„Ein bisschen wie in Venedig“

„Ein bisschen wie in Venedig“

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„Das Wasser geht zurück“, ist ein Satz, der aktuell an der Mosel vielfach kursiert. Nach den vom „Service de la navigation“ prophezeiten 7,10 Meter Pegelstand, der in der Nacht von Sonntag auf Montag erreicht wurde, geht das Wasser am Montag zurück. Aber nur langsam.

In den Winzerdörfern entlang des Flusslaufs pumpt, wer kann, seinen Keller aus. Und in Remich sind die Mitarbeiter des „Einsatzzentrums Bous-Remich-Stadtbredimus“ mit dem Schiff nach wie vor im Einsatz. Die Stadt trifft es meist besonders hart, wenn Hochwasser kommt. Seit viertel vor sechs bringen sie Menschen per Schiff aus den Häusern ins Trockene, damit sie von dort aus den Weg zur Arbeit fortsetzen können. Schulkinder profitieren ebenfalls von dem „Service“, der von Gemeindeangestellten der Stadt Remich angeboten wird.

Sie werden zu Stellen gefahren, wo der Bus fahren kann. Nicht nur von Beamten. Auch einer der beiden Chefs von „Toiture Schengen Koch“ schiebt ehrenamtlich Dienst. Gestern war er auch schon im Einsatz. Heute hat er sich freigenommen. Eine Selbstverständlichkeit ihm zufolge. „Ich bin stellvertretender Chef von dem Service und dann muss man auch zu seiner Verantwortung stehen“, sagt er.

„Wenn die sagen ‚räumen‘, gilt das“

Die Stimmung in dem dreiköpfigen Team ist gut. Da bleibt Zeit für ein Schwätzchen mit Neugierigen, hier und da eine Raucherpause und vor allem viel Zeit für Witze. Die drei vom Hochwasser haben Humor. „Fast wie in Venedig hier“, sagt Arbeitskollege Guy Stephany und macht eine ausladende Handbewegung. „Es fehlt die Musik“, wirft jemand ein. „Nee, wir singen auch, wenn es sein muss“, kontert Stephany trocken. Wie das wohl klingen mag?

Währenddessen läuft in der „Boulangerie-Pâtisserie Mosella“ alles wie gehabt. Croissants, Brötchen und Kuchen gehen über die Theke wie jeden Tag. Alles normal also? „Wir machen hier so lange weiter, bis das Wasser in den Verkaufsraum läuft“, flachst Betty Funk, seit über zwei Jahrzehnten Verkäuferin im Laden. Das wird wohl nicht passieren. Funk öffnet die Tür zum vollgelaufenen Keller und sagt den Satz aller Sätze. „Es geht zurück“. Geräumt wurde vorsorglich schon am Freitagnachmittag, als die Nachrichten sich überschlugen. „Da hört man am besten auf alteingesessene Remicher“, sagt Funk, „wenn die sagen ‚räumen‘ gilt das“.

Wann zurückgeräumt werden kann und sich das Hochwasser zurückgezogen haben wird, ist unklar. Auch am Montag, Stand 14.00 Uhr, gibt es als einzige Information den Warnbericht des „Service de la navigation“ von Sonntag, Stand 17.00 Uhr.

Ekojhang
9. Januar 2018 - 8.28

Gut formuliert! Auf der deutschen Seite der Mosel hat man ja gezeigt wie es gemacht wird. Leider scheint man im reichen Luxemburg andere Interessen zu haben als den Leuten an der Mosel zu strukturell zu helfen

Luss
9. Januar 2018 - 7.03

@Norbert Muhlenbach.Der heilige Bürokratius verhindert das hartnäckig ! Auch käme das Problem hinzu, wer diese Spundwände errichten soll wenn das Hochwasser am Wochenende kommt. Schließlich hat dann jeder frei.....

Norbert Muhlenbach
8. Januar 2018 - 17.49

Eine banale Frage, seiten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten kennen wir das Phaenomen Hochwasser und seine Probleme. Schauen wir auf die Stadt Koeln oder Duesseldorf, doet hat man Spuntwaende montiert, umm die Schaeden in Grenzen zu halten, bzw ganz abzuwenden. Koennte man das nicht auch in Remich, Grevenmacher, usw machen? Muessn die armen Menschen dieses Hochwasser und seine Schaeden immer hinnehmen? Woran liegt das, dass nicht intelligent interveniert wird? Geht es nicht, oder will man nicht??

Mars
8. Januar 2018 - 16.03

Der Service de la Navigation macht keine Prophezeiungen sondern Berechnungen, denn sie sind keine Proheten !