Differdingen fährt auf Elektromobilität ab

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Sie wollen saubere und energieeffizientere Straßenfahrzeuge fördern: Das haben der Europaabgeordnete Claude Turmes und Differdingens Bürgermeister Roberto Traversini, beide von „déi gréng“, gemeinsam.

„Es ist schwierig, auf die Gesundheit der Menschen ein Preisschild zu kleben“, erklärte der Differdinger Bürgermeister Roberto Traversini bei der Pressekonferenz am Montag zum Thema Verkehrswende als gesundheits- und klimapolitische Notwendigkeit. Differdingen möchte in Zukunft konsequent auf Elektromobilität setzen. Elektrobusse seien sicher etwas teurer als die gängigen Dieselfahrzeuge, doch der Bürgermeister sei auch dazu da, um auf die Lebensqualität und Gesundheit seiner Bürger zu achten.

Dieser Typ Bus sei außerdem der erste Elektro-Bus, der überhaupt serienmäßig gebaut werde. Die Städte könnten nun mal nicht so weitermachen wie bisher. „Wenn der Staat und die Gemeinden es nicht machen, wer dann?“, fragte Traversini abschließend. Seit dem Einsatz seiner vier elektrischen „Diffbusse“ hat Differdingen in den vergangenen 11 Monaten 105.000 Liter an Kraftstoff eingespart. Außerdem wurden 310.000 Tonnen an CO2 eingespart. Durch die Elektrobusse sei die Lärmbelästigung ebenfalls viel weniger geworden. Nach und nach soll der Fuhrpark zu 90 Prozent mit Elektro-Fahrzeugen ersetzt werden. Im Moment besitze die Gemeindeverwaltung in etwa ein Dutzend solcher Fahrzeuge.

Differdingen als europäisches Vorbild

Der Europaabgeordnete Claude Turmes ist Berichterstatter des Industrieausschusses des Europäischen Parlaments für den Gesetzesvorschlag über die Förderung sauberer und energieeffizienter Straßenfahrzeuge: „So wie Differdingen auf Elektromobilität setzt, so soll in Zukunft ganz Europa handeln.“ Die europäische Gesetzgebung soll die öffentlichen Auftraggeber wie den Staat und die Gemeinden dazu verpflichten, ihren Fuhrpark bis zum Jahr 2030 auf Elektromobilität umzustellen.

Die Frage, die sich hier stelle, so Turmes weiter, sei nicht, ob sich die Elektromobilität durchsetze, sondern wo die entsprechenden Fahrzeuge in Zukunft produziert werden. In China, im Silicon Valey oder in Europa? Der Markt für Elektro-Fahrzeuge entwickele sich rasant. Doch Europa habe diesen Trend bisher verschlafen.

Ein zusätzlicher Punkt dazu sei, dass der öffentliche Sektor mit 1,8 Trillionen Euro (14% des EU-BIP) jährlich selbst einer der größten Konsumenten sei. Damit werde eine große Nachfrage an Elektromobilität – und ein geschützter Markt in Europa geschaffen. Darüber hinaus muss die Politik laut Turmes noch drei Hausaufgaben erledigen, damit Elektromobilität sauber ist und bleibt.

Ein Schwerpunkt liegt auf den „grünen Batterien“. Deren Herstellung soll auf 100 Prozent erneuerbaren Energien basieren. Außerdem sollen die Batterien eine hohe Energiedichte haben und eine hohe Wiederverwertbarkeit besitzen. Der Strom für Elektroautos soll in Zukunft ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. Die europäische Gesetzgebung soll die Automobilindustrie verpflichten, den Bau neuer Solar- und Windkraftanlagen anzuregen. Sonst sei es irreführend, sie als „Null-Emissions-Fahrzeuge“ zu bezeichnen. Damit sich Elektromobilität durchsetzen könne, müssten Ladestationen in Europa flächendeckend angeboten werden, so Turmes abschließend.


Zwei Gesetzesinitiativen

Auf europäischer Ebene werden momentan zwei Gesetzesinitiativen besprochen, die sich um Elektromobilität drehen. Bei der ersten stehen Post-2020-CO2-Grenzwerte für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge im Mittelpunkt: Hier sollen sehr strenge Grenzwerte für Fahrzeugflotten beschlossen werden, um ein starkes Signal an die Industrie zu senden. Bei dem zweiten Gesetz zur Öffentlichen Beschaffung von Null-Emissions-Fahrzeugen – bei der Claude Turmes Berichterstatter ist – soll über nationale Zielvorgaben dafür gesorgt werden, dass erneuerbare Elektromobilität bevorzugt wird.


Null Treibhausgase bis 2050

Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, dass Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 bei null liegen müssen. Dies bedeutet konkret, dass eigentlich ab 2030 keine konventionell angetriebenen Fahrzeuge mehr verkauft werden sollen. Zu den Stickoxidemissionen kommt
der Verkehrs- und Industrielärm, der immer weiter zunimmt. Langfristiges Aussetzen von hohen Lärmpegeln kann der Weltgesundheitsorganisation zufolge erhöhten Blutdruck und Herzinfarkte auslösen.