EU-Reaktion auf die Belarus-KriseDiesmal steht die Front gegen Lukaschenko

EU-Reaktion auf die Belarus-Krise / Diesmal steht die Front gegen Lukaschenko
„Absolute Schande“: Die EU verurteilt Lukaschenkos Vorgehen Foto: AFP/Sergej Gapon

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Es hat ein bisschen gedauert, aber nach anfänglichen Konfusionen scheint die EU in der Belarus-Krise mit einer Stimme zu sprechen. Lukaschenko drohen neue Sanktionen.

Die EU hat Belarus nach dem Ryanair-Vorfall mit neuen harten Sanktionen gedroht. „Dieser beispiellose Vorfall“ werde „nicht ohne Konsequenzen bleiben“, kündigte Ratspräsident Charles Michel am Montag in Brüssel an. Vor Beginn eines zweitägigen Sondergipfels wurden eine internationale Untersuchung des Vorfalls sowie ein Flug-verbot für die belorussische Airline Belavia diskutiert.

Die 27 EU-Politiker waren um Geschlossenheit bemüht – nachdem sie zunächst wild durcheinander geredet hatten. Schon bei der Einschätzung herrschte keine Einigkeit. War der Vorfall in Minsk nur eine erzwungene Landung – oder eine Flugzeug-„Entführung“, wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schrieb? Muss man gar von „Staatsterrorismus“ sprechen, wie die Regierung in Polen?

Für Verwirrung sorgte auch EU-Verkehrskommissarin Adina Valean. „Tolle Nachrichten für alle, insbesondere für die Familien und Freunde der Menschen an Bord“, schrieb die Rumänin am Sonntagabend auf Twitter, nachdem das Ryanair-Flugzeug nach einer stundenlangen Zwangspause auf dem Minsker Flughafen nach Vilnius weitergeflogen war.

Von „Staatsterrorismus“ bis zu „guten Nachrichten“

„Eine absolute Schande“ sei dieser Kommentar, empörte sich prompt der französische Europaabgeordnete Raphael Glucksmann. Valean müsse zurücktreten, forderte der deutsche Grünen-Parlamentarier Rasmus Andresen; sein Aufruf („Resign“) fand allerdings kaum Widerhall.

Wie viele andere Kommentare zeugt er von der Konfusion, die in Brüssel herrscht. Die EU-Politiker schafften es auch in dieser Krise zunächst nicht, mit einer Stimme zu sprechen. Schon beim blutigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas in der vergangenen Wochen hatten sie wild durcheinander geredet und am Ende nichts ausgerichtet.

Die EU-Politiker müssen beweisen, dass sie sich nicht auch noch vom ‚letzten Diktator Europas’ vorführen lassen

Nun müssen sie beweisen, dass sie sich nicht auch noch vom „letzten Diktator Europas“, dem weißrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, vorführen lassen. Die EU hatte wegen der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Belarus bereits im vergangenen Jahr mehrere Sanktionspakete gegen Lukaschenkos Umfeld verabschiedet.

Verändert haben sie nichts, die Repression geht unvermindert weiter. Nun zielt Lukaschenko auch noch auf Blogger wie Roman Protassewitsch, der im EU-Land Litauen Schutz vor Verfolgung gesucht hatte und bei der Zwangslandung in Minsk festgenommen worden war. Und das zu einem Zeitpunkt, da die EU versprochen hat, mehr denn je für den Schutz der Pressefreiheit einzutreten.

Das ist in harter Schlag, dem die Europäer wenig entgegensetzen können. Außer Sanktionen ist nicht viel drin. Immerhin, diesmal ist kein EU-Land ausgeschert – wie im vergangenen Herbst, als Griechenland und Zypern wochenlang die ersten Sanktionen gegen Belarus blockierten, um ein härteres Vorgehen auch gegen die Türkei zu erzwingen. Ein neues Sanktionspaket dürfte kaum am Widerstand einzelner Staaten scheitern, heißt es in Brüssel.

