Die Elite der Investmentfonds

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Paris am Donnerstagabend: Europas Welt der Geldspezialisten ist zusammengetroffen. Die Auszeichnung European Funds Trophy (EFT) wird  vergeben: An die Spezialisten, die im vergangenen Jahr am besten mit dem Geld der Anleger umgegangen sind.

Es regnet, es ist dunkel. Aus dem Automobilclub von Frankreich hat man einen herrlichen Blick auf den Place de la Concorde mit Hunderten von Leuchten, mit den roten Bremslichtern der Autos, mit einem Riesenrad in den französischen Nationalfarben und dem Gebäude der Nationalversammlung im Hintergrund.

Der Automobilclub von Frankreich hat so gar nichts mit dem funktionalen Gebäude des ADAC in München gemein. Untergebracht ist er in einem Flügel des früheren Palastes, in dem sich heute das Luxushotel Crillon befindet. Die Wände sind getafelt, die Bibliothek, von der man nicht weiß, ob sie heutzutage wirklich noch benutzt wird und das Amphitheater in seinem Innern atmen die Zeit. Hier – wo sonst – feiert sich die Welt der Investmentfonds.

Über sieben Jahre Spitzenklasse

Erfunden wurden die Preise der europäischen Welt der Investmentfonds von Journalisten. Die Methodologie für das Ranking stammt von François Chauvet, Ingenieur, Ökonom und Spezialist der Risiko- und Wahrscheinlichkeitsberechnung.

Seit 19 Jahren arbeiten Zeitungen wie das Tageblatt und Le Jeudi und François Chauvet zusammen. Seit elf Jahren gibt es die Zeremonie in ihrem großen Rahmen im Automobilclub von Paris.

Fünf Jahre lang müssen sich die Fonds bewährt haben, um die EFT-Preisfähigkeit zu erlangen. Die europäischen Spitzenfonds, die besonders geehrt werden, wie auch die Management-Gesellschaften müssen sogar über sieben Jahre Spitzenklasse sein, um einen Preis erlangen zu können.

Sinn und Ziel der Journalisten aus Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und Luxemburg war es, die langfristige Qualität auszuzeichnen, die sich auch bei Krisen bewährt.

Das System führt insgesamt dazu, dass aktiv gemanagte Fonds und aktiv gemanagte Fondsgesellschaften größere Chance für eine Auszeichnung haben als passive, erklärte Serge Darolles, Professor für mathematische Finanzwissenschaften an der Universität Paris-Dauphine.

In der Wettbewerbs-Auflage von 2018 waren die Gewinner daher auch die aktiv gemanagten Fonds, die sich demonstrativ darüber freuten, dass ihr Anlageansatz gewürdigt wurde. Der wissenschaftliche Ansatz gibt der European Funds Trophy gegenüber anderen Auszeichnungen ein besonderes Gewicht. Die Bewertungsergebnisse werden von einer Jury unter Vorsitz von Professor Darolles geprüft.

Paris als Kompromiss

Paris als Ort der Vergabe ist ein Kompromiss. Hier tagten die Journalisten mit Francois Chauvet im Gebäude von Le Monde und brachten ihre Vorstellungen ein. Die Besonderheit  des Systems ist, dass es nicht bei einem Stern für die ausgezeichnete Fonds und Gesellschaften aufhört. Ohne sie dezidiert zu nennen, kennen die EFT auch Fonds der Kategorien minus eins und minus zwei. Es hat gedauert, bis die Branche auch Minus Bewertungen akzeptierte. Heutzutage wird darüber nicht mehr gemurrt.

Andererseits wird in Paris längst anerkannt, dass man Luxemburg nicht aussperren kann, wenn es sich um europäische Fonds handelt. Der Wettkampf zwischen Paris und Luxemburg ist längst entschieden. Über vier Milliarden Euro Anlagegelder werden in Luxemburg heutzutage verwaltet, sagte Finanzminister Pierre Gramegna bei seiner Ansprache. Gramegna war nach 2016 bereits zum zweiten Male Schirmherr der Veranstaltung.

