CoronavirusDie Wirksamkeit der Luxemburger Impfstoffe bei den Virenvarianten im Vergleich

Coronavirus / Die Wirksamkeit der Luxemburger Impfstoffe bei den Virenvarianten im Vergleich
 Symbolfoto: dpa/Moritz Frankenberg

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Nicht alle Coronavirus-Impfstoffe wirken gegen alle Mutationen des Coronavirus gleich gut. Erste Studien legen nahe, dass zum Beispiel die Wirkung bei der Delta-Variante reduziert sein kann – aber es gibt auch gute Nachrichten. Ein Überblick über die Varianten-Wirksamkeit der Luxemburger Impfstoffe.

Luxemburg hat derzeit mit erneut steigenden Coronavirus-Fallzahlen zu kämpfen – Experten machen die immer weiter verbreitete Virusmutation namens Delta verantwortlich, die zuerst in Indien entdeckt wurde. Die Variante soll rund 50 Prozent ansteckender sein als die ohnehin schon leichter übertragbare Alpha-Variante, die zuerst in Großbritannien vorkam. Delta ist momentan mit einem Anteil von 59,4 Prozent an den Neuinfektionen die dominante Virenvariante im Großherzogtum.

Viele Experten raten zur Bekämpfung des Virus schon lange: impfen, impfen, impfen – auch gegen Delta und die anderen Mutationen. Aber wirken alle Impfstoffe gleich gut gegen die verschiedenen Varianten? Ein kleiner Spoiler vorweg: nein, leider nicht. Aber einige Studien haben dennoch vielversprechende Ergebnisse hervorgebracht, die hoffen lassen, dass die Impfungen ein wirksames Mittel im Rennen gegen das Virus sind.

Die ursprüngliche Variante

Die mRNA-Impfstoffe von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna weisen laut dem deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) mit Stand 1. Juli eine hohe Wirksamkeit von etwa 95 Prozent gegen das ursprüngliche Coronavirus auf. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, war bei den Geimpften um etwa 95 Prozent geringer als bei nicht geimpften Menschen. Wie lange der Impfschutz anhält, ist derzeit noch nicht bekannt. Der AstraZeneca-Impfstoff erreicht bei der Ursprungsversion einen allgemeinen Schutz von rund 80 Prozent, beim Johnson&Johnson-Wirkstoff sind es etwa 65 Prozent.

Die Delta-Variante und ihr Gefolge

Aktuelle Studien zeigen laut dem deutschen Institut, dass die vier Impfstoffe, die momentan in Luxemburg verimpft werden, auch gegen die neuen mutierten Virusvarianten wirken. Die mRNA-Impfstoffe kommen dabei auf eine generelle Wirksamkeit von rund 88 Prozent, bei AstraZeneca sind es etwa 60 Prozent. Gegen schwere Verläufe der Variante Delta schützen die mRNA-Stoffe sogar zu 96 Prozent – AstraZeneca bringt es in dieser Kategorie zu 92 Prozent. Für den Johnson&Johnson-Impfstoff namens Janssen liegen dem RKI derzeit laut Website keine Daten zur Wirksamkeit gegen die Delta-Mutation vor. Allerdings weiß der Luxemburger Virologe Claude Muller, der beim Luxembourg Institute of Health (LIH) arbeitet, mehr: „Zu Janssen habe ich bei der Wirksamkeit gegen Delta bisher nur Gutes gehört“, sagt er.

Bei der zunächst in Indien nachgewiesenen Variante fällt auf, dass die Wirkstoffe nach der ersten Impfdosis nur einen geringen Schutz aufweisen. Diese lag zum Beispiel beim Biontech/Pfizer-Wirkstoff mit dem Namen Comirnaty und beim AstraZeneca-Impfstoff Vaxzevria bei lediglich 33 Prozent. „Eine vollständige Impfserie ist für eine gute Schutzwirkung unerlässlich“, schreibt das RKI auf seiner Website.

Zu den unterschiedlichen Wirkungen der Vakzine gegen die Mutationen erklärt Muller, dass entscheidend sei, dass alle Impfstoffe einen guten Schutz vorwiesen – vor allem auch gegen schwere Verläufe. Das bedeutet: Auch wenn sich weiterhin geimpfte Menschen infizieren, weil die Wirkstoffe nicht alle Infektionen verhindern können, bewirken die Impfungen dennoch, dass es weniger schwere Verläufe, Hospitalisierungen oder Sterbefälle gibt. Eine geringere Anzahl an Covid-19-Erkrankungen, die in Spitälern behandelt werden müssen, entlastet wiederum auch das Gesundheitssystem.

Terminschwänzer und Mix-Impfungen

In Deutschland ging bereits eine neue Sorte von Impfsündern durch die Schlagzeilen – dieses Mal waren es keine Impfdrängler, sondern sogenannte Impfschwänzer. Dabei ging es offenbar um Berichte aus Impfzentren, in denen eine Vielzahl an Menschen ihren Zweittermin nicht wahrgenommen hätten. Die Prozentzahl sei dabei sogar teilweise in den zweistelligen Bereich gerutscht. Das Luxemburger Gesundheitsministerium teilte kürzlich auf Tageblatt-Anfrage mit: „Etwa 1 Prozent der Menschen sind nicht zur zweiten Dosis erschienen.“ Virologe Claude Muller bezeichnet das eine Prozent als „nicht viel“. Er erklärt dazu: „Bei Zahlen wie in Deutschland mit 10 bis 15 Prozent kann ich dagegen absolut nachvollziehen, wenn man darüber diskutiert, diese Menschen zur Kasse zu bitten.“

Misch-Impfungen wie zum Beispiel erst AstraZeneca und dann ein mRNA-Impfstoff wie Comirnaty seien aus immunologischer Sicht für den Virologen sehr sinnvoll. In Deutschland hat die Ständige Impfkommission bereits eine Empfehlung über solche Wirkstoffkombinationen ausgesprochen. Demnach können sich die Einwohner Deutschlands mittlerweile nach einer AstraZeneca-Impfung mit einem Abstand von vier Wochen einen mRNA-Impfstoff als zweite Dosis verabreichen lassen. „Es wundert mich aus immunologischer Sicht sehr, dass man das nicht schon früher begonnen hat“, sagt Muller. Man hätte dadurch besser und schneller mit den Impfungen vorankommen können.