WirtschaftDie Luxemburger Industrie hat auch 2021 an Gewicht verloren – ist jedoch nicht geschrumpft

Wirtschaft / Die Luxemburger Industrie hat auch 2021 an Gewicht verloren – ist jedoch nicht geschrumpft
In keinem anderen Land der Europäischen Währungsunion ist der Anteil der Industrie an der nationalen Wirtschaftsleistung geringer als in Luxemburg Foto: Christian Muller

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In Luxemburg verliert die Industrie seit Jahren an Gewicht. Ende 2021 stand sie nur noch für 4,8 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. In keinem anderen europäischen Land ist dieser Anteil geringer. Trotzdem sind die Zahlen besser als sie aussehen.

Früher war Luxemburg stolz auf seine Industrie. Dank der Stahlindustrie war das Großherzogtum zu einem wohlhabenden Land geworden. Nach den Jahren der Stahlkrise ging es mit der Industrie dann abwärts. Hatten 1975 noch über 40 Prozent der Beschäftigten in der Industrie gearbeitet, so waren es 1990 bereits weniger als 20 Prozent. Die Rolle als Lokomotive der nationalen Wirtschaft wurde nach und nach vom Finanzsektor, beziehungsweise Unternehmensdienstleistungen, übernommen.

Luxemburg steht mit dieser Entwicklung nicht allein da: In ganz Europa waren die letzten Jahrzehnte keine Boomzeit für die eigene Industrie. Im Euro-Raum insgesamt ist der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung zwischen 1995 und 2021 von 18 Prozent auf 14,7 Prozent geschrumpft.

In Luxemburg war der Rückgang jedoch noch deutlich ausgeprägter: Von 11,8 auf nur noch 4,8 Prozent des BIP ist ihr Anteil seit 1995 zurückgegangen. Im Vorjahr 2020 stand das verarbeitende Gewerbe noch für 5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Nicht mitgerechnet werden Versorger, wie die Wasser- oder Energiewirtschaft, und auch das Bauwesen, das 2021 für zusätzliche 5,3 Prozent des BIP stand.

In keinem anderen Land der Europäischen Währungsunion ist das Gewicht des verarbeitenden Gewerbes geringer als hierzulande. Neben Luxemburg beträgt ihr Gewicht nur noch in Zypern, Malta und Griechenland weniger als 10 Prozent. In Ländern wie Deutschland (18,9 Prozent) und Österreich (16,5 Prozent), oder auch Dänemark (12 Prozent) und Polen (16,7 Prozent), sieht die Situation doch etwas anders aus, wie Zahlen von Eurostat zeigen.

Zahl der Beschäftigten bleibt stabil

Von einem „Reshoring“, einem Neu-Ansiedeln von wichtigen industriellen Produktionen in Europa, ist in Luxemburg somit eigentlich nichts zu sehen. In der Eurozone war das anders: Nach Jahren der Rückgänge ist der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung im Euro-Währungsraum 2021 ganz leicht, von 14,6 auf 14,7 Prozent, gestiegen. Zugelegt hat ihr Gewicht beispielsweise in Deutschland, Österreich, Italien und Finnland.

Geschrumpft ist hierzulande derweil nicht nur der Anteil der Industrie an der Gesamtwirtschaft. Auch ihr Anteil an der Beschäftigung ist seit 1995 stark rückläufig: von 15,1 auf 6,6 Prozent Mitte 2022. In der Eurozone ging es in dem Zeitraum von 18,8 auf 12,8 Prozent zurück.

Trotzdem geben die Beschäftigtenzahlen etwas Anlass zur Hoffnung, auch für Luxemburg: Nachdem ihre Zahl im Corona-Jahr 2020 um etwa 1.000 Posten auf 32.860 eingebrochen war, hat sie seitdem wieder leicht zugelegt. Bis Mitte des Jahres 2022 ist ihre Zahl, Eurostat zufolge, wieder auf geschätzte 33.240 Personen angestiegen.

Bei den Beschäftigungszahlen in der Industrie hat sich Luxemburg zuletzt somit ähnlich entwickelt wie die Eurozone: Auch dort hat die Zahl der Beschäftigten im Vergleich mit 2020 wieder zugelegt – liegt jedoch weiter unter dem Niveau von vor Corona. Langfristig steht Luxemburg sogar besser da: Seit 1995 hat die Eurozone einen Rückgang zu verbuchen. Heute zählt die Währungsunion 21,1 Millionen Jobs im verarbeitenden Gewerbe. 1995 waren es jedoch 24,4 Millionen. In Luxemburg waren damals etwa 32.000 in der Industrie beschäftigt, also rund 1.000 weniger als heute.

Staat, Finanz- und Unternehmensdienstleistungen

Auch in erwirtschafteten Euros ausgedrückt, geht es mittlerweile wieder aufwärts mit der Luxemburger Industrie. Ihre Wertschöpfung lag 2021 bei 3,5 Milliarden Euro. Leicht mehr als 2020 (3,3 Milliarden Euro), doch auch mehr als im Jahr vor Corona (3,1 Milliarden). Zu Beginn der Eurostat-Datenreihe (1995) lag ihr Volumen erst bei 1,9 Milliarden Euro.

Dass die Luxemburger Industrie in dem letzten Jahr trotzdem in der Luxemburger Wirtschaft weiter an Gewicht verloren hat, dürfte demnach derzeit mehr an einer starken Entwicklung der anderen Sektoren liegen, und weniger an der Industrie selber – im Gegensatz zu den Jahrzehnten zuvor.

Ersetzt wurde die Industrie in den letzten Jahren in der Luxemburger Wirtschaft vor allem durch den Bereich der spezialisierten Unternehmensdienstleistungen. Zwischen 1995 und 2021 ist ihr Anteil an der Luxemburger Wirtschaftsleistung von 5,1 auf geschätzte 13,3 Prozent gestiegen. Bei der Zahl der Arbeitsplätze hat sich ihr Anteil mehr als verdoppelt, von 8,4 auf fast 18 Prozent.

Das Gewicht des Finanzplatzes ist hingegen gewachsen: zwischen 1995 und 2021 von 19,7 auf 23,6 Prozent der Wirtschaftsleistung. Sein Anteil an der Beschäftigung ist stabil geblieben, also gemeinsam mit dem Land gewachsen: In den 25 Jahren ist der Anteil des Finanzwesens an der Beschäftigung von 10,3 auf 10,5 Prozent gestiegen. Das ist ein Anstieg von 21.800 auf fast 53.000 Jobs Mitte 2022.

Auch der Anteil des Staates (im weitesten Sinne) an der Wirtschaft hat seit 1995 spürbar zugelegt: von 12,6 auf 15,3 Prozent. Der Anteil des Staates an der Beschäftigung ist von 16,7 auf 21,6 Prozent gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 35.500 Stellen im Jahr 1995 auf 108.680 Jobs heute.

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Grober J-P.
2. November 2022 - 20.41

Und es wird weiter abgespeckt. Als Dienstleister werden wir nie überleben. Vielleicht könnte man eigenen Yoghurt mit Eisenerz............. Leute wo bleibt die Innovation. Wo wird denn noch produziert, CFL, Post, Cactus? Wenn mal was ordentlich läuft wird auch noch ins Ausland verkauft, siehe bei den Hartmetalljungs in Mamer!

gist
2. November 2022 - 16.57

as jo zënter Joerzéngten gewollt.Keng Industrie wëll déi produzéiert jo CO2.