Handwerk„Die Lage hat sich etwas beruhigt“ – aber auch Luxemburg leidet weiter unter Lieferproblemen

Handwerk / „Die Lage hat sich etwas beruhigt“ – aber auch Luxemburg leidet weiter unter Lieferproblemen
Nicht nur Luxemburg und nicht nur Holz ist betroffen: Unter anderem, weil der Container-Verkehr ins Stocken geraten ist, stehen bei Autoherstellern die Fahrzeuge auf Halde (Foto: in Tschechien) – weil zu ihrer Fertigstellung Teile fehlen. Fotos: DPA

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Der weltweite Warenverkehr ist ins Stottern geraten. Rohstoffe und Bauteile, die früher ohne jede Schwierigkeit binnen kurzer Zeit aus allen Teilen der Welt herangeschafft werden konnten, lassen heute auf sich warten. Damit läuft auch die Arbeit in europäischen Fabriken und Werkstätten nicht mehr so rund wie früher. Das Tageblatt hat nachgefragt, wie es in Luxemburg konkret aussieht. Die Antwort: Der Optimismus kehrt zurück. Allerdings ist Bauen in Luxemburg wieder einmal teurer geworden.

„Die Lage hat sich etwas beruhigt“, sagt Hans Adam Oeltges, Chef der Schreinerei Knaf-Buchler aus Befort, im Gespräch mit dem Tageblatt. Wenigstens an Standard-Materialien kommt der Traditionsbetrieb wieder heran. Im Sommer hatte auch Oeltges’ Betrieb über einen Rohstoffmangel geklagt. Wenn heute etwas fehlte, dann seien das oft die etwas spezielleren Teile, erklärt er. Ein solches Bauteil sind die Rollen für Schubladen, die aus China geliefert werden. Früher war es kein Problem, diese Dinge nach Luxemburg zu verschicken, jetzt lassen die Teile oft auf sich warten. Er erzählt von einem großen Kunden, für den der Betrieb Schränke angefertigt hat. Da es an Rollen für Schubladen fehlte, musste die Schreinerei die Fronten der Schubfächer vorerst als Attrappen installieren.

Die Ursachen sind für Oeltges nur schwer auszumachen. Containerkapazitäten seien viel teurer geworden, aber es fehle auch an Lkw-Fahrern, die das Material von Rotterdam nach Luxemburg bringen, sagt er. Das Geschäft sei damit schwerer planbarer und unvorhersehbarer geworden – die Arbeitsprozesse liefen nicht mehr rund. Hans Adam Oeltges bleibt aber optimistisch. Er rechnet damit, dass sich die Situation in den nächsten sechs Monaten wieder einrenkt.

„Eine Hilfe kann nur darin bestehen, dass das Netzwerk, das wir brauchen, um produzieren zu können, wieder geschlossen wird. Das Netzwerk kann nur geschlossen werden, indem gewisse Ausbildungen gefördert werden und Berufe attraktiver gemacht werden“, sagt Oeltges. Die Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrern müssten sich verbessern, damit das Fahren wieder Spaß mache. Eine schnelle Lösung gebe es hier nicht, so Oeltges, vielmehr müssten die Probleme Stück für Stück abgearbeitet werden.

Vor ein paar Monaten hatte die Schreinerei Knaf-Buchler in Anwesenheit von Regierungsmitgliedern eine Möbellinie aus heimischem Holz vorgestellt. Oeltges steht hinter der Rückbesinnung auf lokale Ressourcen, findet sie super. Es sei zwar naiv zu glauben, dass alles lokal produziert werden könne – es solle aber so viel wie möglich auf lokale Hersteller zurückgegriffen werden.

Keine Gefahr für Arbeitsplätze

Die Probleme sind nicht unbemerkt an der Politik und den Gewerkschaften vorbeigegangen. Das „Comité de conjoncture“ hatte sich darauf geeinigt, dass Betriebe, die beweisen können, dass sie wegen der Rohstoffknappheit Schwierigkeiten haben, Kurzarbeit beantragen können. Allerdings hätten nur sehr wenige Firmen dies in Anspruch genommen, sagt Jean-Luc De Matteis vom OGBL-Syndikat Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktionen. Die großen Betriebe hätten umgeplant und im Falle einer Materialknappheit andere Arbeiten vorgezogen. De Matteis schließt aber nicht aus, dass einzelne Betriebe Probleme hatten, etwa wenn kein Holz beschafft werden konnte oder wenn manche Rohre auf einmal 30 Prozent teurer wurden.

