sicherheitstüren. 
Mit verschiedenen Utensilien können die Beamten den Besuchern verschiedene Präventionsmaßnahmen zeigen. Dabei ist Jérôme Schroeder nicht nur Experte für Sicherheitstüren.  Foto:  Julien Garroy / Editpress

Tim Pauly deutet während seiner Erklärungen auf einen von mehreren Demonstrationsgegenständen auf der breiten Arbeitsplatte. „Hier haben wir zum Beispiel den Ausschnitt einer Sicherheitsverglasung. Zwischen den Gläsern ist deutlich eine Folie zu erkennen, die einwurfhemmend wirkt“, fährt der Beamte fort. „Damit wird es für Einbrecher schwieriger, das Fenster mit einem Stein einzuwerfen oder ein Loch zu bohren. Je größer der Widerstand, desto schneller lassen die Gauner von ihrem Ziel ab und ziehen von dannen!“

Wichtig sei aber auch, mit den Leuten über das eigene Benehmen zu reden und mit Angewohnheiten zu brechen, die Dieben das Leben erleichtern. „Wer eine Sicherheitstür besitzt oder eine Alarmanlage, soll diese auch nutzen!“, mahnt der Polizeikommisar. Die Beleuchtung spiele ebenfalls eine wichtige Rolle: Ein Haus, das einen bewohnten Eindruck macht, sei kein attraktives Ziel für Einbrecher.

Mit dem neuen Lieferwagen können die Beamten Aufklärung am lebenden Objekt betreiben, und das überall, wo sie gebraucht werden. Die Polizei bringt das Haus zum Publikum, und nicht umgekehrt, was wiederum neue Möglichkeiten der Prävention eröffnet. Im Hintergrund flimmern währenddessen Tipps über den Flachbildschirm, wie sich die Leute noch gegen Einbrüche sichern können.

Eine Folie in der Sicherheitsverglasung macht den Einbrechern das Leben schwerer. Gleiches gilt für einen verschließbaren Fenstergriff.  
Eine Folie in der Sicherheitsverglasung macht den Einbrechern das Leben schwerer. Gleiches gilt für einen verschließbaren Fenstergriff.    Foto: Julien Garroy / Editpress

Wagen kann auch Alkohol und Drogen

Dabei kann der Lieferwagen weitaus mehr als nur Einbruchsvorbeugung: „Das Innere kann leicht angepasst werden. Die Einrichtung lässt sich quasi von einer Minute auf die andere austauschen“, erklärt Pauly. Ob Alkohol, Gewalt, Drogen oder kriminelle Delikte: Den Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. „So können wir den Lieferwagen auch im Rahmen unserer Verkehrskampagnen einsetzen, wie etwa die ‚Gitt siichtbar‘-Initiative zur dunklen Jahreszeit“, so der Kommissar. „Oder bei Präventionskampagnen in den Schulen.“

Wichtig ist, dass die Mitarbeiter der Präventionsstelle stets auf dem neuesten Stand sind, was die jüngsten Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen angeht. „Was etwa die Einbruchsvorbeugung betrifft, stehen wir in einem ständigen Austausch mit den Kollegen der Spurensicherung“, erklärt Pauly. „Sie sind es nämlich, die bei ihrer Arbeit am Tatort zuerst mit neuen Vorgehensweisen konfrontiert werden. Mit ihren Informationen können wir unsere Beratung entsprechend anpassen.“

Premiere feierte der neue Präventionswagen der Polizei bei der jüngsten Ausgabe des „Glacismaart“ in der Hauptstadt. Weitere Auftritte werden derzeit vorbereitet. „Der Lieferwagen wird demnächst bei vielen Veranstaltungen zu sehen sein“, verspricht Kommissar Tim Pauly. Neben den geplanten Auftritten kann der Lieferwagen mitsamt den Beamten aber auch auf Nachfrage angefordert werden. Und das beim „Service national de prévention de la criminalité“ der Polizei via E-Mail an prevention@police.etat.lu.