Ein konfuser Blick in den Sternenhimmel: Der Film „Sandstern“ setzt sich mit Liebe und Hoffnung auseinander

Ein konfuser Blick in den Sternenhimmel: Der Film „Sandstern“ setzt sich mit Liebe und Hoffnung auseinander

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Yilmaz Arslans Griff nach den Sternen ist nicht romantisch, sondern eine sehr harte Wirklichkeit. Allerdings drohen die vielen Botschaften, die sich in knapp 92 Minuten in „Sandstern“ zusammendrängen, den Zuschauer regelrecht zu überfordern. Trotz der Bezeichnung „Tragikomödie“ wird er das Kino eher nachdenklich verlassen.

Sommer 1980. Der zwölfjährige Oktay (Roland Kagan Sommer) kommt nach Deutschland, wo seine Eltern leben. Er war bis dahin bei seiner Oma in der Türkei geblieben, die sich jetzt aber nicht mehr um ihn kümmern kann. Oktay spricht kein Deutsch, er hat auch keine familiäre Beziehung mehr zu seinen Eltern, denen er nicht unbedingt willkommen ist und deren Leben er zwar mit großen Augen beobachtet, aber nicht immer so richtig versteht. Zu unterschiedlich sind die Kulturen der türkischen Provinz und der deutschen Großstadt.

In seiner neuen Heimat findet sich Oktay auch nicht so richtig zurecht. Für den guten Schüler ist es allein schon eine Schmach, wegen seiner fehlenden Sprachkenntnisse mit Erstklässlern zusammensitzen zu müssen. Trost findet er nur bei der 75-jährigen Nachbarin Anna (Katharina Thalbach), die ihn mit gutem Essen verwöhnt, ihm mit allen möglichen Lebensweisheiten zur Seite steht und auch hilft, als seine Krankheit auftritt.

Doch Anna stirbt und die Krankheit wird schlimmer, so dass Oktay letztendlich in einem Heim für behinderte Kinder landet. Er findet Sympathien und Freunde, doch auch hier muss er sich immer wieder gegen neue Vorurteile und stetige Fremdenfeindlichkeit wehren. „Sandstern“ ist der vierte Film des deutsch-türkischen Regisseurs Yilmaz Arslan.

Originell, aber sehr verwirrend

Seinen ersten Film, „Yara“, drehte er in den frühen 1990er-Jahren und schaffte es damit gleich bis nach Venedig zur „Mostra“. Einen Silbernen Leopard bekam er 2005 beim Filmfestival von Locarno für seinen dritten Film „Brudermord“.

Die „Ohnmacht des Alltages“ hat Arslan offensichtlich auch nach dreißig Jahren nicht losgelassen. Mit immer wieder neuen Anekdoten und unter unterschiedlichen Aspekten schildert er in „Sandstern“ den schwierigen Alltag eines Jugendlichen, der seiner alten Heimat nachtrauert und der neuen Umgebung nicht traut.

Dies umso weniger, als sich die persönlichen Tragödien häufen und er immer wieder neue Rückschläge erfährt. Dabei ist Oktay eigentlich ein lieber Junge, der spontan auf seine Mitmenschen zugeht und ihnen hilft, wo er nur kann, selbst wenn diese Hilfe immer wieder gekoppelt ist mit der Suche nach Anerkennung und Liebe.

So gesehen ist der Film, den Arslan aus seinen eigenen Erlebnissen und Ängsten gemacht hat, interessant. Er hat allerdings so viele unterschiedliche Aspekte angesprochen, dass der Zuschauer letztendlich den Überblick verliert und nicht weiß, worüber er zuerst nachdenken soll. Die märchenhafte Figur des Beduinen, der immer wieder auftaucht und sich in seiner Entdeckung der Welt an den Sternen orientiert, ist zwar eine originelle filmische Vorgehensweise, aber zu konfus, um sich als roter Faden durch die Geschichte zu ziehen und dem Zuschauer Halt zu geben.

Irritierend ist für den hiesigen Zuschauer auch die Tatsache, dass viele Szenen in Luxemburg gedreht wurden, sodass er die Orte wiedererkennt und somit aus dem „Minett“ ein Teil der kurdischen Integration in Deutschland wird. „Sandstern“ ist eine deutschluxemburgisch-belgische Produktion und bei allen Schwächen, die man luxemburgischen Filmen nicht verzeihen muss, letztendlich doch ein Muss. Nicht nur für diejenigen, die an den Luxemburger Filmstandort glauben. Der Film läuft ab sofort in den luxemburgischen Kinos.

Richtigstellung

Wir haben in diesem Online-Artikel Korrekturen vorgenommen. In den Kulturseiten des Tageblatt sowie auch online auf www.tageblatt.lu erschien nämlich am 5.Oktober ein Artikel zum Film „Sandstern“ der fehlerhaft war. In diesem Text stand, Arslan sei Kurde. Dies ist nicht zutreffend.

Ebenfalls war dort zu lesen, „Sandstern“ erzähle die Geschichte des Regisseurs Yilmaz Arslan selbst. Auch diese Information entspricht nicht den Tatsachen.

Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.