EditorialDie Krise legt Schwächen bei einigen Sportverbänden offen

Editorial / Die Krise legt Schwächen bei einigen Sportverbänden offen
Von einem „Together“ kann beim nationalen Basketballverband keine Rede sein Foto: Gerry Schmit

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Bis der Sportbetrieb wieder normal aufgenommen werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. Da scheinen sich die Experten einig zu sein. Dass Meisterschaften bis zum Sommer abgeschlossen werden können, scheint mehr als unrealistisch und hängt in erster Linie vom weiteren Vorgehen der Regierung ab. Das stellt Sportverbände vor die schwierige Entscheidung, wie sie mit den abgebrochenen Spielzeiten umgehen sollen. 

Für den größten Verband des Landes, den Fußballverband FLF, wird wohl der europäische Dachverband UEFA die Entscheidung treffen. Immerhin ist es die UEFA, die maßgeblich zum gut gefüllten Geldbeutel der FLF beiträgt. Außerdem droht bei einem Saison-Abbruch ohne das Einverständnis aus der Schweiz der Ausschluss der luxemburgischen Mannschaften aus dem Europapokal. So wie bereits in Belgien geschehen. Doch sind längst nicht alle nationalen Sportverbände so abhängig von ihren internationalen Dachverbänden. Sie müssen sich also selbst Gedanken machen, wie sie ihre Saisons werten sollen.

Unwürdig

Die unglücklichste Figur machte bis jetzt der Basketballverband. Recht früh hatte sich die FLBB zum Saisonabbruch entschlossen und dafür viel Lob bekommen. Wenig später begann aber das Desaster. Der Verband beschloss, die Saison zu werten, und entschied über Meistertitel sowie Auf- und Abstieg ohne Rücksprache mit den Vereinen. Dabei hat sich die FLBB in den vergangenen Jahren gerade dadurch ausgezeichnet, sich bei schwierigen Entscheidungen hinter den Vereinen zu verstecken. Ob nun beim Meisterschaftsmodus oder bei der Frage, wie viele ausländische Profispieler pro Team erlaubt sind: Immer wurde den Klubs die Verantwortung zugeschoben. Das Presseschreiben der FLBB, in dem angekündigt wurde, dass man mit den Vereinen sprechen wolle, war diesmal durchaus begrüßenswert, wurde anschließend vom Präsidenten aber als Kommunikationspanne abgetan.

Als die Klubs dann anfingen, mit rechtlichen Schritten zu drohen, folgte ein verzweifelter Schlichtungsversuch der FLBB. Man schlug prompt mal vor, im kommenden Jahr eine Meisterschaft mit 20 Teams zu organisieren. Mittlerweile liegt der Ball wieder bei den Vereinen, die einen Meisterschaftsmodus mit 14 Teams ausarbeiten. Dass FLBB-Präsident Henri Pleimling in diesem ganzen Chaos noch darauf verwies, dass man sich im Amateurbereich befinde und die Verbandsmitglieder allesamt ehrenamtlich tätig seien, ist zu einfach und eines Verbandspräsidenten unwürdig.

Denn es geht auch anders, wie in erster Linie der Tischtennisverband (FLTT) vorgemacht hat. Am selben Tag, an dem die FLBB die Klubs vor vollendete Tatsachen gestellt hat, verschickte die FLTT eine Mail an ihre Vereine und ließ sie über den Ausgang der Meisterschaft abstimmen. Der Verband hatte im Vorfeld mehrere Möglichkeiten ausgearbeitet. Ähnlich machte es vergangene Woche der Handballverband, der drei Stunden mit den Vereinen diskutierte und nun ebenfalls ein Referendum abhält. In der aktuellen Situation, in der immer wieder Solidarität und Zusammenhalt gepredigt werden, sicherlich die richtige Vorgehensweise.

Die Corona-Krise ist für sämtliche Sportverbände eine Herausforderung, in der Schwächen und Unzulänglichkeiten schonungslos offengelegt werden.

spëtzbouf
14. April 2020 - 18.48

Ja, diese Krise bringt so manches an den Tag. :)