Unser Journalist Marco Goetz ist für Sie in Rom und begleitet das Konklave vor Ort.

Bitte gehen Sie weiter! Der neue Papst wird erst ab Mittwoch gewählt. Letzteres hält Besucher allerdings nicht davon ab, zum Petersplatz zu ziehen. Tausende pilgern täglich dorthin, sei es aus Neugierde, zum Singen und Beten oder weil es einfach zu einem Rom-Besuch gehört. Am Montag waren es bereits mehr als am Sonntag – und für Dienstag und vor allem Mittwoch wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.

Auf dem Petersplatz hängen vier riesige Bildschirme. Ab Mittwoch zeigen sie in Großaufnahme den Schornstein der Sixtinischen Kapelle – jenen weltberühmten kleinen Schlot, der für gewöhnliche Augen vom Platz unten kaum auszumachen ist. Die Kameras holen ihn heran, gestochen scharf, damit niemand zweifeln muss: Ist der Rauch weiß oder schwarz?
Tabuzone Außenwelt
Weil die Sixtinische Kapelle keinen Kamin besitzt, musste eigens einer für das Konklave und das Verbrennen der Wahlzettel installiert und mit dem ikonischen Schornstein versehen werden – eine der vielen diskret durchgeführten Vorbereitungen der letzten Tage. Hinter verdeckten Zugängen wurde die Kapelle umgebaut: Dort, wo sonst Touristen im Eiltempo hindurchgeschleust werden, stehen nun Tische und Stühle bereit. Die Kardinäle sollen es bequem haben. Und Zeit – denn für die Wahl des neuen Papstes gibt es eigentlich keine zeitliche Begrenzung. Mehr über den Verlauf eines Konklaves in unserer morgigen Ausgabe.
Auch sonst fehlt es den wahlberechtigten Kardinälen nicht an Komfort. Die meisten residieren im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Für 13 von ihnen reichte der Platz dort jedoch nicht: Sie sind in einem anderen Gebäude untergebracht und werden – so heißt es – täglich gemeinsam mit den anderen per Bus zur Wahl in die Kapelle gebracht. Ab spätem Mittwochmorgen wird die Außenwelt für sie alle zur Tabuzone. Störsender sind angebracht, Internet und Zeitungen verboten, selbst Fensterscheiben sollen abgedunkelt worden sein – aus Sorge vor Lippenlesern, berichten italienische Medien. Bis dahin dürfen sich die Kardinäle noch frei bewegen. Einige waren am Montagmorgen sogar auf dem Petersplatz unterwegs. Jean-Claude Hollerich allerdings war nicht unter ihnen.
Vielleicht war der erste Kardinal in Luxemburgs Geschichte stattdessen bei jenen intensiven Gesprächen, die laut vatikanischem Pressesaal am Montag hinter verschlossenen Türen geführt wurden – gleich zwei Runden: „Vorbereitung des Konklave“. Es ginge, so heißt es, vor allem um die Frage: Welche Eigenschaften soll der neue Papst mitbringen? In welche Richtung die Diskussionen sich entwickelt haben, darüber lässt sich nur spekulieren.
Medienereignis

Unzählige Presseleute sind in der Stadt und vor allem rund um den Petersplatz unterwegs. Das Konklave ist längst ein internationales Medienereignis. Zwei große Bühnen wurden mit Blick auf Petersdom und Petersplatz aufgebaut. Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt sind angereist – sogar aus Indien. In ihrer Suche nach exklusivem Stoff baten indische Kollegen den Reporter aus Luxemburg kurzerhand vors Mikrofon. Der machte natürlich kräftig Werbung für Jean-Claude Hollerich. Auch in Indien scheint der Luxemburger Kardinal offenbar kein Unbekannter.

