Die Spielchen der Spielerberater

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Ein Kommentar von Dan Elvinger über ein Gewerbe, das Spielern nutzen kann, in dem sich aber auch schwarze Schafe tummeln.

Schicken wir es gleich voraus: Es gibt viele sehr gute Berater, durch die Fußballern eine gute Karriere erst ermöglicht wurde. Es gibt aber auch solche, die ihren Klienten den ganz großen Sprung versprechen und dabei vor allem Eigeninteressen verfolgen.

Derzeit gibt es in Luxemburg zwei Beispiele, die besonders flagrant sind. Vor zwei Tagen entschied sich der 19-jährige Nationalspieler Dirk Carlson für einen Wechsel zum Grasshopper Club Zürich. Der Verein aus der Schweiz ist bekannt für seine herausragende Jugendarbeit. GC bot dem Abwehrspieler eine Perspektive und ein Projekt. Eigentlich die perfekte Wahl.

Nach Verkündung seiner Entscheidung wurden auf einmal ein paar Leute mit Kontakten zu portugiesischen Trainern hellhörig. Schnell wurde der AS Monaco als potenzieller neuer Verein ins Gespräch gebracht (Le Quotidien berichtete). Auch Manchester United wäre eine Option. Das hört sich natürlich für einen Teenager besonders verlockend an. Wer will nicht einmal bei einem so renommierten Verein spielen. Zudem zahlen beide Vereine ein deutlich höheres Gehalt als die Schweizer. Für einen Berater ist das natürlich nicht unwichtig.

Talentiert, aber kein Supertalent

Vergessen wird dabei, dass Carlson zwar ein talentierter Spieler ist, aber auch kein Supertalent, auf das die ganze Welt wartet. Zudem hat der Petinger noch immer körperliche Defizite. In Frankreich, wo vor allem auf athletische Spielertypen gesetzt wird, kann einem das zum Verhängnis werden.

Eine Ausbildung bei einem europäischen Spitzenklub ist zudem keine Garantie für eine erfolgreiche Karriere. Es gibt so einige ehemalige deutsche oder französische Jugendnationalspieler, die es bei Bayern München oder Monaco nicht schafften und danach in der BGL Ligue landeten.

Auch Gerson Rodrigues ist nicht immer sehr gut beraten. Im letzten Sommer ließ er sich auf ein Tauziehen mit der Fola ein, um zu Telstar zu wechseln, obwohl eine schnellere und einfachere Lösung möglich gewesen wäre. Aber wenn die Aubameyangs und Dembélés dieser Welt bei ihren Vereinen streiken, dann kann das auch ein Luxemburger. Das Abenteuer in den Niederlanden dauerte für den 22-Jährigen nur einige Monate.

Nach vermeintlichen Angeboten aus England, den Niederlanden und Zypern unterschrieb der Offensivmann am vergangenen Dienstag einen Vertrag beim moldawischen Serienmeister Sheriff Tiraspol. Ein Verein, der zwar professionell aufgestellt ist, aber in einer schwachen Liga antritt und im Prinzip kein Sprungbrett für eine bessere Karriere darstellt. Immerhin – und das muss man dem Berater dann doch zugute halten – hat Rodrigues einen Verein gefunden, bei dem er in den nächsten Monaten Spielpraxis sammeln kann.

Fußball war und ist keine genaue Wissenschaft. Ob der Karriereplan der richtige war, werden Rodrigues und Carlson spätestens in ein paar Jahren wissen.