Die Achillesferse der AllianzDie Suwalki-Lücke wäre für Russland ein Einfallstor ins NATO-Bündnisgebiet

Die Achillesferse der Allianz / Die Suwalki-Lücke wäre für Russland ein Einfallstor ins NATO-Bündnisgebiet
„Gefährlichster Ort der Welt“: Deutsche Soldaten des NATO-Kampfverbands in Litauen Foto: AFP/Petras Maluskas

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Nirgendwo sonst ist die Militärallianz verwundbarer als in diesem schmalen Landstreifen zwischen Polen und Litauen. Die Spannungen um die russische Exklave Kaliningrad machen die Lage noch explosiver.

Die Lücke von Suwalki gilt als die Achillesferse der NATO. Jener 65 Kilometer breite Grenzstreifen, benannt nach der Stadt Suwalki, zwischen Polen und Litauen ist die einzige Landverbindung des Baltikums zu den übrigen NATO-Staaten. Russland könnte hier am schnellsten die Verbindung kappen. Angeheizt wird dies durch den jüngsten Konflikt um die russische Enklave Kaliningrad, wo Litauen die EU-Sanktionen durchsetzt und den Nachschub nach Kaliningrad blockiert.

Jens Stoltenbergs Berater dürften sich mehrfach über diesen Teil der Europa-Karte gebeugt haben. Wo bitte liegt Suwalki? Es geht um einen rund 65 Kilometer breiten Landstreifen im Grenzgebiet der NATO-Partner Litauen und Polen, im Jargon der Allianz bekannt als „Suwalki-Lücke“, benannt nach der polnischen Grenzstadt Suwalki. Wenn sich die Staats- und Regierungschefs der 30 NATO-Staaten am Mittwoch und Donnerstag zu ihrem Gipfel in Madrid treffen, haben sie die strategische Bedeutung dieser für das Bündnis neuralgischen Zone mit im Blick. Denn: Die „Suwalki-Lücke“ gilt als die Achillesferse im gesamten NATO-Gebiet. Nirgendwo ist die weltweit stärkste Militärallianz verwundbarer.

Dieser 65 Kilometer breite Streifen ist die einzige Landverbindung des Baltikums zu den übrigen NATO-Staaten in Europa. Wenn Russland die NATO empfindlich treffen und Verbindungen schnell kappen wollte, dann hier. Im Westen grenzt die russische Enklave Kaliningrad an die „Suwalki-Lücke“, im Osten heißt der Nachbar Belarus. Der damalige NATO-Oberbefehlshaber in Europa, General Ben Hodges, warnte schon 2015 davor, dass die Region zu jenen Gebieten in Europa gehöre, in denen militärisch schnell ein Konflikt angezettelt werden könnte. Das US-Magazin Politico hatte die Gegend um Suwalki gar als „gefährlichsten Ort der Welt“ bezeichnet.

Angeheizt wird die Lage noch durch den jüngsten Konflikt um die russische Enklave Kaliningrad. Hier setzt Litauen die EU-Sanktionen durch und blockiert inzwischen den Nachschub nach Kaliningrad. Kriegsherr Wladimir Putin drohte schon unverhohlen mit einer Reaktion, sollte Litauen weiter die EU-Sanktionen gegen sein Land durchsetzen. Bestimmte Güter und Produkte kommen deshalb auf dem Landweg nicht mehr in Kaliningrad an, weil Litauen EU-Beschlüsse umsetzt und die Transporte nicht mehr durchlässt.

Mit allem rechnen

Die litauische Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte hatte zuletzt erklärt, von einer „Blockade Kaliningrads“ könne man überhaupt nicht sprechen. Lediglich seien Sanktionen für gewisse Güter in Kraft getreten, die nicht auf dem Landweg über EU-Territorium transportiert werden dürften. Andere Güter und der Personentransport seien nicht betroffen. Doch das Bündnis rechnet bei Putin mittlerweile mit allem.

Wer wie der russische Machthaber in der ukrainischen Stadt Krementschuk ein Einkaufszentrum bombardieren lässt, schreckt womöglich auch nicht davor zurück, den freien Warentransit in die eigene Enklave Kaliningrad notfalls auch mit anderen Mitteln als Verhandlungen wiederherzustellen. Die NATO rüstet sich bei ihrem Gipfel in Madrid gegen alle Herausforderungen und will sich mit einem neuen strategischen Konzept für die Gefahren dieses Jahrzehnts neu aufstellen.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez nannte am Dienstag bei einem Treffen mit Generalsekretär Stoltenberg das strategische Konzept denn auch eine „Blaupause für die NATO in einer gefährlicheren und unberechenbareren Welt“. Die Lücke von Suwalki ist ein Teil davon. Auch aus diesem Grund will die NATO ihre Verbände an der Ostflanke deutlich aufstocken und auch aufmunitionieren. 

Pipo
29. Juni 2022 - 11.25

@w.d./ Politiker ? Für solche Leute wären viele andere Titel angebrachter. Leider darf man sie nicht öffentlich schreiben. :-(

w.d.
28. Juni 2022 - 20.01

Provozieren, Provozieren und dann die Hosen voll haben! Tatsachen verdrehen, Zusagen abstreiten... Aber dann "Maria Hilf" Was sind das nur für Politiker?