Olympische SpieleDirektor der Eröffnungsfeier wegen Holocaust-Witzen entlassen

Olympische Spiele / Direktor der Eröffnungsfeier wegen Holocaust-Witzen entlassen
Kentaro Kobayashi verliert wegen Witzen über den Holocaust seinen Posten als Regisseur der Olympischen Spiele Foto: AP/dpa

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Der Regisseur der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ist einen Tag vor der großen Show entlassen worden – wegen herablassender Witze, die er vor mehr als 20 Jahren als Comedian über den Holocaust gemacht hatte.

Bei den Organisatoren der Olympischen Spiele in Tokio herrscht momentan Aufruhr: Kentaro Kobayashi, der Regisseur der Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen, ist am Vortag der Eröffnungsfeier von seinen Aufgaben entbunden worden. Dies teilt das Organisationskomitee der Olympischen Spiele mit. Die japanische Regierung sei darum bemüht, die Olympischen Spiele 2020 ganz im Sinne der olympischen und paralympischen Werte von Harmonie und Einigkeit durchzuführen, sagt Hashimoto Seiko, die Präsidentin des Komitees.

Kanemitsu Tanaka, Kulturattaché der japanischen Botschaft in Luxemburg, verweist am 22. Juli in einer offiziellen Stellungnahme auf eine Erklärung des japanischen Außenministers Toshimistsu Motegi. In diesem Statement adressiert er die herablassenden Witze, die der Regisseur der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Kentaro Kobayashi in seiner Vergangenheit erzählt hat. Die von Kobayashi über den Holocaust geäußerten Sprüche würden gegen die Grundprinzipien der Olympischen Spiele verstoßen. 

„Der Holocaust ist eine Abscheulichkeit der menschlichen Geschichte und die von Kobayashi getätigten Aussagen sind inakzeptabel“, sagt der japanische Außenminister, und weiter: „Solche Sprüche wenden sich vollkommen gegen den Gedanken einer Gesellschaft, die in Harmonie leben möchte.“ 

Der Grund für die Entlassung des Comedians sind geschmacklose Witze über den Holocaust, die er 1998 in einer Show geäußert hat. Die Videos seiner Witze über den Holocaust kursieren seit kurzer Zeit im Internet.„Oh, for the time when we talked about having a pretend play of the Holocaust“ heißt es im Skit, den Kobayashi 1998 gespielt hat. Ein Skit ist meistens eine kurze Darbietung eines Künstlers und dient der Belustigung. Kobayashis Skit ist auf Youtube zu finden.

Weitere mehr oder weniger freiwillige Aussteiger

Erst Anfang der Woche hatte der japanische Musiker Cornelius eine Teilnahme an der Eröffnungszeremonie abgesagt. Der J-Pop-Künstler mit bürgerlichem Namen Keigo Oyamada hatte seinen Auftritt wegen starker öffentlicher Kritik an einigen seiner früheren Aussagen zurückgezogen. Im Internet waren zuletzt Videos aufgetaucht, in denen der Künstler offen und ohne Reue darüber spricht, wie er früher behinderte Mitschüler gemobbt hat. Dies geht aus einem Youtube-Video hervor. 

Außerdem hatte der Kreativdirektor Hiroshi Sasaki sich bereits im März einen Skandal bezüglich der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele geleistet. Nachdem er ein Plus-Size-Model als „Olympig“ bezeichnet hatte, war er angesichts des dadurch ausgelösten Skandals zurückgetreten. Das meldet der Sport-Informations-Dienst am Donnerstag. 

J-Pop

Die Abkürzung J-Pop ist die Abkürzung für Japanese Pop Music und bezeichnet ein breit ausgelegtes musikalisches Genre. Das Genre hat sich in den 1990er Jahren etabliert. Der Name J-Pop soll primär die Unterscheidung zwischen inländischer und ausländischer Musik erleichtern.