Mittwoch12. November 2025

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EditorialDuarte und Co. verurteilt: Verrückte, Verpeilte und Verblendete gibt es in allen Gesellschaftsschichten

Editorial / Duarte und Co. verurteilt: Verrückte, Verpeilte und Verblendete gibt es in allen Gesellschaftsschichten
Das Erschießungsvideo   Quelle: Screenshot RTL

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Jeweils zur Höchststrafe verurteilte das Gericht vier Dschihadisten aus Luxemburg. Von ihnen soll nur noch Steve Duarte leben, die anderen drei sind mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tot. Duarte soll dagegen in einem Gefängnis im Norden Syriens sein, das letzte Lebenszeichen von ihm stammt allerdings aus dem Jahr 2022. 

Ist es sinnvoll, vier mutmaßliche Terroristen, von denen mindestens drei tot sind, in Abwesenheit zu verurteilen? Diese Frage wurde im Vorfeld des zweitägigen Prozesses Mitte Juni gestellt. Die Antwort darauf kann nur „ja“ lauten. Solange kein Totenschein vorliegt, werden die IS-Kämpfer von der Justiz so behandelt wie jeder andere auch. Deshalb ist es zum Prozess gekommen. Der war aber vor allem wichtig, um zu erfahren, wie es zur Radikalisierung der vier jungen Menschen aus Luxemburg gekommen war. 

Was dabei vor Gericht zutage kam, ist alarmierend. Es zeigt, dass Luxemburg keineswegs eine Insel ist. Denn die vier Terroristen gingen allesamt in der Tewhid-Moschee in der Escher Brillstraße ein und aus. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie eine Rolle bei der Radikalisierung der jungen Männer gespielt hat. Vor Gericht zeigte sich auch, was wirklich hinter diesen Koranverteilungen in Luxemburg-Stadt und in Esch steckte. Denn was ein wenig aussieht wie ein harmloser Versuch, die Menschen für den Islam zu interessieren, geschah laut Staatsanwaltschaft ganz bewusst zu Rekrutierungszwecken von Jugendlichen zum Salafismus.  

Eine wichtige Rolle bei der Radikalisierung der vier spielten auch Hassprediger aus Deutschland. Und natürlich die sozialen Netzwerke. Heute erreichen religiöse Influencer auf Social Media ein Millionenpublikum und prägen so die religiösen Überzeugungen vieler Menschen. Die vier nun verurteilten IS-Kämpfer aus Luxemburg passen ins „Beuteschema“. Sie waren sozial isoliert, psychisch labil und verbrachten viel Zeit im Internet. 

Unter dem Strich aber bleibt auch, dass man sich trotz aller während des Prozesses bekannt gewordenen Details zur Radikalisierung der jungen Männer vor Verallgemeinerungen hüten sollte. Es ist nicht so, dass es in Luxemburg von potenziellen Attentätern oder Gotteskriegern wimmelt. Auch ist es sinnlos, Muslime über einen Kamm zu scheren und unter Generalverdacht zu stellen. Verrückte, Verpeilte und Verblendete gibt es überall, in allen Gesellschaftsschichten, egal welcher Religion. Und dass Duarte und Co. in der Tewhid-Moschee verkehrten, bedeutet nicht automatisch, dass sie eine Brutstätte des Extremismus ist. Islamfeindliche Pauschalurteile, wie sie oft aus dem rechten Eck zu vernehmen sind, fördern nicht etwa die Sicherheit, sondern genau genommen nur die Radikalisierung.   

Ali
15. Juli 2025 - 17.31

@ Manni / Deen Armen !!

Reinertz Barriera Manfred
15. Juli 2025 - 8.26

Der Mann wurde in Abwesenheit verurteilt, ohne Rechtsbeistand, fördert das die Gerechtigkeit?