Danach gefragt, ob wegen der Knappheit Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, antwortet De Matteis mit einem entschiedenen Nein und fügt hinzu, dass einige Preise sehr wohl gestiegen sind. Oft handele es sich aber um Arbeiten, die gemacht werden müssen, sodass den Verbrauchern keine andere Wahl bleibe, als die Preise zu bezahlen. Wie der Chef der Schreinerei ist auch der Gewerkschaftler optimistisch, dass sich die Situation erholt – auch weil die Baustellen im Winter etwas langsamer laufen als sonst.

Das Problem habe bereits im März begonnen, erklärt Christian Reuter von der „Fédération des artisans“ im Gespräch mit dem Tageblatt. Während der Pandemie sei die Produktion überall heruntergefahren worden. Als die Wirtschaftsmotoren von Amerika und China wieder angesprungen seien, wurden dort wieder mehr Immobilien gebaut. Deshalb hätten die Bauunternehmen Holz aufgekauft und die Handwerker in Europa hätten das Nachsehen gehabt, lautet eine offizielle Erklärung für die aktuelle Lage. „Bevor Holz verarbeitet werden kann, muss es einige Monate lang getrocknet werden“, so Reuter.

Luxemburger Betriebe bezögen ihr Holz vor allem aus Deutschland, erklärt Reuter. „Während Corona ist weniger gefällt und weniger getrocknet worden.“ Handwerker mit guten Beziehungen zu ihren Lieferanten seien zwar noch an Holz gekommen – allerdings zu höheren Preisen und mit Verspätungen. Die Preise hätten sich teilweise verdreifacht und vervierfacht. Auch andere Materialien wie Beton oder Pflastersteine seien viel teurer geworden. In manchen Fällen können die Betriebe auf Alternativen ausweichen – etwa Rohre aus einem anderen Material –, aber eben nicht immer.

Das Problem bei den Kostenvoranschlägen

Für die Betriebe seien Kostenvoranschläge zu einem Problem geworden, weil sie die unerwarteten Preissteigerungen nicht mit eingerechnet hatten, sagt Reuter. „Wenn in dem Vertrag keine anderslautende Klausel drin stand, ist der Betrieb auf dem Schaden sitzen geblieben.“ Anders als bei Aufträgen für Privatkunden gebe es bei öffentlichen Aufträgen die Möglichkeit der „Révision des prix“ – einer Überprüfung der Preise also. „Wir schauen das gerade mit Minister Bausch“, sagt Reuter. „Es sieht danach aus, dass wir zu einer Lösung kommen.“

Die höheren Preise machten sich bereits beim Häuslebau bemerkbar. Während sich die hohen Preissteigerungen der vergangenen Jahre auf dem Luxemburger Immobilienmarkt vor allem durch die Zunahme der Grundstückpreise erklärten, sei zuletzt auch der eigentliche Bau massiv teurer geworden, sagt Reuter.

Alles in allem sieht es aber danach aus, dass sich die Lage nach und nach wieder verbessert. Gewerkschaftler glauben, dass Menschen nicht um ihren Job bangen müssen. Allerdings haben Verbraucher das Nachsehen, wenn sie die Preissteigerungen bei den Baumaterialien übernehmen müssen und Immobilien in Luxemburg noch teurer werden.

Jemp
8. November 2021 - 16.00

Ich fange gleich an zu weinen, wegen der armen, gebeutelten Betriebe. In Wirklichkeit freuen sich viele von ihnen regelrecht über die Knappheit und übertreiben ihre Lieferprobleme maßlos. Denn man muss eine Ursache finden um die Preise zu erhöhen, und darum geht es hauptsächlich. Ich war z.B. in einer Garage, um ein Auto zu kaufen. "Lieferung in frühestens in 8 Monaten" heiß es. Oder ich sollte das gleiche Modell mit unzähligen Gimmicks kaufen, ein solches habe man auf Lager. Leider war es fast doppelt so teuer wie das Basismodel und ein Rabatt (wie sonst immer üblich) kam überhaupt nicht in Frage.

Grober J-P.
8. November 2021 - 10.19

"Ein solches Bauteil sind die Rollen für Schubladen, die aus China geliefert werden." Was ist denn nur los mit uns. Das ist wiederum sehr nachhaltig gedacht. Made in China, sieht man denn nicht, dass man sich langsam aber sicher selber abschafft. Gott sei Dank haben wir noch den Kachkéis made in Luxembourg.