Bis Montagmittag wurden rund 1.000 Presse-Akkreditierungen abgeholt – mindestens genauso viele warteten noch auf ihre Empfänger. Wie viele es am Ende sein können, konnte niemand im Pressezentrum sagen. Eine temporäre Vatikan-Pressekarte kostet übrigens 10 Euro.
Und während draußen noch gesprochen wird, ist drinnen nun endgültig Schluss mit Mitteilungen. Das Personal, das den Kardinälen im Konklave zur Seite stehen wird – Ärzte, Köche, Kellner und weitere Dienstleister, auch die Soldaten der berühmten Schweizer Garde – mussten am Montagnachmittag Verschwiegenheit geloben.
Köpfe und Botschaften
Am frühen Sonntagabend steht eine Frau still inmitten der Menge auf dem Petersplatz in Rom. Sie spricht niemanden an, sucht keine Aufmerksamkeit – und zieht sie doch auf sich. In ihren Händen hält sie ein großes Papierblatt, auf dem in fetten roten Lettern zu lesen ist: „Hope for Peace“. Die Frau nennt sich Yona Tukuser. Sie komme aus der Ukraine, sagt sie auf Englisch, und sei seit dem 25. April in Rom. Sie wolle bleiben, bis ein neuer Papst gewählt sei – ein Papst, bei dem sie ihre Botschaft gut aufgehoben wissen möchte. Bis dahin wolle sie dort stehen. Ein leiser Appell inmitten der aufgeregten Erwartung.

Gute Geschäfte mit Papst Franziskus
Der Papst ist tot, es lebe der Papst. Papst Franziskus ist in Rom allgegenwärtig – und vermutlich weit darüber hinaus. Besonders auffällig wird das in den Souvenirläden der Ewigen Stadt: Kaum ein Geschäft, das nicht mit seinem Konterfei wirbt. Ob Bücher, Kalender, Kühlschrankmagnete oder Notizblöcke – Franziskus lächelt von nahezu jeder Verkaufsfläche. Laut Auskunft verschiedener Händler laufen die Papst-Devotionalien bestens. „Franziskus verkauft sich gut“, heißt es. Besonders jetzt, in der Woche des Konklaves. Seine Ausstrahlung, sein Ruf als volksnaher Hirte – all das scheint nicht nur Gläubige zum Kauf zu bewegen. Die Stadt lebt mit und vom Papst – auch im Kleinen, an der Kasse.

Was wäre, wenn Jean-Claude Hollerich …?
Sollte Kardinal Erzbischof Jean-Claude Hollerich tatsächlich zum Papst gewählt werden, stünde Luxemburg vor einer bedeutenden Veränderung: Das Erzbistum bräuchte einen neuen Oberhirten. Gleiches gilt allerdings auch für den Fall, dass Hollerich nicht Papst, sondern, ob seiner offensichtlich allseits anerkannten Vermittlerqualitäten, „nur“ Mitglied der römischen Kurie würde – also Minister in der Regierung des Vatikanstaats. In beiden Szenarien müsste er dauerhaft in Rom bleiben, Luxemburg würde seinen Erzbischof verlieren. Seit 2019 gibt es bereits einen Stellvertreter: Weihbischof Léo Wagener. Während Kardinal Hollerich weltweit unterwegs war – zuletzt intensiv im Rahmen der Weltsynode –, hat Wagener die Amtsgeschäfte in Luxemburg geführt. Doch auch wenn er offiziell Weihbischof ist, bedeutet das keineswegs automatisch, dass er Hollerich nachfolgen würde. Bei der Entscheidung im Auswahlverfahren würde Léo Wagener zweifellos aber eine zentrale Rolle spielen. Er kennt die Diözese, ist im Land verwurzelt, genießt hohes Ansehen – und wirkt, trotz seiner charakteristischen Bescheidenheit, nicht abgeneigt, das Amt zu übernehmen. Eigentlich scheint es keinen Grund zu geben, ihn im Falle eines Falles zu übergehen und ihm jemand anderen vor die Nase zu setzen. Abwarten!

De Maart






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