LuxemburgEin Rekordjahr für den Versicherungssektor

„Das Jahr 2019 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Internationalisierung des Versicherungsortes Luxemburg vervollständigt wurde“, sagte Claude Wirion, Direktor des „Commissariat aux assurances“ (CAA), auf der Jahrespressekonferenz der Aufsichtsbehörde des Sektors. Nachdem die beiden Bereiche Lebens- und Rückversicherungen bereits seit einigen Jahrzehnten den größten Teil ihrer Einnahmen im Ausland erwirtschaften, ist dies seit 2019 nun auch im dritten großen Bereich, den Sachversicherungen, der Fall.

Insgesamt bezeichnete er das Geschäftsjahr 2019 als ein „sehr erfolgreiches“ für die Versicherungsbranche. In allen drei Bereichen ist das Volumen der eingenommenen Prämien gestiegen, insgesamt um 31,2 Prozent auf über 50 Milliarden Euro. Fast verdreifacht haben sich die Einnahmen im Bereich Sachversicherungen. Der Bereich Lebensversicherungen steht mit 26,9 Milliarden nur noch für rund die Hälfte der Einnahmen.

Laut der Summe der 2019 eingenommenen Prämien ist Luxemburg im Bereich Sachversicherungen auf den neunten Platz in Europa und den 20. Platz weltweit aufgestiegen. Im Vorjahr lag der Versicherungsstandort Luxemburg erst auf Platz 44. Im Bereich Lebensversicherungen konnte das Großherzogtum seinen achten Platz in Europa – und 19. weltweit – halten. Gerade für ein kleines Land wie Luxemburg sei das ein „ganz ehrwürdiger“ Rang, so Wirion. Für Rückversicherungen gebe es kein derartiges Ranking, bedauerte er.

Doch nicht nur der Versicherungsplatz Luxemburg, auch die Unternehmen selbst hatten ein gutes Jahr zu verzeichnen. Sie konnten ihre erwirtschafteten Gewinne verglichen mit dem Vorjahr auf 1,3 Milliarden Euro verdoppeln. Für die Staatskasse bedeutete das Steuereinnahmen in Höhe von 345 Millionen Euro, das zweitbeste Resultat der letzten Jahre.

Etwa 300 neue Arbeitsplätze hat der Sektor in den beiden letzten Jahren hierzulande neu geschaffen, schätzt das CAA. Die Mehrheit davon wegen neuer Aktivitäten, die im Zuge des Brexit von London nach Luxemburg verlagert wurden. Die Versicherer haben das gleiche Problem wie die Banken: Nach einem Brexit dürfen sie den europäischen Binnenmarkt nicht mehr von London aus bedienen.

Im laufenden Jahr 2020 scheint es mit dem Boom jedoch wieder vorbei zu sein: In den ersten sechs Monaten sind die Prämieneinnahmen im Bereich Sachversicherungen zwar weiter deutlich gestiegen – im Bereich Lebensversicherungen sind sie jedoch um mehr als 30 Prozent rückläufig. Die Behörde führt das einerseits auf das Niedrigzinsumfeld und andererseits auf den Covid-bedingten Rückgang der Geschäftskontakte zurück.