EditorialDie finanziellen Probleme der Luxair rechtfertigen die Arbeitsbedingungen nicht

Editorial / Die finanziellen Probleme der Luxair rechtfertigen die Arbeitsbedingungen nicht
Luxair geht es finanziell schlecht – doch das darf sich nicht auf die Arbeitsbedingungen des Personals auswirken Foto: Editpress/Alain Rischard

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Luxair macht seit mehreren Wochen Schlagzeilen: allerdings nicht mit neuen Reiseangeboten, sondern mit den betriebsinternen, katastrophalen Arbeitsbedingungen. Die Angestellten kämpfen laut Gewerkschaften mit Überarbeitung, enormer geforderter Flexibilität und Einfrieren der Gehälter. Die Arbeitnehmervertreter haben mittlerweile sogar eine Demonstration angekündigt. Sollten die Arbeitsverhältnisse tatsächlich so schlimm sein, ist das inakzeptabel – vor allem bei einem Unternehmen, das zu 39 Prozent dem Staat gehört. Jeder Mensch, der schon einmal in so einer Umgebung gearbeitet hat, weiß, wie zerstörerisch das für die mentale Gesundheit ist.

Transportminister François Bausch sagte gegenüber dem Tageblatt, dass er helfen wolle, damit das Problem intern gelöst wird. Allerdings befinde sich die Luxemburger Fluggesellschaft in einer schwierigen Situation. „Momentan wird über die Luxair gesprochen, als würde sie mit super Gewinn fliegen – aber das ist nicht der Fall“, so der Minister. Dabei spielt die finanzielle Lage des Unternehmens in diesem Fall absolut keine Rolle. Wie viel Geld die Fluggesellschaft erwirtschaftet – oder nicht erwirtschaftet –, darf sich nicht in diesem Ausmaß auf den Arbeitsalltag des Personals auswirken. Es ist die Verantwortung des Managements, dafür zu sorgen, dass die Angestellten in einem gesunden Umfeld arbeiten. Und diese Verantwortung will die Chefetage der Luxair anscheinend nicht übernehmen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Cargolux weiterhin gute Resultate erzielt und so der Luxair finanziell aushilft.

Aber der Transportminister glaubt daran, dass die Probleme lösbar sind. – Wie? Mit „gesundem Menschenverstand, Menschlichkeit und dem Sozialdialog“. Grundsätzlich ist das natürlich nicht falsch, und trotzdem: Von außen wirkt es so, als wäre das Management nicht bereit, einen Dialog zu führen. „Eine einfache Frage zu stellen, ist heikel, aus Angst, eine schroffe Antwort zu erhalten“, erzählte beispielsweise eine Angestellte gegenüber der Tageszeitung Le Quotidien. Und wie steht es um die von Bausch geforderte Menschlichkeit? „Dieses Management zerstört das Unternehmen: Es gibt keine Menschlichkeit mehr, wir verhalten uns wie Roboter“, so der Bericht der Mitarbeiterin.

Das ist natürlich nur die eine Seite der Münze, das Unternehmen hat vielleicht seine eigene – vielleicht. Denn mit Sicherheit kann man das nicht sagen. Bei der Luxair herrscht seit Wochen Funkstille. Die Fluggesellschaft hat sich in der Öffentlichkeit bis jetzt noch nicht richtig zu den Vorwürfen geäußert. Auch auf Tageblatt-Nachfrage hieß die Antwort: kein Kommentar. Daraus kann man nun schließen, was man will. Vielleicht wissen die Verantwortlichen, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind, wollen sich aber nicht auf eine öffentliche Schlammschlacht mit ihren Mitarbeitern einlassen.

Die Frage ist also letztendlich: Wie weit kann oder soll der Staat sich einmischen, um gegen diese Arbeitsbedingungen vorzugehen? Kann die Regierung einfach auf den Tisch hauen und Veränderungen fordern? Denn wenn der Hauptaktionär nicht fähig – oder willens – ist, in dieser Situation Druck auf das Management auszuüben, dann muss man sich wirklich fragen, ob die staatliche Beteiligung an der Luxair noch Sinn ergibt.

schmitmike35
19. September 2022 - 0.14

Der Staat hat Luxair seit der Pandemie finanziell im Stich gelassen, während alle anderen Nationalairlines grosszügige Kredite bekamen. Kein Wunder dass es nun riskiert finanziell eng zu werden.

JJ
16. September 2022 - 15.11

Was ist mit den Arbeitsbedingungen bei den Billig-Fliegern wie Ryan-Air? Wenn wir als Kunden erwarten für 50€ nach Malle fliegen zu können,dann muss irgendwer für diesen Preis geradestehen. Luxair ist wohl eine andere Klasse aber wenn mit Staatsbeteiligung Angstgestellte,pardon,Angestellte um ihren Job fürchten müssen wenn sie Fragen stellen,dann stimmt doch etwas nicht. Germinal.

Ju
16. September 2022 - 11.57

Da der aktuelle CEO ja als ehemaliger hoher Staatsbeamter vom jetzigen Minister in diese Rolle positionniert wurde, kann ich mir vorstellen dass der CEO nur das umzusetzen versucht, was sein Verwaltungsrat, sprich Minister, ihm vorgibt.

LXABCD-ETC
16. September 2022 - 10.49

@ dirk.wallschlaeger / Lieber Dirk, arbeiten Sie (noch) für diese Gesellschaft oder wurden Sie bezahlt für Ihren Kommentar. Seit dem Weggang des vorherigen CEO herrscht nur noch Chaos. Keiner kennt das Geschäft ausser dem EINEN und einzelnen "Brown Noses". Nichts für ungut und ein schönes Wochenende mit Grüssen. LXABCD-ETC

dirk.wallschlaeger
16. September 2022 - 8.39

In diesen sehr schwierige Zeiten eine Airline am Leben zu erhalten, ist schon schwer genug. Wenn dann noch nörgelnd die Gewerkschaften dazwischen grätschen, wird es noch schwerer. Zu Pandemiezeiten war jedes Besatzungsmitglied sehr froh gewesen, überhaupt fliegen zu können, und waren dankbar, ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Nun, wo genug Arbeit da ist, Geld verdient wird....kann man da nicht mal eine Saison am selben Strang ziehen? Wahrscheinlich nicht.