Der Finanzminister hielt eine warnende und mahnende Rede. „Vieles, was heute als gesichert gilt, steht in Frage. Der freie Handel, das liberale System zum Beispiel“, sagte er. Das betreffe nicht nur die Industriewelt, sondern auch die Finanzwelt. „Zwei Drittel der Fonds, die in Hongkong verkauft werden, sind Luxemburger UCITS-Fonds“, fügte er an.

Luxemburg habe sich grundlegend verändert, erklärte der Finanzminister. Die Regeln seien verbessert worden, es seien alternative Fonds anerkannt worden. Der Finanzplatz befände sich im Fondsbereich weit vor dem Rest der Welt nach den USA. Luxemburg werde zwar immer wieder an den Pranger gestellt. Tatsache sei aber, dass Luxemburg eine Plattform sei. Das in Luxemburg investierte Fondsgeld gehe zurück in die Länder, aus denen es gekommen sei.

Zuwachs bei den Banken 

Man habe in Luxemburg große Sorgen vor den europäischen Transparenzregeln gehabt. Tatsächlich sei es aber eine gute Entscheidung gewesen, auf das Bankgeheimnis zu verzichten. Luxemburg weise wieder einen Zuwachs bei den Banken auf, von denen nun 140 ihren Platz im Großherzogtum gewählt hätten. Es habe sich gerade die siebte chinesische Bank entschieden, sich in Luxemburg niederzulassen. Bedauerlich sei allerdings, dass sich Großbritannien nicht zu einer Teilnahme an den European Funds Trophy hätte durchringen können. Nur eine britische Gesellschaft war in Paris erschienen.

Zu den Regeln des europäischen Awards gehört, dass man sich seinen Preis persönlich abholen muss. Wer nicht erscheint, erhält ihn nicht. Die britischen Gesellschaften haben sich noch nicht alle entschieden, wo sie nach dem Brexit in Europa auftreten werden. Andererseits müssen sie in der Europäischen Union einen Sitz haben, weil sie sonst das Recht verlieren, ihre Produkte in der Europäischen Union grenzüberschreitend verkaufen zu können. Es herrschte Bedauern über die Abwesenheit der Briten, die – laut Gramegna – 16 Prozent des luxemburgischen Fondsvolumens stellen.

Der luxemburgische Finanzminister sprach der Fondsbranche ein Lob aus. Fonds hätten in den letzten zehn Jahren sehr gut den Krisen widerstanden. Die Sparer würden über Fonds sehr gut abgesichert. Fonds sicherten Stabilität. „Seien Sie stolz auf Ihren Beruf“, sagt er. Ein Satz, den die Fondswelt so auch noch nicht gehört hatte und der Balsam für die Seele der Geldmanager war.

70 Preise für Fonds und Management 

Traditionell eröffnet worden war die Veranstaltung von Danièle Fonck, Editpress-Generaldirektorin und Tageblatt-Chefredakteurin. Am Weltfrauentag übte sie sanfte Kritik daran, dass die Finanzbranche immer noch von der Männerwelt beherrscht werde und sie kaum Frauen im Auditorium fände. Sie führte Pierre Gramegna ein und erzählte der Fondswelt, dass Luxemburg seit Jahren von einer Koalition aus Sozialisten, Liberalen und Linken geführt werde, „die ihre Sache gut“ mache und Luxemburg stabil regiere.

Der Finanzminister beendete mit der Schirmherrschaft für die EFT einen zweitägigen Besuch in Paris. Er führte unter anderem Gespräche mit seinem Fachkollegen Bruno le Maire und mit dem Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Angel Guerria. Gleichzeitig bereitete seine Delegation den Staatsbesuch des Großherzogs und seiner Frau vom 19. März bis zum 21. März vor. Begleitet wird das großherzogliche Paar von einer Wirtschafts- und Regierungsdelegation. Acht Minister sollen sich mit ihren französischen Fachkollegen beraten. Beendet wird der Staatsbesuch mit einem Besuch bei Airbus in Toulouse. Der europäische Flugzeugbauer hatte bisher in Luxemburg allerdings wenig Erfolg. Luxair und Cargolux setzen auf Boeing und Bombardier. Die Chancen für Airbus könnten sich allerdings leicht erhöhen, da die C-Serie von Bombardier bei Airbus in Alabama (USA) gebaut wird. Airbus hat 51 Prozent an der C-Serie übernommen.

