Das Corona-Tagebuch (15)Dienstag, 31. März: Wo ist bitte die Paw Patrol?

Das Corona-Tagebuch (15) / Dienstag, 31. März: Wo ist bitte die Paw Patrol?
Und jetzt im Ernst: Hauptsache, die Kids sind zufrieden. Deshalb darf bei uns trotzdem weiterhin Paw Patrol über die Mattscheibe flimmern. Foto: privat

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Das Coronavirus beherrscht weiter das Leben in Luxemburg. Die Lage ist ernst, jedoch nicht hoffnungslos. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch des Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch … Wieder bricht ein neuer Tag heran. Ein neuer Tag voller Klebstoffreste auf dem Esstisch, Papierschnipsel im Staubsauger und Unmengen an Bildern und farbigen Basteleien, die unbedingt aufgehängt und fotografiert werden müssen. Opas verbleibende Handyspeicherkapazität dürfte seit dem Lockdown um die Hälfte gesunken sein. Fragen wir lieber nicht nach. Der Hälfte meines Home-Office-Teams ist die Luft jedenfalls noch nicht ausgegangen. Anders als im Escher Redaktionssaal erscheint die junge Truppe in Kayl täglich (viel zu früh) im Lieblings-Pyjama im heimischen Großraumbüro. Putzmunter, „ausgeschlafen und hungrig“ dürfte die Gefühlslage der Zweijährigen zu diesem Zeitpunkt des Tages wohl am besten beschreiben.

Anders sieht es bei der zweiten Generation des aktuellen Familienbetriebs aus. Auch beim Mathematik-Lehrer des Hauses werden mit zunehmender Dauer die Sorgenfalten etwas sichtbarer. Trotzdem bleibt er der Ruhepol des Viererpacks, bekommt weiter Nachrichten von fleißigen Schülern in „Teams“ und sendet Mathestunden live aus einem Kinderzimmer mit übergewichtigen Hasen auf der Tapete. Mich dagegen bringen seit einigen Tagen jedoch nicht etwa die aktuelle Kleiderordnung, das unfreiwillige Mithören von gruseligen Erinnerungen weckenden Funktionsrechnungen oder der Zustand unseres Wühl- und Wohnzimmertischs auf die Palme. Nein. Das hier ist noch schlimmer als alles andere! Ich werde jetzt klar und deutlich aussprechen, was sich viele Eltern in diesen Tagen denken: Ich kann diese Paw Patrol nicht mehr sehen und hören! Bitte, Netflix, schaltet dieses Ding ab, schickt uns die Ninja Turtles, Calimero und den Road Runner – damit diese kläffende Bande endlich in der Versenkung verschwindet!

Nicht, dass unser aufgewecktes Duo jetzt stundenlang vor einem Bildschirm sitzen dürfte. An den 20 Minuten Fernsehzeit hat sich (sehr zum Unmut der jüngeren Familienmitglieder) nichts verändert. Nur sind meine Töchter – anders als ich – innerhalb der letzten zwei Wochen zu großen Fans dieser Zeichentrickserie herangewachsen. Sie wissen, wie es um die Supertalente von Ryder, dem zehnjährigen Anführer, Wasserkanonen-Marshall, Chase (Polizist), Skateboarder Rubble, Werkzeughändler Rocky und dem Hovercraft-Besitzer Zuma steht. Komplettiert wird die Gruppe übrigens von der einzigen Hündin, Skye, die irgendwie stets einen rosa (oh Wunder!) Helikopter dabei hat.

Die gendertypischen Merkmale sind nur ein winziges Detail des Kernproblems: Wie soll man sich konzentrieren, wenn die Hälfte der Arbeitskräfte im Büro über mehrere Stunden hinweg die eingängige Melodie des Einspielers summt und singt oder auf allen Vieren bellend durch die Küche krabbelt? Jetzt leuchtet also auch ein, warum die Hälfte der Mannschaft morgens in einem desaströsen Zustand am Frühstückstisch erscheint: Erst bei Einbruch der Dunkelheit kann tatsächlich die Produktivität etwas gesteigert werden. Denn der Alltag gehört hier den Kindern, ihren Pappmaché-Experimenten, Rechenaufgaben und Slalom-Läufen durch den Garten. Und so soll es auch bleiben.

Also Paw Patrol, wenn ihr wirklich die Helden auf vier Pfoten seid, wie ihr stets betont, dann kommt und befreit uns aus diesem Corona-Schlamassel – bringt uns unseren verdienten Schlaf zurück! – oder haut für immer und ewig ab.

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.

Jonas*
3. Juni 2021 - 10.46

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