AuswandererEin Königreich für eine „Mettwurscht“: Warum es Maisy Prim-Thurmond immer wieder zurück nach Düdelingen zieht

Auswanderer / Ein Königreich für eine „Mettwurscht“: Warum es Maisy Prim-Thurmond immer wieder zurück nach Düdelingen zieht
Gute Mettwurst sucht Maisy Prim in ihrer Wahlheimat, den Vereinigten Staaten, vergebens. Bei ihrem Besuch in Luxemburg muss sie sich natürlich mit frischem Proviant eindecken.  Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Als blutjunges Mädchen verließ Maisy Prim 1961 ihre Heimatstadt Düdelingen Richtung New York. Ein Jahr zuvor hatte sie den jungen US-Soldaten Larry Thurmond geheiratet.

Kein einziges Wort Englisch habe sie gesprochen, sagt Maisy, als sie das vertraute Brill-Viertel in Düdelingen verließ. Mehr als sechzig Jahre später sitzt die muntere Rentnerin (80) mit Ehemann Larry (84) im Cottage-Hotel in Düdelingen, wo sie während ihres Aufenthaltes in der Heimatstadt wohnt. Hierhin zieht es sie regelmäßig zurück. Auch den sechzigsten Hochzeitstag wollte man hier verbringen. Covid-19 durchkreuzte den Plan.

In New York, wo sie erstmals US-Boden betrat, wartete niemand auf sie, erinnert sich Maisy. Für den Überflug hatte Larry ihr 50 Dollar gegeben. Er selbst war mit einer Militärmaschine nach New Jersey geflogen. Maisys Flugzeug war vier Stunden vor ihm gelandet. Quasi mit Blaulicht sei Larry herbeigebracht worden, erzählt sie schmunzelnd, nachdem sie einem Französisch sprechenden Offizier ihre Lage geschildert hatte. Man werde den schon finden, hatte dieser versprochen. Tatsächlich wurde er mit der Militärpolizei zu seiner jungen Ehefrau geführt.

Von der IBM zur Polizeistation in Kalifornien

Kennen gelernt hatte sich das Paar bei einer Tanzveranstaltung, zu der Maisys Schwester sie mitgenommen hatte. Der junge Larry war mit einigen Kameraden damals im grenznahen Angevillers stationiert. An eine nähere Beziehung oder gar Hochzeit habe sie nicht im Traum gedacht. „Damals habe ich noch Völkerball gespielt“, sagt sie. Bei Larry soll es jedoch gleich gezündet haben. Die werde ich heiraten, habe er einem seiner Kameraden gesagt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Die Wende brachte der erste Elvis-Presley-Film, der im „ale Palace“ gezeigt wurde. Maisy wollte unbedingt den Film sehen. Da niemand mit ihr ins Kino wollte, nahm Larry sie mit. Der Heiratsantrag folgte gleich im Anschluss. Sie war sechzehn. „Warum nicht, habe ich geantwortet. Ich weiß heute noch nicht, warum“, sagt sie mit schelmischem Blick.

Larrys Beruf verschlug das Paar in mehrere US-Staaten, wo Larry abkommandiert wurde und studierte. An ein Hausfrauen-Dasein wollte sie zu keinem Zeitpunkt denken. Und so schloss sich ein Job dem anderen an. Zuerst bei IBM, dann bei einer Bank, zum Schluss als Bürokraft auf einer Polizeistation in Kalifornien. Bis vor zwei Jahren noch war Maisy berufstätig. Auf ihren letzten Job stieß sie zufällig. An dem Tag, als sie mit 65 nach 23 Jahren bei der Vereinigung der Tierärzte Kaliforniens in Rente ging, wurde sie von einer Polizeistreife angehalten wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. Im Gespräch mit dem Polizeibeamten, dem sie von ihrer misslichen finanziellen Lage als frischgebackene Rentnerin erzählte, bot dieser ihr spontan an, doch auf der Polizeistation zu arbeiten. Daraus sollten dreizehn weitere Berufsjahre werden. Die Corona-19-Pandemie zog einen definitiven Strich unter dieses arbeitsreiche Leben. Allen älteren Mitarbeitern sei per E-Mail gekündigt worden, sagt Maisy. Seitdem genießt sie mit Larry ihre Pension. Sie leben in einer Sun City in Kalifornien – eine jener Städte für Menschen über 55 Jahre.

