DeutschlandDie drei Kanzlerkandidaten Laschet, Scholz und Baerbock schenken sich beim zweiten Triell nichts

Deutschland / Die drei Kanzlerkandidaten Laschet, Scholz und Baerbock schenken sich beim zweiten Triell nichts
Die drei Kanzlerkandidaten Laschet, Scholz und Baerbock schenken sich beim zweiten Triell nichts Foto: dpa/Michael Kappeler

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Armin Laschet muss parieren – gleich zu Beginn. Der Unionskanzlerkandidat wird beim zweiten großen TV-Duell der Kanzlerkandidaten, das diesmal bei ARD und ZDF ausgetragen wird, als Erstes gefragt, ob er auch als Juniorpartner in eine Regierung eintreten würde. Laschet will die Frage nicht beantworten. Demokraten untereinander müssten dann nach der Wahl miteinander reden, sagt der CDU-Vorsitzende, betont aber zugleich: „Wir kämpfen um Platz 1.“

Nein, ich antworte nicht

Armin Laschet auf die Frage, ob er auch als Juniorpartner in eine Regierung eintreten würde

ARD-Chefredakteur Oliver Köhr setzt nach, ob er die Frage nicht klar beantworten wolle. Laschet: „Nein, ich antworte nicht.“ Kann er auch nicht. Würde er für die Union diese Frage mit „Ja“ beantworten, würde die ohnehin angeschlagene Moral der Unions-Wahlkämpfer ins Bodenlose fallen. Der Union-Kandidat weiß das. CDU und CSU liegen derzeit in Umfragen hinter der SPD auf dem zweiten Platz.

Ein erstes Raunen

Annalena Baerbock wird dann ebenfalls nach Koalitionsoptionen gefragt. Die Grünen-Kanzlerkandidatin unterstreicht ihren Führungsanspruch. Sie „kämpfe für eine Regierung unter Grünen-Führung“. Während sie spricht, gibt es einen lauten Rumms im Studio. Baerbock geht locker darüber hinweg. Es zeige, wie spannend die Situation sei, lacht sie.

Dann kommt Olaf Scholz an die Reihe. Der SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister nennt die Koalitions-Farbenspiele „absurde Theateraufführungen“. Er kämpfe für ein starkes Mandat für die Sozialdemokraten. Scholz bekräftigt Unterschiede zur Linkspartei. Erforderlich für eine gute Regierung sei ein Bekenntnis zu den transatlantischen Beziehungen, zur NATO und der Europäischen Union. Doch: Eine mögliche Koalition mit der Linkspartei schließt Scholz erneut nicht aus.

Laschet nimmt das zum Anlass für die direkte Attacke. Er geht Scholz hart an, wirft ihm vor, sich vor der Frage zu drücken, ob er eine Koalition mit den Linken eingehen würde oder nicht. „Wenn es eine rechnerische Mehrheit gibt, werden sie eine Koalition mit den Linken machen.“ Dieser Vorwurf ist die stärkste Waffe des Unionskanzlerkandidaten an diesem Abend im Adlershof-Studio.

Richtig zur Sache geht es dann bei den Ermittlungen zu Geldwäsche und möglichen Verfehlungen des Zolls, der Finanzminister Scholz untersteht. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ließ gerade das Finanz- und Justizministerium in Berlin nach Akten durchsuchen. Es gibt den Verdacht, dass bei einer Kölner Spezialeinheit des Zolls mutmaßlich Hinweise auf Geldwäsche vertuscht wurden. Scholz hatte die Durchsuchung zunächst als unverhältnismäßig kritisiert. Jetzt verweist er darauf, dass er als Minister dafür gesorgt habe, dass die Spezialeinheit viele hundert neue Stellen und moderne IT im Kampf gegen Geldwäsche bekommen hat.

Sie haben absichtlich einen falschen Eindruck erweckt

Olaf Scholz nach Anschuldigungen Laschets

Laschet will das erneut nicht durchgehen lassen. Der Finanzminister lege „Schönrednerei“ an den Tag. Es sei unangemessen gewesen, dass Scholz sich abfällig über die Durchsuchungen der Justiz geäußert habe. Scholz reagiert sichtlich erregt. „Sie haben absichtlich einen falschen Eindruck erweckt“, herrscht er Laschet an. Baerbock packt Scholz bei dem Thema sanfter an als der Unionskanzlerkandidat. Sie weist darauf hin, dass jährlich geschätzt bis zu 50 Milliarden Euro durch Geldwäsche der Organisierten Kriminalität dem Fiskus durch die Lappen gingen.

