Corona in Luxemburg Die Pandemie in Grafiken

Corona in Luxemburg  / Die Pandemie in Grafiken
 Montage: Tobias Senzig/Pixabay

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Es wird besser – aber nur langsam. Zu diesem Schluss kommen sowohl die Forscher des LIST, die die Luxemburger Kläranlagen nach dem Coronavirus untersuchen, als auch die Statistik-Experten von Research Luxembourg. Wir werfen einen Blick auf die nackten Zahlen. 

Die Forscher des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST), die mit ihrem „Coronastep“-Programm die Luxemburger Kläranlagen nach Spuren des Coronavirus untersuchen, haben am Montag einen neuen Bericht vorgelegt. Er fasst die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in der vergangenen Woche zusammen. „Das Level der Kontaminierung bleibt in allen Kläranlagen auf einem hohen Niveau, höher als während der ersten Welle“, schreiben die Wissenschaftler. Aber: „Die Daten aus der Kalenderwoche 48 scheinen jedoch einen Abwärtstrend zu bestätigen, der schon in der Vorwoche beobachtet wurde.“ Dieser Trend müsse jedoch mit Vorsicht interpretiert werden und in den kommenden Tagen und Wochen bestätigt werden. 

Eine Entwarnung können auch die Statistikexperten der Covid-19-Taskforce von Research Luxembourg nicht geben. In ihrer neuesten englischsprachigen Projektion, die am vergangenen Freitag veröffentlicht wurden, kommt vor allem das Adjektiv „slight“ („leicht“) sehr oft vor. Sie sagen: „Wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt, zeigt unsere mittelfristige Projektion keinen signifikanten Unterschied im Vergleich zur vergangenen Woche.“ Im Bericht aus der vergangenen Woche hatten die Forscher ihre Projektionen leicht nach unten korrigiert. Die Veränderungen im neuesten Bericht fallen demnach ebenfalls klein aus: Die „lineare“ Entwicklung der Pandemie der vergangenen beiden Wochen setzt sich fort, die Reproduktionsrate liegt mit 0,98 nur marginal unter dem Wert der Vorwoche (1,00). Die Zahl der prognostizierten Neuinfektionen liegt nun bei 563 pro Tag bei den Luxemburger Einwohnern – in der Vorwoche waren es 663. „Sie ist noch immer hoch, was auf einen volatilen Zustand der Pandemie hinweist“, schreiben die Forscher. Ihre Schlussfolgerung: ein leichter Rückgang der täglichen Infektionszahlen.

Das ist insofern bedenklich, weil die Zahl der täglichen Neuinfektionen noch immer relativ hoch ist – kombiniert mit der „volatilen“ pandemischen Lage, wie die Research-Luxembourg-Wissenschaftler sagen. „Die größte Gefahr wäre ein Rückfall ins exponentielle Wachstum, das zu diesem Zeitpunkt rasch das Gesundheitssystem überwältigen könnte“, schreiben sie. „Nur wenn wir es schaffen, die Kurve weiter nach unten zu drücken, kann ein potenziell schneller und starker Rückschlag verhindert werden.“ Es sei deshalb wichtig, die Dynamik in den kommenden Wochen zu beobachten und die Effizienz der Maßnahmen und die Veränderungen bei den sozialen Interaktionen einzuschätzen. 

Wie hoch die derzeitige Infektionswelle tatsächlich ist, zeigt sich vor allem dann, wenn die Zahlen grafisch aufbereitet werden. Sie basieren auf Daten, die das Gesundheitsministerium liefert (Stand: Montagabend). Dennoch halten sie einige Überraschungen bereit. 

Die Pandemie in Grafiken 

Sieben-Tage-Schnitt

Je nach Wochentag werden in Luxemburg unterschiedlich viele Corona-Tests gemacht. Vor allem am Wochenende gibt es deutlich weniger Tests – und damit auch gemeldete Positivfälle. Der „Sieben-Tage-Schnitt“ gleicht diese statistischen Ausreißer aus. Die Kurve bildet für jeden Tag den Durchschnitt der vergangenen sieben Tage ab. Dadurch lässt sich ablesen, dass das Pandemiegeschehen seit Anfang November leicht an Intensität verliert. 

Tage mit den meisten Neuinfektionen

„Das Gesundheitsministerium berichtet von so vielen Neuinfektionen wie noch nie“ – diese Meldung hat sich seit Ende Oktober leider mehrfach wiederholt. Diese Tabelle zeigt, an welchen Tagen die meisten Neuinfektionen verzeichnet wurden. Zum Vergleich: Der höchste Wert, der in der ersten Welle verzeichnet wurde, lag bei 219. Das war am 23. März.

