Slang (7)Ein Prank mit Swag: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (7) / Ein Prank mit Swag: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Eine Person mit Swag hat eine besonders coole und lässige Ausstrahlung. Der Begriff wird heutzutage aber mit einem gewissen Augenzwinkern benutzt. Foto: Freepik.com

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Englisch war immer schon eine Weltsprache. Mit dem globalen Siegeszug des Internets aber haben sich in den letzten Jahren mehr amerikanische Begriffe in unserem Sprachgebrauch etabliert als je zuvor. Im siebten Teil der losen Serie über die neuen Schlagworte aus Netz und Medien erklärt das Tageblatt, was es mit „whataboutism“ auf sich hat und wieso man sich vor „pranks“ hüten sollte, aber auch vor einer „cultural appropriation“. Noch mit dabei: „swag“, „simp“ und „dissing“.

Swag

Swag wird auch im deutschen Sprachgebrauch bereits über ein Jahrzehnt lang verwendet und wurde 2011 schon zum Jugendwort des Jahres gewählt. Der Ausdruck stammt vom englischen Verb „to swagger“, was in etwa „prahlen“ oder „herumstolzieren“ bedeutet. Laut Duden steht der Begriff für eine „beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“ und eine „charismatisch-positive Aura“. Eine Person mit Swag hat also eine besonders coole und lässige Ausstrahlung. Allerdings wird der Begriff heute vor allem ironisch gebraucht, da er schon seit langem in der Jugendsprache vorkommt und deshalb schon wieder an Coolness verloren hat. Werbegeschenke auf einer Party oder Veranstaltung werden übrigens auch als Swag bezeichnet.


Cultural appropriation

Die Indianer aus Cleveland – ein US-amerikanischer Baseballclub – sind ab Herbst Geschichte. Zum Saisonbeginn im Frühling 2022 werden die Spieler als Guardians auflaufen, in Anlehnung an die 13 Meter hohen „Guardians of Traffic“-Statuen, die seit hundert Jahren an der Hope Memorial Bridge über den Verkehr wachen.
Die Indianer aus Cleveland – ein US-amerikanischer Baseballclub – sind ab Herbst Geschichte. Zum Saisonbeginn im Frühling 2022 werden die Spieler als Guardians auflaufen, in Anlehnung an die 13 Meter hohen „Guardians of Traffic“-Statuen, die seit hundert Jahren an der Hope Memorial Bridge über den Verkehr wachen.

Dürfen Menschen weißer Hautfarbe Dreadlocks tragen? Sollte man im Karneval auf Turban oder Indianer-Schmuck verzichten? „Cultural appropriation“ ist ein sensibles Thema, das die Übernahme eines Bestandteils einer benachteiligten Kultur von Mitgliedern einer anderen Kultur bezeichnet. Im Deutschen geht auch von kultureller Aneignung die Rede. Ein prominentes Beispiel ist die Kontroverse um die Namen professioneller Sportmannschaften in den USA wie die „Washington Redskins“ (Football – jetzt Washington Football Team) oder die „Cleveland Indians“ (Baseball – ab 2022 Cleveland Guardians). Vom Maskottchen, einer Indianerkarikatur namens Chief Wahoo, hatten sich die Indians bereits 2019 getrennt. Eine schärfere Form der kulturellen Aneignung und ein absolutes No-Go ist das Blackfacing, also wenn sich Menschen weißer Hautfarbe das Gesicht dunkel anmalen. 


Simp

„Simp“ war ursprünglich die Abkürzung für „simpleton“, ein Dummkopf oder Trottel. Mit einer Abkürzung hat das Trendwort aber nichts mehr am Hut. „Simp“ ist vielmehr ein Akronym für – zartbesaitete Leser sollten jetzt weiterscrollen – „sucker idolizing mediocre pussy“. Im Netzjargon wird damit eine Person bezeichnet, die sich betont freundlich und überaus unterwürfig gibt, um sich dadurch Vorteile zu verschaffen. Meist ist damit ein Mann gemeint, der sich einer Frau in der Hoffnung unterwirft, sie auf diese Art für sich zu gewinnen. Das Benehmen ist allerdings nur Mittel zum Zweck. Geprägt wurde der Begriff auf den Streaming-Plattformen, die es den Zuschauern ermöglichen, ihren Protagonisten Geld zu überweisen. Den Simps wird vorgeworfen, dies bei Streamerinnen zu tun, um deren Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Simp bezeichnet in der Regel einen unterwürfigen Mann, der eine Frau mit Geschenken und Zuneigung überhäuft, um ihre Gunst zu erhaschen
Simp bezeichnet in der Regel einen unterwürfigen Mann, der eine Frau mit Geschenken und Zuneigung überhäuft, um ihre Gunst zu erhaschen Foto: Freepik.com

Prank

Wörtlich übersetzt bedeutet „prank“ auf Deutsch schlicht und einfach „Streich“. Allerdings hat sich der Begriff zuletzt auch in unserem Sprachgebrauch etabliert, und das vor allem über Youtube-Videos. In dem Sinne ist ein Prank weit mehr als nur ein harmloser Streich. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Reaktion des Opfers. Deshalb legen die Urheber oft ein sozial auffälliges, negatives, gar schädliches Benehmen an den Tag, um eine möglichst übertriebene Reaktion zu erhalten. Diese wird dann gefilmt und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Die Prank-Kultur hat dazu geführt, dass unzählige Youtube-Kanäle entstanden sind, die sich nur diesem Thema widmen. Derartige Videos erzielen sehr großes Interesse und bringen über Werbeeinblendungen den Video-Erstellern viel Geld.


Dissen

„Dissen“ kommt vom englischen Verb „to diss“, einer Kurzform von „disrespect“. Auf Deutsch hat der Begriff viele Übersetzungen: jemanden respektlos behandeln, niedermachen, beleidigen, blöd anmachen, fertigmachen oder durch den Dreck ziehen. In der Umgangssprache wird „dissen“ meist nur im Spaß verwendet. Ein Diss ist vor diesem Hintergrund eine kleine Neckerei oder scherzhafte Beleidigung. In unseren Sprachgebrauch gelang das Wort, wie so oft, durch die amerikanische Hip-Hop-Szene. Indem sie sich gegenseitig dissen, drücken Rapper ihre (vermeintlich) schlechten Beziehungen zueinander aus. Übrigens: „Dissen“ ist bereits seit 21 Jahren im Duden verzeichnet.


Whataboutism

Whataboutism ist ein Kofferwort aus dem englischen „What about …?“ (Was ist mit …?) und dem Suffix „-ism“ (-ismus). Laut Definition des „Oxford Living Dictionary“ ist der Begriff „die Praxis, auf eine Anschuldigung oder schwierige Frage mit einer Gegenfrage zu antworten oder ein anderes Thema aufzugreifen“. Kurz gesagt handelt es sich dabei um ein rhetorisches Ablenkungsmanöver, das bei unliebsamer Kritik den Fokus auf andere Dinge richten soll. Etwa indem man ein kritisches Argument mit einer kritischen Gegenfrage kontert, die auf einen Missstand auf der anderen Seite verweist. Ziel ist es, dem Urheber – bewusst oder unbewusst – den Wind aus den Segeln zu nehmen und gleichzeitig einer Antwort auszuweichen. So wird umweltbewussten Menschen gerne vorgehalten, selbst auch in den Urlaub zu fliegen. Bei Fragen nach eigenen Vergehen verweist Ex-US-Präsident Donald Trump indessen gerne auf die vermeintlichen Affären demokratischer Politiker. In beiden Fällen spricht man von Whataboutismus.