Die Künstlerin Florence Hoffmann lässt in Esch Bücher blühen

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Seit kurzem ist der Escher Rathausplatz um eine Attraktion reicher. In Zusammenarbeit mit dem kommunalen Gärtnereibetrieb hat die Künstlerin Florence Hoffmann hier eine vergängliche Installation errichtet, die bei den  Passanten gut ankommt. Die blühenden Bücher sollen jedoch nicht nur gefallen, sondern auch zum Nachdenken anregen.

2018 stellte die hauptstädtische Bildhauerin Florence Hoffmann gemeinsam mit Corinne Goetz, Eric Mangen und Julien Hübsch im Rahmen der „Nuit de la culture“ im Mousset-Haus in der Luxemburger Straße aus. Hier wurden auch die ersten Kontakte geknüpft, die nun dazu führten, dass eine imposante Installation der Künstlerin am Rathausplatz der zweitgrößten Stadt des Landes aufgestellt wurde.

Anfang des Jahres, so erklärt uns Florence Hoffmann, als wir sie vor Ort treffen, sei von der Stadtverwaltung  der Wunsch an sie herangetragen worden, das Projekt eines „jardin éphémère“ im Bereich zwischen Platz und Alzettestraße in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Gärtnereibetrieb umzusetzen. „Ich machte mir meine Gedanken, arbeitete ein erstes Konzept aus, das ich wieder verwarf. Schließlich kam mir die Idee zu dem, was man jetzt hier sehen kann.“

Auf Infotafeln erfährt der Passant mehr über Sinn und Zweck der Installation (Foto: François Besch)

Wie Monolithen stehen sie da

Ursprünglich sei es so gewesen, dass die Stadtgärtner einen Garten anlegen wollten, in dem Arbeiten der Bildhauerin gezeigt werden sollten. „Doch ich hatte eine andere Vision: Meine Arbeiten sollten den eigentlichen Rahmen des Gartens darstellen. Die Pflanzen sollten in ihnen und aus ihnen herauswachsen.“ So kam es zur Idee der fünf überdimensionierten Bücher, die nun wie Monolithen aus dem Boden ragen.

„Dies stellte die Gärtner vor eine große Herausforderung: Sie mussten von einer vertikalen statt einer horizontalen Begrünung ausgehen. Und diese Herausforderung haben sie hervorragend gemeistert“, findet Florence Hoffmann, die von einer harmonischen Zusammenarbeit spricht.

Dies bestätigt Guy Allamano vom kommunalen Gärtnerdienst. Am schwierigsten sei es noch gewesen, das innere Stahlgerüst der“Bücher“ zu konstruieren, das die Blumenkübel halten soll. „Und natürlich später der Transport des Ganzen“, erklärt er.

Guy Allamano (r.) von der Escher Stadtgärtnerei hat sich sehr gefreut, zusammen mit seinen Kollegen an der Realisierung der Arbeit von Florence Hoffmann (l.) mitwirken zu können 

Von Freiheit und anderen Werten

Das Resultat des Unternehmens kann sich sehen lassen. Die fertige Installation ziert den Rathausplatz seit einigen Tagen und stößt bei den Passanten auf reges Interesse. Immer wieder bleiben welche stehen und schauen sich die „Bücher“ an, zücken ihr Smartphone und halten sie im Bild fest. Doch die Installation ist nicht nur attraktiv, sondern ebenso poetisch wie philosophisch.

Die Buchrücken zieren in goldenen, handgemalten Lettern fünf menschliche Werte, die in einer Zeit wie dieser extrem wichtig sind: Freiheit, Einigkeit, Toleranz, Solidarität und Wohlwollen. In diesem Sinne möchte die Künstlerin mit ihrer Arbeit den Menschen nicht nur gefallen, sondern sie auch zu einem Moment der Besinnung anregen.

Das Thema Buch beschäftigt die Künstlerin Florence Hoffmann bereits seit sehr vielen Jahren (Foto: François Besch)

Immer wieder das Buch

Der Name der Installation „Culture.s“ spielt einerseits auf das Multikulturelle an, das die Stadt Esch auszeichnet. Andererseits, erklärt Florence Hoffmann, sei es so, dass das Buch an sich selbst schon ein Kulturgut sei, mit dem sich nicht nur Wissen aneignen lasse. „Aber Bücher werden auch genutzt, um Kulturen weiterzugeben.“

Das Buch spielt in der Arbeit Hoffmanns eine besondere Rolle. Seit vielen Jahren schon befasst sich die Bildhauerin und Konzeptkünstlerin immer wieder damit. Erst vor einigen Wochen wurde eine große Stahlplastik von ihr in der Ukraine eingeweiht. „Mass instruction weapon“ nennt sich diese. Sie stellt ein riesiges Buch dar, auf Rädern und in einer Position, die an die einer Kanone erinnert.

Bislang blieben die begrünten Plastiken von Vandalismus verschont (Foto: François Besch)

Weitere Ausführungen geplant

„Hätten wir mehr Bildung auf dieser Welt, gäbe es wohl weniger Elend und weniger Kriege“, so die Künstlerin, die präzisiert, dass ihre ukrainische Plastik sinnigerweise genau zwischen einer militärischen Einrichtung auf der einen und einer Bibliothek auf der anderen Seite errichtet wurde. Doch zurück nach Esch. Die Installation auf dem Rathausplatz ist zwar aus stabilem Holz, jedoch trotzdem stark witterungsanfällig.

Da die begrünten Bücher jedoch gut beim Publikum ankommen, plant Florence Hoffmann, weitere Exemplare aus Stahl anzufertigen, in diversen Größen, deren Lebensdauer wesentlich höher sein wird, als dies für das Escher Projekt der Fall ist. „Sehr gerne kann man sich an mich wenden, wenn man selbst ein solches Buch für den heimischen Garten erwerben möchte“, lächelt die Bildhauerin, über deren Werk man sich unter www.florencehoffman.net ein Bild machen kann.

Zur Person

Florence Hoffmann, Jahrgang 1966, ist eine vielseitige und engagierte Künstlerin. Neben ihrer Arbeit als Bildhauerin leitet sie regelmäßig Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und fungiert als Kuratorin bei Ausstellungen. Florence Hoffmann hatte ursprünglich vor, Berufstänzerin zu werden. Nach der Ausbildung bei Damar und Marteling in Luxemburg studierte sie Tanz an der Pariser Sorbonne.

Ein schwerer Unfall sollte jedoch den Traum von einer Ballett-Karriere zunichte machen. Die Umorientierung folgte auf dem Fuß: Nach verschiedenen Studien, unter anderem an der Pariser Hochschule für Grafische Künste und Architektur arbeitete Florence Hoffmann zwischen 1987 und 1995 als Assistentin des italienischen Multimedia-Artisten Mauro Bettino Francini, bevor sie sich als freischaffende Bildhauerin selbstständig machte.

Link zur Webseite der Künstlerin: www.florencehoffmann.net