Luxemburger Infektionskurve

Diese Grafik wurde vor allem zu Beginn der Pandemie oft genutzt. Sie zeigt die miteinander addierten Neuinfektionen. Zur Erinnerung: Am Abend des 29. Februar (ein Samstag) erklärte Gesundheitsministerin Paulette Lenert auf einer außerplanmäßig einberufenen Pressekonferenz, dass der erste Covid-19-Fall in Luxemburg festgestellt wurde. Betroffen war ein 40-Jähriger, der während der Woche aus einem Risikogebiet in Norditalien zurückgekehrt war. Zwei Wochen später, am 12. März, beschloss die Luxemburger Regierung den Lockdown. Bis dahin war bei insgesamt 17 Einheimischen eine Covid-19-Infektion nachgewiesen worden. Der
Stand am Montag: 34.564 Corona-Infektionen bei den
Einwohnern Luxemburgs (Tageblatt-Zählung).

Das Politikum

Dieser Wert sorgte im Sommer für einigen Ärger: Die Sieben-Tage-Inzidenz verrechnet die Infektionszahlen einer Woche mit der Einwohnerzahl. Ab einem Wert von 50 stuften die deutschen Behörden ein Land oder eine Region als „Risikogebiet“ ein. Das bedeutete, dass Luxemburger einen negativen Corona-Test vorweisen mussten, wenn sie ins Nachbarland fahren wollten – oder sich 14 Tage in Quarantäne begeben mussten. Das Problem: Die europäische Seuchenschutz-Behörde, die die Zahlen erfasst, zählte die Infektionszahlen der Grenzgänger mit, die die „Santé“ in ihrer Statistik aufführte. Am 14. Juli setzte das deutsche Robert-Koch-Institut Luxemburg auf seine „Risikoliste“ – und auch, nachdem das Infektionsgeschehen bei den Luxemburger Einwohnern unter die 50er-Marke gesunken war, wichen die deutschen und europäischen Behörden nicht von ihrem Kurs ab. Am 27. August strich die Regierung die Grenzgänger deshalb kurzerhand kommentarlos aus der Statistik. Bis heute sind diese Zahlen nicht über offizielle Wege zu bekommen. Und das, obwohl die „Sieben-Tage-Inzidenz“ bei den Luxemburger Einwohnern zwischenzeitlich einen Wert von fast 800 erreichte – und die „50er-Marke“ mehr als hinfällig geworden ist. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland lag am Montag landesweit übrigens bei 139.

Die Positivrate

Die Positivrate oder Positivitätsrate ist der Anteil der Tests mit einem positiven Ergebnis an der Gesamtzahl der gemachten Tests. Wenn bei 1.000 Tests 100 positiv ausfallen, liegt die Positivrate bei 10 Prozent. Die Positivrate gibt laut Johns-Hopkins-Universität (JHU) Informationen darüber, wie stark die Übertragung des Virus in der Gesellschaft ist und ob man genug testet. Eine höhere Positivität deutet darauf hin, dass das Virus vermehrt übertragen wird – und dass es sehr wahrscheinlich mehr Menschen gibt, die noch nicht getestet wurden. Die Positivrate gibt also einen Hinweis darauf, wie sehr das Virus verbreitet ist und ob das Testprogramm mit der Übertragungsrate mithält. Unsere Grafik zeigt die Anzahl der Tests und die Positivrate in den vergangenen 180 Tagen. 

Die Situation in den Krankenhäusern

Das Ziel aller Maßnahmen und Einschränkungen ist der Schutz des Gesundheitssystems. Und wie hoch die zweite Welle ist, zeigt sich vor allem hier. Die Zahl der Menschen, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist beim derzeitigen Infektionsgeschehen höher als in der ersten Welle. Die Zahl der Intensivpatienten erreichte am 16. und am 17. November mit 48 ihren vorläufigen Höhepunkt. Laut den Wochenberichten der „Santé“ gibt es in Luxemburg derzeit 90 Intensivbetten. Diese Zahl kann aber bei Bedarf vergrößert werden. 

Die Zahl der Toten

Auch an der Zahl der Toten lässt sich ablesen, wie schwer die Pandemie in der zweiten Welle wütet. Die höchsten Werte meldete die „Santé“ am 15. und am 23. November  – jeweils zehn Menschen starben an diesen Tagen. Insgesamt hat das Virus in Luxemburg seit Beginn der Pandemie 321 Menschenleben gefordert.