In der neuen Belarus-Krise soll sich nicht wiederholen, was die EU zuletzt im Streit um China und Hongkong erlebt hatte: Dass einzelne Länder wie Ungarn einen Beschluss verhindern und so die gemeinsame Außenpolitik lächerlich machen. Diesmal, so scheint es, steht die europäische Front der Lukaschenko-Gegner.

lucilinburhuc
25. Mai 2021 - 15.41

@Charles M. Richtig! Das nennt man Verhältnismässigkeit. Der moralischer Kompass zeigt bei manchen nicht gen Norden sondern dreht unkontrollier in alle Richtungen.

Charles M.
25. Mai 2021 - 12.31

Es gibt doch wohl einen Unterschied zwischen dem vorgetäuschten Bombenalarm, erzwungener Landung in Minsk mit Hilfe von Kampfflugzeugen, der Behandlung der Passagiere um die Bombenalarm Komödie zu Ende zu spielen (eingeschlossen in Räumen ohne Toiletten, körperlicher Durchsuchung, 8 Stunden Zwangsaufenthalt, Einschüchterung usw.) und der Zwischenlandung des Flugzeugs von Evo Morales bei der mehrere Nato Mitgliedsländer inkl. Frankreich, die Überflugrechte von vorne herein verweigert hatten.

Blücher
25. Mai 2021 - 8.50

@PeterG: Machen wir Europäer uns nicht heiliger als der Papst, wir sind keinen Deut besser. Würden wohl alle Kapriolen von den geheimen CIA Lagern (Black Site) im Kosovo, Dschibuti,Rumänien,Thailand,Polen,Afghanistan bis zur erzwungenen Landung 2013 ( Wien,Österreich)so medienwirksam in Europa verbreitet, unsere Politik stünde noch armseliger dar und könnte sich mit Putin &co zum Feierabendbier verabreden um sich köstlich über das dumme Volk der Kontinente zu amüsieren.

Therese
25. Mai 2021 - 8.45

Den Mann do ass emmer nach un der Macht well verschidden Politiker hien brauchen.Politiker spillen eis eppes vir.Alles as korrupt an scheinhelleg.Souwisou ass d'EU en Witz!Keen Durchsetzungsvermeijen,Oneenegkeet etc awer d'EU-Bierger mat Direktiven ze bombardeieren,doran sin se gudd. Dei Madame Von der Leyen soll een vun dem Posten do eweghuelen.Egal wei eng Positioun sie hat...sie huet nemmen Mescht gemat.

jeff
25. Mai 2021 - 8.05

@Peter G - Wat loosse mir ons vum Putin a Lukaschenko bidden? Wat maachen Sie, wat ons Gesellen hei net och maachen?? Informéiert Iech befier Dir iech eng Meenung bilt.

Peter G.
24. Mai 2021 - 21.02

Was heisst „Front“? Noch immer gibt es Flüge der Lufthansa & Co nach Minsk, noch immer warten wir auch schnelle Sanktionen? Die EU ist und bleibt eine Schnarchnase. Warum lassen wir uns das von Putin und seinem weissrussischen Kollegen bieten? Warum boykottieren die EU Länder Weiśrussland nicht in der WM Qualifikation, usw.? Nichts passiert. Doch, die EU kümmert sich um AAA Labels von unseren Kühlschränken.

Martine
24. Mai 2021 - 19.06

So verwerflich das Vorgehen auch ist ... die Taktik ist leider nicht neu .. alles erinnert an 2013, als das Flugzeug des bolivianischen Präsidenten Evo Morales in Wien landen musste, da vermutet wurde, dass sich der von den USA gesuchte Ex-Geheimdienstler Edward Snowden an Bord befinde. https://www.tageblatt.lu/nachrichten/morales-muss-wegen-snowden-zwischenlanden-12762177/

Blücher
24. Mai 2021 - 17.40

2013 wurde auf Geheiß der USA das Flugzeug des bolivianischen Präsidenten gezwungen in Österreich zu landen.Man hoffte in der Maschine den Whistleblower Snowden zu finden und zu verhaften. Nun denke man der Scheinheiligkeit unserer Politik , was man will……