Am Donnerstagabend wurden in Paris 70 Preise für Fonds- und Management-Gesellschaften vergeben. Bei der Beurteilung der besten europäischen Fonds bewährten sich die Sieger aus einer großen Auswahl. Die Fonds waren auf europäischer Ebene in gleichartige Gruppen eingeteilt, beurteilt und dann benotet worden. Sieger wurde jeweils ein Fünf-Sterne-Fonds, wobei die Note für die Fünf-Sterne-Auszeichnung zwischen 1,0 und 2,5 liegen musste.

Staatssparkasse an der Spitze

Bei den European Large erfolgte die Auswahl aus einer Gruppe mit einer Gruppe von2224 Fonds. Die Note für Man GLG lag bei 2,24. Bei den Emerging Markets setzte sich UBS mit der Note 1,26 gegen 408 Konkurrenten durch. In der Gruppe International Large Caps siegte Fundsmith Equity Funds mit der Nite 1,50 gegen 2.340 Mitbewerber. In der Gruppe European Long Term Bonds gab es 480 Bewerber. Sieger wurde Etoile Obli 7 mit der Note 3,5.

Luxemburg zeichnete in diesem Jahr Management Gesellschaften für die gute Bewertung ihrer Fonds aus. Bei der Luxemburger Bewertung gab es Interessantes. Die Staatssparkasse, die ihre Fonds in eine Asset Gesellschaft ausgelagert hat, behauptet sich in der Gruppe der Gesellschaften mit 16 bis 25 benoteten Fonds, dauerhaft an der Spitze. (Siehe Tabelle). Hier zeichnet sich langfristige Arbeit aus. Vertrauen darf man bei der Staatssparkasse in Fonds mit europäischen Aktien, einen europäischen Mischfonds und vier internationale Mischfonds haben. Sie alle fallen in die Kategorie der fünf, vier und drei Sterne Fonds. Die Staatsparkasse verfügt über keinen Minus Fonds.

Auch die Fonds der Banque Internationale in Luxemburg behaupten sich gut. Hier zeichnen sich spezifische Länderfonds Nord Amerika und generelle internationale Fonds mit  zwischen drei und fünf Sternen aus. Robeco wurde in der Klasse der 41 bis 70 Fonds ausgezeichnet. Was wird aus Robeco, wenn das Luxemburger Fondsgeschäft in den großen BNP Paribas Konzern eingegliedert wird?  Wird Robeco die Qualität halten können? Frédéric Lejeune freute sich über den Preis und versprach, alles daran zu setzen, um im kommenden Jahr wieder als Sieger auf der Bühne zu stehen.

Unter den „Luxemburg Ausgezeichneten“ fanden sich in diesem Jahr viele neue Namen, wie Gamax Management, Dalton Stratgie, Lombard Odier, mit Schroders sogar ein Gigant der Fondszene der schon entschieden hat, das Europageschäft aus Luxemburg heraus zu betreiben. Die Veränderungen haben zwei Gründe, analysierte Professor Darolles:  „Die Langzeit Analyse über fünf Jahre einerseits. Die aktive Fondsgestaltung andererseits.“

Die Verleihung der Fonds kannte bei den kleinen Fondssgesellschaften einen heimlichen Star: Lupus Alpha aus Deutschland holte sich den Preis mit fünf von sechs Fonds in der Fünf-Sterne-Klasse. Der Eurofonds Award war für die Kapitalgesellschaft nach Auszeichnungen in Deutschland die Krönung der Auszeichnung-Saison.