Eiertanz wegen Maaßen

Dann wird es für Laschet unangenehm. Er wird nach dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen gefragt, der in Thüringen in einem Wahlkreis antritt. Maaßen gilt als Rechtsaußen seiner Partei. „Würden Sie ihn wählen?“, wird Laschet gefragt. „Ich beantworte keine Würde-Fragen, ich stimme im Wahlkreis Aachen ab“, gibt Laschet indigniert zurück. „Herr Maaßen wird sich an meinen Kurs halten müssen. Alles, was an Ressentiments geäußert wird, ist nicht akzeptabel.“

Auch Baerbock wird nach einer innerparteilichen Problem-Personalie gefragt. Was denn nun aus dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer werde? Palmer hatte mit einer rassistischen Äußerung, die er als Scherz gewerteten wissen wollte, für Aufruhr bei den Grünen gesorgt. Sein Parteiausschluss wird gerade geprüft. „Der Kampf gegen Rassismus hat absolute Priorität“, betont Baerbock.

Dann geht es um die Corona-Pandemie. Baerbock wirft der Bundesregierung vor, immer nur auf Sicht zu fahren. NRW-Ministerpräsident Laschet verweist darauf, dass sein Bundesland im oberen Drittel der Länder beim Impfen liegt. Eine Impfpflicht lehnt er ab. Baerbock kontert: Sie halte eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen für sinnvoll. Scholz widerspricht ihr.

Wir können nicht 17 Jahre weiter so machen

Annalena Baerbock über den Kohleausstieg

Im Verlauf des Abends ging es auch noch um das Klima, Wohnen, die Digitalisierung, Steuern und die Rente. Insgesamt ging es munterer zu als beim ersten Triell vor zwei Wochen. Alle drei Kandidaten wirkten selbstsicherer, machten ihre Punkte. Laschet attackierte scharf, Baerbock wirkte gut aufgelegt, Scholz gefiel sich in der Rolle des Verteidigers einer soliden Politik, stolperte bei den Razzien ein wenig. Auch dieses Triell blieb insgesamt fair.

Zuvor hatte die Auseinandersetzung allerdings an Schärfe zugenommen. Laschet hatte auf dem Parteitag der CSU am Samstag gesagt: „In all den Entscheidungen der Nachkriegsgeschichte standen Sozialdemokraten immer auf der falschen Seite – in der Wirtschafts- und Finanzpolitik.“ SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil reagierte empört und sprach von einer Schmutzkampagne. Der Satz spielte beim Triell dann allerdings keine Rolle mehr.

Die Underdogs können aufholen

Wer gedacht hat, die Wahl wäre wegen der derzeitigen Umfragen schon entschieden, wurde beim zweiten TV-Dreikampf eines Besseren belehrt. Die beiden unter Druck geratenen Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (Union) waren gut in Form, angriffslustig und debattenfreudig. Weil überraschend viele Themen von Digitalisierung, Gesundheit, Mieten, Steuern, Renten und Klimapolitik (wo blieb aber die Außen- und Sicherheitspolitik?) angesprochen wurden, entstand ein klareres Bild, wofür die einzelnen Bewerber stehen.
Der derzeitige Spitzenreiter Olaf Scholz wollte präsidial und souverän wirken, strauchelte aber sichtbar beim Thema Razzia in seiner Kölner Zolleinheit und konnte auch danach nicht so deutlich sein Profil entwickeln wie beim letzten TV-Dreikampf. Im direkten Duell mit Unionskandidat Laschet wirkte er bisweilen recht dünnhäutig. Dabei hätte ihm klar sein müssen, dass der Christdemokrat die Attacke sucht.
Inhaltlich war der Auftritt der drei auf gutem politischen Niveau, wenn auch nur wenig Neues sichtbar wurde. Immerhin gab es um die Zukunftsthemen eine echte Debatte, wobei vor allem hängen blieb, dass die Grünen drängen, die Union auf die Innovationskraft der Wirtschaft hofft und die SPD einen moderaten Weg der Veränderung gehen will.
Es dürfte im dritten Durchgang der drei Aspiranten noch einmal spannend werden. Denn dann müssen die zwei Kandidaten und die Kandidatin final erklären, warum und wohin sie die Bundesrepublik und ihre Bürgerinnen und Bürger in den nächsten vier Jahren führen wollen. Das ist trotz des Streits um die Sache noch immer nicht hinreichend deutlich geworden. Wenigstens nimmt der Wahlkampf nun auch jenseits von Pannen und Fehltritten an Fahrt auf. Die Wahlberechtigten wird es freuen. (Von unserem Korrespondenten Martin Kessler)

Wieder Mann
13. September 2021 - 10.14

Mit Baerbock und Scholz zurück in die Steinzeit und der deutsche Bürger wird das Nachsehen haben. Vielleicht muss der Bürger auf die Schnauze fallen um mit dem Einsehen nur der Nationalliberalismus ein zweites Wirtschaftswunder schaffen kann.

HTK
13. September 2021 - 9.34

Laschet als Lachnummer hat wohl den Sargdeckel auf die CDU genagelt.Baebock als grüne Quotenfrau wird dann wohl Vizekanzlerin unter Scholz. Wir erinnern uns noch -Agenda 2010 und Einmarsch in Afghanistan unter Rot/Grün. Die 5% -Hürdenpartei unter Dummschwätzer Lindner wird's wohl wieder nicht schaffen,zumal inzwischen viele FDP-Wähler gemerkt haben dass sie überhaupt kein Hotel besitzen.Mal gespannt.