Die Chefin der Bilder: Malgorzata Nowara entscheidet, wie die Kunstwerke im Museum gezeigt werden

Die Chefin der Bilder: Malgorzata Nowara entscheidet, wie die Kunstwerke im Museum gezeigt werden

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Welche Kunstwerke wie in einem Museum ausgestellt werden, fällt in den Aufgabenbereich des Konservators. Im „Musée national d’histoire et d’art“ (MNHA) ist das Malgorzata Nowara.

Ihr Büro am Fischmarkt ist lichtdurchflutet, am Boden stapeln sich an den Wänden entlang zahlreiche Ordner und Kunstbücher, und an der Wand hängt ein Porträt von James Ensor. „Das war die erste Ausstellung hier im Museum, an der ich mitgearbeitet habe“, sagt Malgorzata Nowara, die Konservatorin des MNHA.

Ihr jüngstes „Projekt“, die Ausstellung über den flämischen Maler Theodoor van Loon, die derzeit im Nationalmuseum für Geschichte und Kunst gezeigt wird, ist zugleich eines der teuersten des Museums: Die Versicherungssumme beläuft sich auf zehn Millionen Euro. Zwei Van-Loon-Bilder gehören mit jeweils 1,2 Millionen Euro zum Teuersten, was überhaupt im Museum hängt. (Zum Vergleich: Der Wert eines kleinen Bildes von Joseph Kutter wird mit „nur“ 160.000 Euro angegeben.)

Für jedes Bild wird eine Versicherung abgeschlossen, im Fall von Van Loon ist das eine Versicherungsgesellschaft in Berlin. Nicht jede Versicherungsgesellschaft übernimmt auch Versicherungen im Kunstbereich.

Fachkonferenzen und Recherche

Welche Kunstwerke in einem Museum gezeigt werden, wie sie dem Publikum präsentiert werden, und eben auch die Versicherungsangelegenheiten fallen in den Aufgabenbereich des Konservators oder – wie im Falle des MNHA – der Konservatorin.
Die gebürtige Polin arbeitet seit neun Jahren im Museum am Fischmarkt und ist in ihrer Funktion maßgeblich an der Ausrichtung des Kunsthauses beteiligt. „Ein Konservator bestimmt nicht nur die Richtung des Museums mit, sondern kann auch die Kunst im Land entscheidend beeinflussen“, sagt Nowara.

Als Konservatorin ist sie, wie ihre Berufsbezeichnung es andeutet, für die Bewahrung einer Sammlung zuständig und muss in erster Linie wissen, was das Museum eigentlich besitzt. Damit erschließt sich ihr Aufgabenbereich aber noch lange nicht. Etliche Stunden verbringt sie mit Recherchen: Das Sammeln von Hintergrundinformationen zu den Kunstwerken ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. Das Resultat davon sieht man in den Broschüren und Büchern des Museums und an den Beschriftungstafeln. Informieren tut sie sich im Internet, in Archiven oder bei anderen Kollegen. „Die Welt der Museumskonservatoren in Europa ist relativ klein, man kennt sich untereinander.“ Ebenfalls in ihren Aufgabenbereich fällt das Organisieren von Fachkonferenzen.

Schenkungen, Vermächtnisse und Ankäufe 

Ein Museum zeigt nur einen Bruchteil seiner Sammlung und seiner Lagerbestände; insgesamt befinden sich derzeit 8.419 Kunstwerke in den Beständen (Ausstellungsräume und Lager) des Museums. Es handelt sich dabei teils um Eigenbesitz, teils um Leihgaben, sowohl von Privatpersonen als auch von anderen Museen.

Die Konservatorin nimmt sich aller Schenkungen, Vermächtnisse und Ankäufe an. Eine wichtige Aufgabe in diesem Zusammenhang ist die Authentifizierung eines Bildes: Will das Museum z.B. ein Bild erwerben oder einfach nur als Geschenk annehmen, so gibt die Konservatorin ein Gutachten dazu ab, ob das Bild ihrer Meinung nach echt oder falsch ist. „Es gehört viel Erfahrung dazu“, sagt Nowara. Dazu gehöre ein Wissen, das man sich nicht im Hörsaal einer Universität aneignen kann; man müsse seinen Blick an tausenden von Bildern schulen.

