Eigen und bezaubernd: Alternative-Rock-Ikonen The Breeders sind im Atelier richtig gut drauf

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Am Freitagabend gastierten wahre Alternative-Rock-Ikonen im Atelier: The Breeders. Die Band der Deal-Schwestern hatte einen ihrer sehr guten Tage.

Von Kai Florian Becker

Im Vorfeld waren ganz unterschiedliche Meinungen über die jüngsten Europa-Auftritte der US-Band zu vernehmen gewesen. Ein Vertreter der deutschen Dependance ihrer britischen Plattenfirma meinte, so cool wie Sängerin und Gitarristin Kim Deal „wird eh nie mehr ein Mensch sein“. Ein Bekannter sah sie eine Woche später und war trotz jahrelanger heimlicher Verliebtheit in die Frontfrau maßlos enttäuscht. Wie würde also der Abend in Luxemburg werden?

Nun, am Freitag hatte das Quartett einen exzellenten Tag erwischt. Schon nach dem ersten Lied, „Saints“, applaudierte das Publikum begeistert. Es folgte „Wait In The Car“, die Single ihres im März veröffentlichten fünften Albums „All Nerve“, in der sich Kim Deal und ihre Schwester, die Gitarristin Kelley Deal, wie gewohnt den Gesang teilten. Es wechselte zwischen ruhigen, melancholischen Nummern wie „Off You“ und energiegeladenen Alternative-Rock-Songs mit Gitarren-Feedback („Space Woman“) hin und her.

Keine Frage, The Breeders waren gut drauf. Kim Deal überlegte irgendwann laut, ob ihre Band schon mal in Luxemburg gespielt hatte und war sich ziemlich sicher, dass dem nicht so sei. Ob sie allerdings je mit den Pixies, der anderen großen Alternative-Rock-Band, die sie bis 2013 jahrelang mitgeprägt hatte, im Großherzogtum zu Gast war, daran konnte sie sich nicht erinnern.

„La première fois“, meinte Bassistin Josephine Wiggs daraufhin ganz trocken. Sie war eh großartig: verzog nie eine Miene, bewegte sich kaum und zupfte souverän die Basssaiten. Für „MetaGoth“ wechselte sie allerdings mal zur Gitarre und zum Gesang. Nach knapp 45 Minuten kam schon der große Breeders-Hit „Cannonball“, ihr einzig nennenswerter Charterfolg seit ihrer Gründung Ende der Neunziger. Andere Bands hätten sich diesen für die Zugaben aufgehoben. Aber The Breeders sind eigen. Danach: tosender Applaus und „Allez“-Gebrülle. Den regulären Teil ihres Sets beendeten sie mit „Gigantic“, einem Pixies-Song aus dem Jahr 1988.

Die Breeders-Geschichte ist, wie zuvor angedeutet, eng verbunden mit jener der artverwandten Pixies, da Kim Deal viele Jahre in beiden Bands parallel spielte – nur mit dem feinen Unterschied, dass sie bei den Breeders einiges an Mitspracherecht hat, während sich bei den Pixies alles um Black Francis alias Frank Black dreht.

2013 trennten sich ihre Wege zum zweiten Male. Danach veröffentlichte Kim Deal einige Solo-Singles, vor allem aber kümmerte sie sich wieder um die Breeders. Jene Band, die sie mit der ehemaligen Throwing-Muses-Gitarristin und -Sängerin Tanya Donelly gegründet hatte. Die ist schon seit 1992 nicht mehr an Bord.


Aber Kim Deal hat mit ihrer Schwester Kelley, Schlagzeuger Jim Macpherson, die beide mit Unterbrechungen seit 1992 dabei sind, und Gründungsmitglied Wiggs ein seit Jahren eingespieltes Team an ihrer Seite, das am Freitag sehr gut aufgelegt war.

So imitierte Kelley den Violinen-Part in „Drivin On 9“, im Original von Ed’s Redeeming Qualities, mit ihrer Stimme. Für „Off You“ schnallte sie sich überraschend einen zweiten Bass auf der Bühne um.

Wie gesagt, eigen sind sie, die Breeders – und sie waren bezaubernd.