FinanzdienstleistungenDie Post stellt das CCP der Zukunft vor

Finanzdienstleistungen / Die Post stellt das CCP der Zukunft vor
Post-Chef Claude Strasser hat am Dienstag den neuen Plan für den Bereich der Finanzdienstleistungen (CCP) vorgestellt Foto: Post

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Bereits seit Jahren hat die Luxemburger Post im Bereich Finanzen (CCP) mit dem Niedrigzinsumfeld zu kämpfen. Nun stellt das Unternehmen seinen Finanzbereich neu auf.

Bereits seit 110 Jahren bietet die Luxemburger Post Finanzdienstleistungen an. Jeder Bürger kann bei ihr ein kostenfreies Konto eröffnen und Zahlungen tätigen. Eine richtige Bank ist sie jedoch nicht – die Post bietet keine Kredite und auch keine Zinsen auf den Sparguthaben. Ihre Kosten deckt sie, traditionell, mit den Zinsen, die sie mit den Geldern der Kunden verdient.

Während vielen Jahren hat dieses Modell gut funktioniert. Doch dann begann die Europäische Zentralbank (EZB) damit, die Zinsen immer tiefer zu senken. Seit einigen Jahren müssen Banken, die Geld bei der EZB anlegen, oder Investoren, die Staatsanleihen kaufen, sogar negative Zinsen bezahlen. Das Geschäftsmodell des CCP geriet unter Druck: Die Kosten sind geblieben, doch die Einnahmen brachen weg.

Während einigen Jahren konnte die Post noch auf Zinseinnahmen von langfristig getätigten Investitionen setzen, doch desto länger die geldpolitische Lage andauerte, desto schwieriger wurde es. Anfang 2016 kündigte die Post eine Partnerschaft mit der Bank Raiffeisen an: Kundengelder konnten nun vom CCP, via Web-Banking, auf ein Sparkonto bei Raiffeisen gesetzt werden – der Kunde erhält so einen geringen Zinssatz, Raiffeisen kann mit dem Geld arbeiten, und die Post muss keine Negativzinsen auf den Spareinlagen bezahlen.

Eine öffentliche Dienstleistung

Da die Zinsen jedoch auch in den folgenden Jahren im negativen Bereich blieben, besserte sich die Lage für den CCP nicht. So beispielsweise bei der Vorstellung der Bilanz von 2019: Wachsende Schwierigkeiten gab es beim CCP, hieß es damals. „Der Effekt der Niedrigzinsen hat durchgeschlagen“, unterstrich Post-Chef Claude Strasser. „Und er wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen“, warnte er. Jedes Jahr würden rund 10.000 neue Konten eröffnet. Auch bestehende Kunden würden mehr Geld auf ihre Postkonten setzen. Doch das viele neue Geld bedeute für die Post nur zusätzliche Kosten. „Wir brauchen ein neues Modell. Man kann nicht mehr von den Zinsen leben.“ Selbst die Schließung des CCP stand zur Debatte.

Auch 2020 hatte sich die Lage nicht gebessert. „Die Situation hat sich weiter verschlechtert“, so Strasser damals im Rahmen der betreffenden Bilanzpressekonferenz. Nach langen Überlegungen und Diskussionen sei man jedoch zum Entschluss gekommen, dass man den Geschäftsbereich nicht schließen wolle. „Ein Drittel der CCP-Kunden verfügt über kein weiteres Bankkonto.“ Und bei anderen Banken würden sie wohl kein Konto erhalten. Etwa „30.000 bis 40.000 Kunden sind auf uns angewiesen“, sagte Strasser. Um diese Menschen nicht vom Finanzsystem auszuschließen, würde man den Bereich beibehalten. Als eine Art öffentliche Dienstleistung. In einigen Monaten wolle man mehr Details bekannt geben.

Am Dienstag war es nun so weit. Die Post hatte zur Pressekonferenz geladen, um den neuen CCP vorzustellen. „Die Situation mit den negativen Zinsen ist für uns nicht mehr tragbar“, wiederholte Strasser. Zwei Ziele habe man mit dem Umbau angestrebt: Erstens gelte es weiterhin, jedem die Möglichkeit zu bieten, ein Konto mit Zahlungsmöglichkeiten zu haben. „Da werden wir gebraucht“, unterstrich er. Und zweitens habe man versucht, das preislich „einfachste und transparenteste“ Angebot im Lande zu erstellen.

Gabriel de La Bourdonnaye, zuständig für den Bereich „Post Finance“
Gabriel de La Bourdonnaye, zuständig für den Bereich „Post Finance“ Foto: Post

Die neue Offerte der Post sieht nun vor, dass das Konto selber nicht mehr kostenfrei bleibt. Der Kunde hat die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Angeboten, die zwischen 2 und 7 Euro pro Monat kosten. „Dafür sind aber alle Kosten darin enthalten“, so Gabriel de La Bourdonnaye, zuständig für den Bereich „Post Finance“. Weltweit sei künftig beispielsweise das Abheben von Geld an Geldautomaten wie auch das Tätigen der (Online)-Überweisungen kostenfrei. Alle Kunden sollen in den kommenden Wochen und Monaten kontaktiert werden. Ab dem 10. Januar 2022 gelte dann das neue System.

Zudem wurden jedoch noch einige weitere Veränderungen angekündigt: Für Menschen beispielsweise, die mehr als 250.000 Euro auf dem CCP geparkt haben, werden künftig zudem Negativzinsen (0,5 Prozent) fällig. Rund 500 Kunden sind hiervon betroffen.

