Juli-HochwasserDieschbourg: Drei Luxemburger Kläranlagen versanken komplett in den Fluten 

Juli-Hochwasser / Dieschbourg: Drei Luxemburger Kläranlagen versanken komplett in den Fluten 
Das Hochwasser von Mitte Juli machte auch einigen Luxemburger Kläranlagen zu schaffen Symbolfoto: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

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Vier Luxemburger Kläranlagen haben das Hochwasser im Juli nicht unbeschadet überstanden. Das sagt Umweltministerin Carole Dieschbourg in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage. Drei Kläranlagen standen sogar komplett unter Wasser. In einigen Gemeinden war das Trinkwasser tagelang kontaminiert. Sind Luxemburgs Kläranlagen für den Klimawandel gerüstet?

Echternach, Bettemburg, Rosport und Moersdorf – diese vier Luxemburger Kläranlagen waren der Hochwasserkatastrophe am 15. Juli nicht gewachsen. Das geht aus einer Antwort von Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) auf eine parlamentarische Anfrage von einem ihrer Parteikollegen, dem Chamber-Abgeordneten François Benoy, hervor. „Die Schäden zeigen das ganze Ausmaß des Hochwassers, weil Kläranlagen eigentlich dafür gebaut sind, ein Jahrhunderthochwasser zu überstehen“, schreibt Dieschbourg in ihrer Antwort. Doch was passiert, wenn der Ernstfall eintritt und diese nicht standhalten können?

Das Klärwerk in Echternach stand komplett unter Wasser, sagt Dieschbourg. Ein Großteil seiner Technik wurde zerstört, wodurch das Werk erst am 17. Juli die mechanische Aufbereitung des Wassers wieder aufnehmen konnte. Die biologische Aufbereitung konnte hingegen erst am 20. Juli provisorisch wieder hergestellt werden. 

Stromausfall im Bettemburger Klärwerk

Das Werk in Bettemburg wurde hingegen nur teilweise überschwemmt, weswegen es jedoch zu mehreren Stromausfällen in der Anlage kam. Die Abwasserreinigung wurde laut Dieschbourg über Nacht für wenige Stunden unterbrochen, konnte jedoch wieder aufgenommen werden. Zusätzlich wurde das Ersatzteillager überflutet, was zu einem vermutlich erheblichen Verlust von Ersatzteilen führte.

Auch die Kläranlagen in Rosport und Moersdorf wurden vollständig überflutet. Die Systeme mussten wegen der beschädigten Elektronik für mehrere Tage abgeschaltet werden. Heute laufen die Werke wieder und dennoch bleiben es Provisorien. In ihrer Antwort schreibt die Umweltministerin: „In den kommenden Wochen und Monaten werden Maßnahmen erforderlich sein, um die provisorischen Anlagen zu ersetzen.“ Zudem sollen Becken gereinigt werden, in denen sich Schlamm und Sedimente während der Überschwemmungen abgelagert haben.

Aus Sicherheitsgründen und Unzugänglichkeit konnten während der Überschwemmung keine Wasserproben aus Kläranlagen oder Vorflutern genommen werden. Die Quelle der Verschmutzung wäre ohnehin unmöglich gewesen zu bestimmen, da die Abwassernetze des gemischten Systems überliefen und somit Keller, Abwasserkanäle und weitere Gebäude überschwemmt wurden.

„Mikrobiologisch kontaminiertes“ Wasser

Wurde Trinkwasser verschmutzt? Tatsächlich wurde laut Dieschbourg das Wasser in einigen Gemeinden –  insbesondere Befort, Lintgen und Bissen – „mikrobiologisch kontaminiert“. Grund dafür war, dass das Oberflächenwasser in die Anlagen eingedrungen ist, sie dann überflutet wurden und das Klärsystem schließlich versagt hat. 

Um die Menschen in den betroffenen Gemeinden zu versorgen, wurden alternative Wasserquellen angezapft. Überschwemmte Frischwasserleitungen wurden anschließend – unter anderem mit Chlor – gereinigt. Dennoch mussten in einigem Gemeinden Einschränkungen oder gar Verbote für den Wassergebrauch eingeführt werden. „Diese Verbote wurden entweder als Vorsichtsmaßnahme bei trübem Wasser oder im Falle einer nachgewiesenen Verunreinigung beschlossen“, schreibt Dieschbourg. In Befort, Lintgen und Bissen wurde das Trinkverbot demnach für mehrere Tage aufrechterhalten.

Ärzte wurden dennoch zudem angewiesen, auf Häufungen von Gastroenteritis zu achten und das Gesundheitsministerium zu informieren. Bislang sind laut Dieschbourg allerdings keine Fälle gemeldet worden.

Kläranlagen müssen in Wassernähe liegen

Wie können die Anlagen in Zukunft besser geschützt werden? „Die Anlagen sind dafür gebaut, einer Jahrhundertflut standzuhalten“, sagt Dieschbourg. Sie seien auf erhöhtem Grund gebaut, Kellerpumpen stünden bereit. Weitere Schutzmaßnahmen wie Rückschlagventile seien geplant oder bereits installiert. Wird die Schutzhöhe jedoch vom Wasser überschritten – und das war am 14. und 15. Juli der Fall – könnten Schäden nicht verhindert werden. Dieschbourg führt aus: „Da eine Kläranlage zwangsläufig in der Nähe eines Wasserlaufs liegen muss, kann ein absoluter Hochwasserschutz nicht gewährleistet werden.“

Wegen des Klimawandels sei „leider mit ähnlichen meteorologischen Vorkommnissen“ zu rechnen, deshalb benötige die Infrastruktur weitere Verbesserungen, sagt Dieschbourg. Auf die Frage, wann diese Verbesserungen implementiert werden, bleibt die Umweltministerin jedoch eine Antwort schuldig.

Döppen
18. September 2021 - 18.31

All Ministerien déi vun grénge Bonzen besaat sinn, daat ass deen réngste Chaos, dass Rout a Blo daat toleréieren ass een Zéchen vun kompletter Onkompetenz,alles dreimol neischt. Eis Politik ass ësou déif wéi nach nie,nëmmen Privilegien.

d'MIM
16. September 2021 - 18.10

Wat ass dem Turmes seng Meenung hei zou?

Claudette
16. September 2021 - 11.26

"Sind Luxemburgs Kläranlagen für den Klimawandel gerüstet?" Nein, das Wasser läuft nun mal bergab, niemand plaziert Kläranlagen auf einen Hügel.