Die Welt der Amateurfilmer: Luxemburger Cineasten nehmen am Weltkongress der Unica teil

Die Welt der Amateurfilmer: Luxemburger Cineasten nehmen am Weltkongress der Unica teil
Die Luxemburger Delegation bei der Unica

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Am 1. September ging im niederländischen Zeist nach acht Tagen die 81. Ausgabe der Unica, des Weltkongresses der Amateurfilmer, zu Ende, die unter dem Motto „Cinema without Borders“ stand. Das Großherzogtum, vertreten durch eine acht Personen starke Delegation der „Fédération grand-ducale du cinéma d’auteur“ (FGDCA) um den Vorsitzenden Nico Sauber, präsentierte sich im internationalen Wettbewerb sowie dem „World Minute Movie Cup“ mit sechs Produktionen.

Von Julia Wack

Die Beiträge hatten sich jeweils im nationalen Wettbewerb durchgesetzt und wurden in Zeist mit Filmen aus 25 weiteren Nationen von einer fünfköpfigen internationalen Jury aus dem professionellen und Amateurfilmbereich bewertet.

Im Hauptwettbewerb wurde Vito Labalestra vom Studio 816 in Hollerich für seine Dokumentation „Voice of Bangladesh“ mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet. Der längste luxemburgische Beitrag porträtiert aus nächster Nähe empathisch das Team des Hospitalschiffes „Friendship“ einer NGO in Bangladesch sowie seine Patienten.
Labalestra reichte gemeinsam mit Elisa Pietrangelo auch den Kurzfilm „Core“ ein, in dem sich in zweieinhalb Minuten ohne gesprochene Worte die Dualität von einer tristen Realität zur poetischen Fantasiewelt spannt.

„Living with the Flood“

Lukas Grevis vom CinéPhoto Schuttrange drehte seine kritische Schwarz-Weiß-Dokumentation „The Means of Water“ – gezeigt in der Kategorie „Jeunesse“ (bis 25 Jahre) – in zwölf Ländern. Die „Cinéastes amateurs Luxembourg“ (CAL) zeigten die viel beachtete Naturdokumentation „Living with the Flood“ über das Zusammenleben unterschiedlichster Tierarten im größten Überschwemmungsgebiet der Erde in Brasilien. Guido Haesen, der bereits beim British Amateur Film Festival 2019 den „Best Documentary Award“ für diese Produktion gewann, wurde in Zeist mit einer Nominierung für den Sonderpreis „Beste Kameraführung“ geehrt.

Der FGDCA-Vorsitzende Nico Sauber (ebenfalls CAL) zeigte im World Minute Movie Cup seinen 29-Sekunden-Film „From 0 to 100 in 2 seconds“, in dem die Geschwindigkeit thematisiert wird. Das SchumanTube, der Filmclub des „Lycée Robert Schuman“ in Limpertsberg, legte mit „Fire and Fury“ einen Einminüter über einen Schülerstreich mit einer nordkoreanischen Silvesterrakete vor.

Nachwuchsmangel

Luxemburg, das mit Georges Fondeur bis 2015 den Vorsitzenden der Unica stellte und den internationalen Wettbewerb 1969, 2002 und 2011 ausrichtete, verfügt über eine langjährige Amateurfilmtradition.

Heute zeichnet es sich als eines der wenigen Länder aus, deren alteingesessenen Clubs aus der Schmalfilmzeit zu einem großen Teil weiterbestehen und aktiv Filme drehen. Auch sind im neuen Millennium jüngere Clubs hinzugekommen, sodass nach der Schließung einiger Vereine heute noch 15 Clubs dem nationalen Verband angehören. Während der Nachwuchsmangel im Amateurfilmbereich seit jeher als Problem gilt, geht Luxemburg der Zukunft dieser Kunst im internationalen Vergleich daher überdurchschnittlich gut aufgestellt entgegen.

Dies steht ganz im Zeichen der Unica, die mit den Kategorien „Jeunesse“ und „Filmschool“ sowohl junge, nicht-professionelle Filmemacher und Studenten von Film(hoch)schulen ins Wettbewerbsprogramm aufnimmt als auch den Young Unica Workshop für 30 internationale Teilnehmer ausrichtet. Während der Wettbewerbswoche werden gemeinsam mit erfahrenen Filmemachern mehrere Kurzfilme produziert und am Abschlussabend zur Preisverleihung vorgestellt.

Südkoreaner überraschen

Fragt man sich, ob das Konzept eines Amateurfilmvereins in Zeiten von Youtube und Handyfilmen für junge Filmemacher noch attraktiv ist, so ist eine mögliche Antwort, dass die Funktion der Clubs heutzutage eine andere für den Nachwuchs ist. Das Selbstverständnis dieser Generation ist eher ein Streben nach einer professionellen Filmlaufbahn, für die der Club und die Einbindung in die Unica eine wertvolle Basis sind. Einige der jungen Filmemacher konnten in Zeist überzeugen: Ihre Ideen wurden gelobt, während eventuelle technische Schwächen nicht verschwiegen wurden. Es wurde deutlich, dass Jury und Publikum im Falle der Jugend künstlerische Ambition über technische Perfektion stellen.

Ebenso wurde die Experimentierfreudigkeit mehrerer mittel- und osteuropäischer Länder stark beachtet und belohnt, hier erwähnt sei vor allem Ungarn; wobei auch Nationen mit langer Unica-Tradition wie Frankreich, Großbritannien und Belgien bei der Preisverleihung und der Jury Beachtung fanden.

Unica in Birmingham

Große Überraschung des Wettbewerbs war Südkorea, eines der wenigen nichteuropäischen Länder unter den Teilnehmerstaaten. Seine Beiträge, die im Zusammenhang mit dem Festivalmotto für Begeisterung sorgten, wurden mehrfach ausgezeichnet. Spanien wurde für sein Gesamtprogramm zum besten teilnehmenden Land gekürt.

2019 gewannen hauptsächlich Spielfilmproduktionen Medaillen. Gold wurde an Produktionen aus den Niederlanden („Love Letters“), Ungarn („Chuchotage“) und Österreich vergeben, wobei der österreichische Beitrag „Lego the Robbery“ eine Animation aus der Kategorie „Jeunesse“ war.

2020 findet die Unica in Birmingham statt. Die Rahmenbedingungen des nächsten Festivals waren aufgrund der aktuellen Brexit-Diskussion zum Zeitpunkt der Präsentation noch unklar. Die Luxemburger Amateurfilmszene ist mit Sicherheit wieder dabei. Zunächst richtet die FGDCA jedoch mit dem lokalen Club Ciné-Caméra Diekirch am 19. und 21. Oktober bei freiem Einritt für Zuschauer den 67. nationalen Wettbewerb im Ciné Scala (Diekirch) aus.