Jahresbericht von Omega 90Die Nachfrage an Trauerbegleitung steigt

Jahresbericht von Omega 90 / Die Nachfrage an Trauerbegleitung steigt
Das Haus Omega in Hamm Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die luxemburgische Vereinigung zur Förderung von Palliativpflege und Trauerbegleitung, Omega 90, stellte am Donnerstag ihren Jahresbericht 2019 vor: Die Nachfrage nach ihren Diensten steigt. Die Mitarbeiter hielten insgesamt 4.152 Beratungsstunden ab, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Es sind todkranke Menschen, die im „Haus Omega“ einen Ort finden, wo sie die Pflege erhalten, die sie benötigen. Die Mitarbeiter begleiten Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, in ihren letzten Tagen und Stunden. 117 Patienten wurden 2019 in dem Hospiz in Hamm aufgenommen, 107 von ihnen verstarben dort. Zehn Patienten bekamen, wie sich die Präsidentin von Omega 90, Diane Dhur, ausdrückte, „einen zweiten Atem“ und konnten das Haus wieder verlassen. Das Ziel müsse sein, dass die Leute dort sterben, wo sie leben. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im „Haus Omega“ beträgt 47 Tage. Die Auslastung liegt bei rund 86 Prozent. Nach dem Tode eines Patienten wird dessen Zimmer nicht direkt wieder belegt, sondern bleibt mindestens drei Tage frei.

Omega 90 bietet aber nicht nur Palliativpflege, sondern auch Trauerbegleitung für die Hinterbliebenen. Die Beratungsstelle organisierte 4.152 Sitzungen zur Trauerbegleitung, 913 für Kinder und Jugendliche, 3.239 für Erwachsene. Das Angebot von Omega 90 wird immer stärker in Anspruch genommen: gegenüber 2018 ist die Anzahl der Beratungen um 15 Prozent gestiegen. Insgesamt gab es 739 neue Anträge, zwei Drittel davon für Trauerberatung.

„Before I die …“

Am 6. Februar wurde am Hauptbahnhof das Projekt „Before I die …“ der US-amerikanischen Künstlerin Candy Chang offiziell vorgestellt. Auf einer Tafel stand der Satz „Before I die …“, den die Passanten vervollständigen konnten. Der Satz sollte sie dazu anregen, über ihre eigene Sterblichkeit nachzudenken und zu überlegen, was ihnen wirklich wichtig ist. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Tod ist eines der Hauptanliegen der Vereinigung. Zu diesem Zweck wurde das Projekt „Trilogie pour la fin de vie“ ausgearbeitet, im Rahmen dessen drei Workshops angeboten werden: „Lescht Hëllef“, „Lescht Begleedung“ und „Leschte Wëllen“.

Ein wichtiger Moment des vorigen Jahres war der Wechsel an der Spitze der Vereinigung: Im November wurde Roger Molitor nach acht Jahren als Präsident von Diane Dhur abgelöst. Ein weiterer Höhepunkt war die Fertigstellung des neuen Verwaltungsbaus in der rue de Chiny im hauptstädtischen Bahnhofsviertel. Auf 670 Quadratmetern befindet sich dort neben Beratungs- und Ausbildungsräumen eine Bibliothek.

Die neue Präsidentin Diane Dhur<br />
Die neue Präsidentin Diane Dhur
 Foto: Editpress/Julien Garroy

Der „Kanner- a Jugendservice“ hat 2019 die „Omega Trauerwallis“ vorgestellt, eine Art Erste-Hilfe-Koffer für die Fälle, in denen Kinder mit dem Verlust eines nahen Menschen fertig werden müssen. Der Koffer ist für Mitarbeiter von Organisationen gedacht, die mit Kindern arbeiten, und beinhaltet Orientierungshilfen für den Notfall, praktische Übungen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen nach einem Todesfall (Trauerrituale und Trauermethoden) sowie Material zur Gestaltung von Trauerplätzen u.ä.

Seit zehn Jahren

Omega 90 wurde 1990 gegründet. Das „Haus Omega“ ist eine Folge des Palliativgesetzes von 2009. Am 15. September 2010 nahm es mit 15 Betten und zwei Gästezimmern für Verwandte der Kranken offiziell seinen Dienst auf. „Das Haus Omega ist eine zusätzliche Einrichtung im nationalen Netz der Palliativdienstleistungen und ergänzt das Angebot von Krankenhäusern, Pflegeheimen und häuslichen Pflegediensten“, heißt es im Caritas-Sozialalmanach 2020. Das Haus Omega nimmt keine Patienten auf, die eine Euthanasie ohne Palliativpflege wünschen.

Die Arbeit von Omega 90 ruht auf vier Pfeilern: das Haus Omega für Palliativpflege, Beratungen, Ausbildungen und Ehrenamt. 70 freie Mitarbeiter zählt die Organisation momentan. Jeder Interessierte kann ehrenamtlicher Mitarbeiter werden. Voraussetzung ist ein 140-stündige Ausbildung verteilt auf ein Jahr. Die Ausbildung erfolgt in Gruppen von je 15 Personen. Insgesamt wurden voriges Jahr 2.166 Ausbildungsstunden abgehalten. Doch nicht jeder, der sich dafür interessiert, ist auch dafür geeignet. Im Durchschnitt brechen zwei bis drei Personen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Frauen stellen übrigens den größten Anteil bei den freien Mitarbeitern: 58 gegenüber 12 Männern.

Die Corona-Krise hatte dieses Jahr natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit von Omega 90: Blieb Familienmitgliedern der Besuch ihrer Angehörigen die ganze Zeit über gestattet, mussten die freiwilligen Mitarbeiter ihre Arbeit mit den Patienten auf Telefonate beschränken.