Kein Beruf, sondern eine Leidenschaft

Erfahrungen im Kunstbereich sammelt sie seit ihrer Kindheit. Dass Kunst ihr Leben bestimmen würde, war ihr früh klar. Ihre Mutter habe sie schon, als sie noch in Polen lebten, in Museen „mitgeschleppt“, aber sie habe es genossen. Erinnern kann sie sich an eine Szene während eines Ferienaufenthalts in Rom: Ihre Mutter versuchte ihr ein Bild zu erklären, doch sie blockte ab und meinte, eine Erklärung des Bildes sei unnötig, da es für sich spreche.

Geboren in Kattowitz, aufgewachsen in Warschau, kam sie im Alter von sieben Jahren nach Luxemburg. Die Wahl der Sektion in der Sekundarschule fiel selbstverständlich auf den Kunstzweig E, nach dem Abitur folgte ein Studium der Kunstgeschichte in Brüssel. Kunst begleitet sie permanent im Leben. „Einmal im Jahr nehme ich mir eine Woche Urlaub, in der ich nichts mit Kunst tue“, sagt sie. Mehr sei nicht drin, immer gebe es eine Ausstellung, in die sie möchte.

Ihren Blick geschult hat sie aber nicht nur bei privaten Museumsbesuchen: Im Laufe ihrer Doktorarbeit besucht sie parallel während zwei Jahren die „Académie royale des beaux-arts“ in Brüssel. Obwohl sie merkt, dass Künstlerin keine Option für sie ist, lernt sie doch viel über die Technik des Malens, die Zusammensetzung der Farben oder z.B. warum Ölfarbe auf der Leinwand brüchig wird.

Bauchgefühl

Danach arbeitet sie zwei Jahre lang in einer Brüssler Kunstgalerie. „Das Studium an der Universität ist doch sehr theoretisch und ich wollte verstehen, wie die Marktpreise für Kunstgegenstände zustande kommen.“ Das Wissen, das sie an der Universität, an der Akademie und in der Galerie erworben hat, bildet zwar das Fundament ihrer Arbeit, doch in vielen Situationen, wie z.B. bei der Authentifizierung eines Kunstwerkes, helfe ihr Instinkt: „Oft sagt mir mein Bauchgefühl schon, wenn etwas mit einem Bild nicht stimmt.“

Ist das Museum gewillt, ein Bild zu kaufen, erstellt Malgorzata Nowara zusammen mit Direktor Michel Polfer einen Höchstpreis, den das Haus bereit ist, zu zahlen. Für Privatleute mache sie allerdings keine Schätzungen, betont die Konservatorin. Sie verweise die privaten Kunstbesitzer allenfalls an die jeweiligen Fachleute.

Akklimatisierung spielt eine große Rolle

Der Teil ihrer Arbeit, der am sichtbarsten für das Publikum ist, sind die Ausstellungen selbst. Es ist die Konservatorin, die sich um die Szenografie kümmert. Wo welches Bild hängen wird, wird zuerst millimetergenau auf dem Papier geplant. Werden Bilder – wie z.B. im Fall von Van Loon – speziell für eine Ausstellung nach Luxemburg gebracht, müssen sie zuerst akklimatisiert werden, d.h. ehe sie aufgehängt werden, verbleiben die Bilder 24 Stunden in den Kisten verpackt in den Ausstellungsräumen, wo eine konstante Temperatur von rund 20 Grad herrscht. (Die Überwachung des Zustands der Kunstwerke obliegt hingegen dem Aufgabenbereich des Restaurators.)

Ein wichtiger Bestandteil ist auch die Beleuchtung, deren Bedeutung man gut bei der aktuellen Barock-Ausstellung sieht, ist doch ein wesentliches Element dieser Malerei das „Chiaroscuro“ (Helldunkel). Es sei kein Zufall, dass die Lichtverhältnisse der Ausstellungsräume im MNHA an das Innere einer Kirche erinnern, erklärt Nowara schmunzelnd.

Dass sie quasi ihrem Hobby jeden Tag nachgehen kann, empfindet sie als großes Glück. „Für mich ist es mehr als ein Beruf, es ist eine Leidenschaft“, strahlt sie.

Bananana
27. Februar 2019 - 22.19

Et ass schons peinlech wann alles iwert irgend een Geldwärt festgeluegt get. Esougur desen Artikel! Wat ass dann dei kulturell Valeur? Ass dei Versecherungszomm dann iwerhapt beleegt? Wouhir kennt deen Wärt? Een Kutter fir 160000€? Eierlech? Dat ass dach een Witz. Geff deen mol bei Lempertz oder sos engem seriösoen Auktiounshaus. Dann fällt do bei 10000 den Hummer wann net een am Optrag vum Staat deen keeft!