Sie habe sich die Sprache selbst angeeignet, sagt Maisy, indem sie immer wieder neue Wörter aufschnappte, die Übersetzung Luxemburger Begriffe erfragte und erlernte. Fiel die Eingewöhnung schwer? Schon, denn ihr Mann war oft auf Dienstreisen. Heimweh habe sie immer gehabt. Das habe sie auch ihrem Ehemann gesagt. Doch alles Jammern half nichts. Der habe nicht darauf reagiert, meint sie und schaut ihren Mann an. Er habe sie reden lassen. Larry, der Luxemburgisch versteht, aber nicht spricht, schmunzelt. Ohnehin rede Larry, dessen Großvater ein Häuptling der Powhatan – einer Gruppe von Native Americans in Virginia – war, wenig. Ein Glück für sie, meint Maisy. Sie rede statt seiner. Man ergänze sich ausgezeichnet. Was wohl die Langlebigkeit der Ehe mit erkläre, lacht sie.

Ehemann Larry versteht Luxemburgisch, überlässt seiner Frau Maisy aber das Wort. Man ergänze sich halt, so die geborene Düdelingerin.
Ehemann Larry versteht Luxemburgisch, überlässt seiner Frau Maisy aber das Wort. Man ergänze sich halt, so die geborene Düdelingerin. Foto: Editpress/Alain Rischard

Die „Mettwurst“ im Gepäck

Was sie in ihrer Wahlheimat vor allem schätzt? Das Wetter, sagt sie. Was sie vor allem vermisst? Ihre Kirche in Düdelingen, in die sie stets als Erstes geht, auch wenn sie nicht betet, sondern dem da oben bloß kundtut, dass sie wieder da ist. Und dann „Mettwurschten“. Daher bereite sie auch nie „Bouneschlupp“ zu, meint sie augenzwinkernd in Richtung Ehemann. Und Larry? Hätte er in Luxemburg leben können? Nein, so die spontane Antwort. Alles sei so klein, die Straßen so eng. Er liebe weite Räume und breite Straßen. Aber Luxemburgs Schlösser und Burgen, die gefallen ihm.

Kontakt zu anderen Luxemburger Emigranten in den USA? Ja, da gebe es verschiedene Bekannte und Freundinnen, sagt Maisy und zählt mehrere Vornamen von Luxemburgerinnen auf, die wie sie in die sogenannte Neue Welt ausgewandert sind. Wie sie sich fit hält? Sie sei immer neugierig. Wolle immer alles wissen, sagt die eifrige Googlerin. Ärzte seien vor ihr unsicher. Denn ob Arznei oder Therapie, allein dem Wort der Halbgötter in Weiß traut sie nicht. Sie informiere sich selbst und so manchmal hat sie den Arzt in Erklärungsnot gebracht.

Die rüstigen Rentner blieben dieses Mal knapp zwei Wochen in Luxemburg. Über Frankfurt flogen sie vor einigen Tagen nach San Francisco zurück. Nicht ohne zuvor ein paar „Mettwurschten“ vakuumverpackt eingesteckt zu haben. In der Hoffnung, der Zollhund am Flughafen in San Francisco möge die wertvolle Fracht nicht erschnüffeln.

Im ersten Stock rechts ist Maisy Prim vor 80 Jahren geboren. Sie freut sich, ihr Geburtshaus nach all den Jahren noch vorzufinden.
Im ersten Stock rechts ist Maisy Prim vor 80 Jahren geboren. Sie freut sich, ihr Geburtshaus nach all den Jahren noch vorzufinden. Foto: Editpress/Alain Rischard
mausketti
22. Oktober 2022 - 14.42

Fillmols merci. Mettwurschten sin durech kom.. Haut gett Bouneschlupp gekacht. :-)