Tour de France Die Chancen nutzen: Sprinter stehen in diesem Jahr besonders unter  Druck

Tour de France  / Die Chancen nutzen: Sprinter stehen in diesem Jahr besonders unter  Druck
Auf der dritten Etappe der Tour konnte sich Caleb Ewan (rechts) gegen Sam Bennett (links durchsetzen) Foto: Stuart Franklin/AFP

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Die Sprinter der Tour de France sind in diesem Jahr etwas in den Schatten gestellt worden. Die Anzahl an klassischen Übergangsetappen wurde reduziert. Umso wichtiger ist es für die Sprinter und deren Teams, die Chancen zu nutzen, die sich ihnen bieten. Die heutige Etappe könnte die nächste Gelegenheit für Caleb Ewan, Sam Bennett oder auch Niccolo Bonifazio sein. 

Es ist eher untypisch für die Tour de France, dass die Sprinter das Gelbe Trikot gleich nach der ersten Etappe abgeben müssen. Alexander Kristoff (UAE) hatte die Ehre, das „Maillot jaune“ nach seinem Sieg auf der ersten Etappe für einen Tag tragen zu dürfen. Doch die Organisatoren hatten für die 107. Ausgabe der Tour eine besondere Idee: Sie wollten Highlight an Highlight reihen und stellten somit nicht nur die klassischen Transitionsetappen in den Hintergrund – sondern auch die Sprinter. Die fünfte Etappe bietet den schnellsten Fahrern des Pelotons aber wieder eine Chance auf den Sieg. Es geht stramm, aber ohne große Höhepunkte Richtung Westen, vom Alpenrand zum Ziel am Rande der Ardèche.

Auf den 183 Kilometern von Gap nach Privas müssen die Sprinterteams dennoch reichlich Arbeit leisten, um mögliche Attacken von Solisten abzuwehren, da es Richtung Privas leicht bergauf geht. Haupthindernisse auf dem Weg zu einem dritten Massensprint der laufenden Tour sind dabei zwei Bergwertungen der niedrigsten Kategorie, die 53,5 und 16 Kilometer vor dem Ziel passiert werden müssen.

Wohl vor allem aus dem Grund, dass die Sprinter weniger Chancen auf Etappensiege erhalten, haben einige große Namen einen Start bei der Grande Boucle abgelehnt. Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe), Fernando Gaviria (UAE), Arnaud Démare (Groupama-FDJ) oder Dylan Groenewegen (Jumbo-Visma) sind die bekanntesten Sprinter, die nicht in Frankreich am Start sind. Die Gunst der Stunde wollen andere nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. 

Ewan gegen Bennett

Einer von ihnen ist Caleb Ewan (Lotto-Soudal). Der 26-Jährige stellte sein ganzes Können bereits am Montag unter Beweis, als er die dritte Etappe der Tour gewann. Die Art und Weise, wie er siegte, lässt vermuten, dass er in den verbleibenden Sprints der Mann sein wird, den es zu schlagen gilt. Nach seinen drei Tour-Etappensiegen aus dem Vorjahr hat der Australier nun vier Siege beim größten Radrennen der Welt auf seinem Konto. Sein Hauptrivale, das zeigte sich auch im Sprint am Montag, wird wahrscheinlich Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) sein, der nach vier Jahren Abwesenheit zurück bei der Tour ist. Der 29-Jährige konnte bei seinen beiden Tour-Teilnahmen 2015 und 2016 nicht vorne mitsprinten – in den vergangenen vier Jahren hat der irische Landesmeister aber einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Beim Giro 2018 gewann er gleich drei Etappen, ein Jahr später siegte er zweimal bei der Vuelta. Sein Potenzial erkannten die Verantwortlichen von Deceuninck-Quick Step und nahmen ihn Anfang dieses Jahres unter Vertrag. Wer „The Wolfpack“ allerdings kennt, der weiß, dass ein 2. Platz nicht das ist, womit man sich zufriedengibt. Bennett muss beweisen, dass er auch bei der Tour gewinnen kann. 

Bennett hat gleichzeitig Elia Viviani (Cofidis) als Mann für die Sprints bei Deceuninck-Quick Step abgelöst. Im letzten Jahr gewann der Italiener eine Etappe bei der Tour für die Belgier, seit diesem Jahr fährt er für Cofidis. Für das Team hat er in 28 Renntagen noch keine Etappe für sich entscheiden können. Ewan, Bennett und Viviani gehören zu den etablierten Sprintern. In diesem Jahr können aber auch andere Profis den Durchbruch schaffen. Niccolo Bonifazio (Total Direct Energie) überraschte zuletzt, als er die fünfte Etappe von Paris-Nice gewann. Auf der dritten Etappe der Tour klassierte er sich als Zehnter. 

Sagan Favorit auf Grün

Ein Auge sollte man außerdem auf Cees Bol (Sunweb) werfen. Der 25-jährige Niederländer kam auf der ersten Etappe als Dritter an. Der 1,94 Meter große Radprofi ist erst in seiner zweiten Saison in einem WorldTour-Team, im letzten Jahr konnte er bei seiner ersten Tour de France ein Top-Ten-Resultat einfahren. 

Zu den großen Favoriten auf das Grüne Trikot zählt erneut Peter Sagan (Bora-hansgrohe). Zwar sind Bennett, Ewan und Co. in der Lage, den Slowenen in einem Duell Mann gegen Mann zu schlagen, doch mit seiner Konstanz können die Sprinter nicht mithalten. Sagan hat den großen Vorteil, in jedem Gelände Punkte zu holen – und sei es als Ausreißer im Hochgebirge. Einer, der Sagans Fähigkeiten sehr nahe kommt, ist Wout van Aert (Jumbo-Visma). Der Belgier ist ähnlich vielseitig wie Sagan. „Wout van Aert steht ganz oben auf meiner Liste“, erklärte der mögliche Rivale ums Grüne Trikot Bennett in Bezug auf die Frage, wer für ihn der Favorit auf dieses Trikot sei. „Ich habe gesehen, wie Van Aert gefahren ist. Jetzt weiß ich nicht mehr, ob es für mich möglich ist. Er ist so surreal, so stark. Beim Dauphiné war er unglaublich. Er ist noch mal auf einem anderen Niveau“, erklärte Bennett. Wahrscheinlich muss man sich jedoch noch auf ein Duell Van Aert – Sagan gedulden. Jumbo Visma fokussiert sich nämlich in diesem Jahr voll auf das Gelbe Trikot – und Van Aert mutiert bei diesem Projekt zu einem wichtigen Helfer für Primož Roglic.

So werden wohl auch andere Namen fallen: Sonny Colbrelli (Bahrain-McLaren), Jasper Stuyven (Trek-Segafredo), Matteo Trentin (CCC) und Alexander Kristoff (VAE Team Emirates).