Gleichzeitig versucht die Post auch, die Allgemeinheit der Kunden zur Nutzung des Web-Banking zu animieren. Für den, der seine Bankgeschäfte bei der Post auch weiterhin physisch über Papier abwickeln will, wird es deutlich teurer. Eine Überweisung auf Papier wird künftig 3 Euro kosten. Bei jedem Konto-Auszug auf Papier wird 1 Euro fällig. Auch für Dienstleistungen am Schalter wird künftig eine Gebühr (3 Euro) erhoben. Die Post weist jedoch darauf hin, dass Kunden, die aus triftigen Gründen kein Online-Banking machen können, eine Anfrage machen können, um von den Gebühren befreit zu werden.

Weniger Geld – weniger Probleme

Dass einige der 180.000 bestehenden CCP-Konten nun geschlossen werden könnten und die Gelder abgezogen werden, stört die Post nicht. „Viele haben ein Konto, ohne es zu nutzen“, so Strasser. „Für uns bedeutete das bisher nur Kosten. Wir wollen Kunden, die das Konto auch nutzen.“ Wenn nun einige Kunden Konten schließen und/oder Gelder abziehen, „dann wird unser Problem kleiner“, erklärte Strasser.

Doch auch mit dem nun vorgestellten neuen Geschäftsmodell wird die Lage für den CCP schwierig bleiben, so der Post-Chef weiter. Man brauche nur zu rechnen: Die Post zähle Kundeneinlagen in Höhe von etwa 3 Milliarden Euro – der Zinssatz liegt derweil bei minus 0,5 Prozent. Die Reform „wird uns keinen großen Gewinn bescheren“, sagte er. „Sie verhindert nur, dass es noch schlechter wird.“ An weiteren Kosteneinsparungen, etwa durch den Einsatz von mehr IT, wird bereits gearbeitet. Auch die Partnerschaft mit Raiffeisen soll weiter ausgebaut werden.

Die Post ist übrigens nicht der einzige Finanzdienstleister, der unter dem Druck des bereits seit Jahren andauernden Umfelds mit Niedrigzinsen leiden muss. Auch die Gewerkschaft „Confédération générale de la fonction publique“ (CGFP) beispielsweise, die ihren Mitgliedern mittels ihres „Service de placement“ während 45 Jahren die Möglichkeit geboten hatte, zu einem günstigeren Zinssatz Geld zu sparen, musste zu Beginn dieses Jahres den Dienst einstellen. Von den wohlhabenden Kunden fragen heute bereits die meisten Banken, auch in Luxemburg, Negativzinsen auf Sparguthaben.

Keng Kanner a genug op der Seit
9. Oktober 2021 - 17.13

Da gin elo emol e puer flott richteg deier Resen gemach. Wann se mengen se kennten eist Geld klauen gi mer de am Ausland aus.

Ee Client
9. Oktober 2021 - 8.21

Wann d'Post lo behaapt, dat munch Leit keen Konto bei enger aanerer Bank kréien an d'Post awer gläichzäiteg eng Partnerschaft mat der Bank Raiffeisen huet, dann verstinn ech nët wiesou sie denen Clienten nët genau do een Konto mat speziellen Konditiounen proposéieren... Dann kéinten sie jo den CCP, wéi vun hinnen jo schons ugeduecht, obleisen. D'Fro ass jo och, ob déi ronn 500 Leit, mat der nët onerheewlecher Zomm vun iwwer 250tausend Euro, hiert d'Geld nach bei der Post loossen.

Pfefferkorn
6. Oktober 2021 - 17.49

Die Post erhöht die Gebühren, die Kunden ziehen Gelder ab. Corona und Klimawandel treiben die Inflation nachhaltig. Eine Zinserhöhung wird unumgänglich sein.Doch das Postkonto wird leer sein!

Plum der Eilbote
6. Oktober 2021 - 15.41

Bekommen wir denn nun unser Briefmarkenporto zurück, ein Brief nicht ankommt oder falsch eingeworfen? Strafzins für die Post.

jojo
6. Oktober 2021 - 14.05

Es bleibt am Ende nur die Flucht nach OFFSHORE. Dann darf aber niemand sich beklagen!

Observer
6. Oktober 2021 - 9.37

Wird die Gesellschaft der Zukunft ohne Geld funktionieren?Oder lieber untergehen als rote Socken zu tragen?

Jos. Meyer
6. Oktober 2021 - 8.33

Ass d'Post nach en Sevice Public oder nett? Déi Fro därf een sech stellen, well hei gett den eeleren Leit déi bis elo hir kleng Rechnungen konnten duerch Pabeieriwerweisungen machen, solid an d'Täsch gegraff. 3 Euro Tax, oder besser gesot Strof, vum Januar un fir engem Verein eng Memberskaart vun 10 Euro mat klasseschen Courrier ze iwerweisen, dat ass en Hohn. Wat seet d'Regierung dozou an wou sin ons Gewerkschaften, well hei geet et der Post och dorem fir laangfristeg Arbechtsplatzen anzespueren (Bréifdréier, Tri vum Courrier, an esou weider). An wann de Staat, deen jo net spuert wann et drem geet iwerall Velopisten unzeleen, "seng " Post geng besser ennerstetzen? Dozou och d'Fro op eng Post als Service Public muss Suen abrengen?!

Romain Juni
6. Oktober 2021 - 8.28

Das marode Finanzsystem ist am Ende! Es gibt keinen Ausweg.Vielleicht sollte man über Zinserhöhung nachdenken?