Afghanistan-Krise / „Eigentlich ist es traurig“: Bausch kritisiert EU für fehlende Lösung zur Flüchtlingsfrage
Die Lage in Afghanistan bleibt weiterhin kompliziert – auch für die Einwohner Luxemburgs, die noch immer dort festsitzen und bislang nicht evakuiert werden konnten. Das erklärt Luxemburgs Verteidigungsminister François Bausch in einem Interview mit dem Radiosender 100,7. Dabei kritisierte er auch die EU für das Ausbleiben einer gemeinsamen Lösung in der Flüchtlingsfrage.
Der Luxemburger Verteidigungsminister François Bausch hat am Montag in einem Interview mit Radio 100,7 erklärt, dass es noch immer nicht gelungen sei, die Einwohner Luxemburgs zu evakuieren, die in Afghanistan festsitzen. Die Situation am Flughafen in Kabul sei weiterhin kompliziert. Mittlerweile sei die Zahl der Großherzogtum-Einwohner, die nach Luxemburg gebracht werden sollen, außerdem von sechs auf neun geklettert. Das liege daran, dass die Regierung zunächst nur von denjenigen ausgegangen war, die „offiziell“ in Afghanistan sind – Menschen, die zum Beispiel aus familiären Gründen privat dort waren, hätten sich schließlich von selbst gemeldet und um Hilfe gebeten.
Es sei nicht möglich, die Leute einfach mit einem Helikopter aus dem Gebiet herauszuholen – solche Aktionen brächten diverse Risiken mit sich, sagt der Minister. Es seien mittlerweile rund 100 Anfragen an Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn herangetragen worden, bei denen es um Evakuierungen in Verbindung mit Luxemburg geht – diese müssten allerdings alle kontrolliert werden, erklärt Bausch. Generell sei man bei der Organisation der Evakuierungen „nicht kleinlich“ und versuche, „nicht bürokratisch zu sein“.
Was die Vielzahl an Flüchtlingen angehe, die durch die Krise in Afghanistan entstehe, sagt Bausch, es sei traurig, dass die Europäische Union dazu keine „gemeinsame Linie“ zustande bringe. Dabei spricht er auch die Verantwortung an, die die EU seiner Ansicht nach in dieser Krise habe. Kanada hätte sich beispielsweise bereiterklärt, 20.000 Menschen aus dem Krisenland aufzunehmen – rechne man die gleiche Zahl auf die EU herunter, sei das eine vergleichsweise geringe Zahl pro Mitgliedsland.
Taliban: keine Verlängerung der Evakuierungen
Der Verteidigungsminister geht zudem nicht davon aus, dass die amerikanischen Soldaten, die zurzeit den Flughafen in Kabul sichern, zum derzeit geplanten Zeitpunkt am 31. August abziehen werden. Nach dem Abzug der US-Soldaten werde es deutlich schwerer, dort zu operieren – auch wenn die Zusammenarbeit zwischen den US- und EU-Soldaten vor Ort laut Bausch nicht immer reibungslos funktioniert habe. Die EU habe zwar auch noch Kräfte in dem Gebiet, allerdings hätten die Amerikaner durch die bisherige Präsenz ihrer stationierten Kräfte einen besseren Überblick über die Situation.
Die Taliban drohen laut dpa unterdessen mit Konsequenzen, sollten die USA ihre Einsatzkräfte nicht wie vereinbart zum 31. August aus Afghanistan abziehen. „Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbitten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein“, sagt Suhail Schahin, ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha, der Hauptstadt Katars.
Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine „rote Linie“, so Schahin weiter. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Dazu gebe es keinen Grund. Er fügt hinzu: „Es wird Misstrauen schaffen zwischen uns. Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen.“ (Red./dpa)
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