PorträtDie neue starke Frau bei Hofe: Hofmarschallin Yuriko Backes

Porträt / Die neue starke Frau bei Hofe: Hofmarschallin Yuriko Backes
Die neue Verwaltungseinheit der „Maison du Grand-Duc“ gibt der Hofmarschallin mehr Verantwortung als ihren Vorgängern Foto: Editpress/Alain Rischard

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Sie ist die neue starke Frau bei Hofe: Yuriko Backes. Die Hofmarschallin hat die Nachfolge von Lucien Weiler angetreten, der Mitte März in den Ruhestand gegangen ist.

Yuriko Backes bekleidet das höchste Amt des Hofes seit dem 1. Juni 2020. Damit ist sie in Luxemburg die erste Frau auf dem Posten. Seit 2016 hatte die Diplomatin die EU-Kommission in Luxemburg vertreten und um Aufmerksamkeit für die Arbeit der Unionsexekutive geworben. „Ihre persönlichen Qualitäten und ihre berufliche Laufbahn“ würden sie zur idealen Persönlichkeit machen, um die Geschicke des Hofs zu leiten, ließ der Palast verlautbaren. Und die berufliche Laufbahn hat es in sich.

Backes wurde am 22. Dezember 1970 in Japan geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Deutschland und dem Land der aufgehenden Sonne, wo sie auch ihren Schulabschluss an einer internationalen Schule erwarb. Für ihr Studium verschlug es sie indes in die alte Welt – nach London und Brügge, wo sie internationale Beziehungen und Japanologie studierte und auch einen Master in europäischen Studien erwarb.

1994 verschlug es die junge Senkrechtstarterin dann mit zwei Masterabschlüssen in der Tasche nach New York, wo sie an der ständigen Vertretung Luxemburgs bei der UNO ihre diplomatische Karriere begann. Nach einem Zwischenstopp 1999 in Tokio zog es sie 2006 wieder nach Japan – diesmal als zweite Diplomatin des luxemburgischen Corps. Zu ihrem Geburtsland pflegt sie nach eigenen Angaben eine besondere Beziehung. Und auch die Erfahrungen, die sie am Hof des japanischen Kaisers sammeln konnte, dürften ihr auf ihrem neuen Posten zugutekommen.

Backes wurde 2010 vom damaligen Premierminister Jean-Claude Juncker als Beraterin ins Staatsministerium berufen. Nach der Wahlniederlage der Christsozialen 2013 bat der neue Regierungschef Xavier Bettel sie, zu bleiben. 2016 wechselte die Diplomatin auf die europäische Ebene und übernahm die Vertretung der EU-Kommission in Luxemburg, zunächst noch unter ihrem ehemaligen Dienstherrn Jean-Claude Juncker, ab dem 1. Dezember 2019 unter dessen Nachfolgerin Ursula von der Leyen.

Als Frau war sie auf dem Parkett der internationalen Diplomatie eine immer noch eher seltene Erscheinung und hat laut eigener Aussage anfangs einige unangenehme Erfahrungen sammeln müssen. Inzwischen sieht sie ihre Arbeit auch darin, jene Frauen zu unterstützen, die zwar über Talente verfügen, denen es aber am nötigen Selbstvertrauen mangelt, ihren Weg zu beschreiten. Ob sie diese Qualität am Hof ausleben kann, wird man sehen müssen – es ist allerdings nicht die schlechteste Einstellung, wenn die gerechte Behandlung von Mitarbeitern in ihren Aufgabenbereich fallen sollte.

Der Vorname Yuriko ist Japanisch und bedeutet „kleine Lilie“. Auch der zweite Sohn von Backes, der während ihrer Zeit an der luxemburgischen Botschaft in Tokio geboren wurde, trägt einen japanischen Vornamen – man könnte demnach fast von einer Familientradition sprechen.

Die neue Verwaltungseinheit der „Maison du Grand-Duc“ gibt der Hofmarschallin unterdessen nicht nur mehr Verantwortung, sondern auch ein höheres Gehalt. Laut Reporter.lu handelt es sich um ein Brutto-Grundgehalt von 13.000 Euro pro Monat. Backes sei in Zukunft für die gesamte Verwaltung zuständig und soll mit dem Generalsekretär des Regierungsrats einem Koordinationskomitee vorsitzen. Dieses Gremium soll als Vermittlungsorgan zwischen Monarchie und Regierung fungieren und jegliche Neueinstellungen absegnen.

Bettels Staatsministerium habe dadurch mehr Kontrolle über die Personalpraxis am Hof und deren Finanzen – das führe zu mehr Transparenz. Die „Maison du Grand-Duc“ soll in diesem Kontext auch jedes Jahr einen Bericht veröffentlichen, der die offiziellen Aktivitäten der großherzoglichen Familie offenlegt und aufzeigt, wofür der Hof das Budget des Staatshaushalts ausgibt. (Red./hat)


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Gronnar
8. Oktober 2020 - 11.24

@Maria-Theresia Erley "Es ist unverantwortlich, eine Frau als Hofmarschallin einzustellen," Genau, da gehört ein alter, weisser Mann hin, gell? "Großherzog Henri sollte unverzüglich einem seiner Söhne das Zepter übergeben," Nein, das Zepter wird eingeschmolzen und die Republik ausgerufen.

Maria-Theresia Erley
7. Oktober 2020 - 18.48

Es ist unverantwortlich, eine Frau als Hofmarschallin einzustellen, die die Interessen der kriminellen und zerbröckelnden EU-vertritt, ein Verein, in der sich nur gescheiterte Existenzen auf unsere Kosten tummeln und in die eigene Tasche wirtschaften. Auch Xavier Bettel ist unhaltbar. Ein Land darf nicht nach Managerprinzip vermarktet, sondern muß vorausschauend verwaltet werden. Großherzog Henri sollte unverzüglich einem seiner Söhne das Zepter übergeben, der hoffentlich nicht nur BWL oder VWL sondern auch Geschichte studiert hat. erley