AstronomieDer Stern Lucilinburhuc

Astronomie / Der Stern Lucilinburhuc
Einige Sterne am Himmel haben seit letztem Dezember neue Namen Foto: Walla Walla Union-Bulletin via AP/Michael Lopez

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Im Dezember hat die Internationale Astronomische Union (IAU) die neuen Namen für eine Reihe von Sternen bekannt gegeben. Darunter ist ein Stern, der nach der alten Festung Luxemburg, Lucilinburhuc, benannt wurde. Ein Exoplanet, der um den Stern kreist, heißt Péitruss.

Rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet sich ein alter, gelber Stern von der ungefähren Größe unserer Sonne. Er ist einen Tick heller als unser Zentralgestirn und minimal kühler. Ansonsten unterscheidet er sich von der Sonne vor allem durch sein Alter. Mit knapp 5,6 Milliarden Jahren ist er etwa eine Milliarde Jahre älter als unser Zentralgestirn. HD 45350 hat seinen Wasserstoffvorrat fast aufgebraucht und steht kurz davor, sich zu einem roten Riesen aufzublähen. Der Stern wird deshalb von Astronomen als „Sub-Gigant“ bezeichnet.

Um den Stern kreist ein Planet, dessen Masse der von 1,79 Jupitern entspricht. Dabei ist „kreisen“ eigentlich nicht das richtige Wort. Die Umlaufbahn des Planeten ist nämlich alles andere als kreisrund. Der Planet, der von den Astronomen gemäß der Konvention die Bezeichnung HD 45350 b erhalten hat, bewegt sich auf einem stark exzentrischen Orbit. Bei seiner größten Annäherung kommt er dem Stern so nah wie der Merkur unserer Sonne. Zeitweise ist er aber auch achtmal so weit von dem Stern entfernt. Auch in unserem Sonnensystem sind die Umlaufbahnen der Planeten nicht ganz kreisrund. Ein so exzentrischer Orbit wie der von HD 45350 b ist dann allerdings doch etwas Besonderes. Den Weg um sein Gestirn legt HD 45350 b Schätzungen zufolge in 963,6 Tagen zurück. Zufälligerweise ist 963 auch das Jahr, in dem die Festung Lucilinburhuc gegründet wurde.

Von der Katalognummer zum Namen

Besagter Stern, der jahrelang nur unter seiner Katalognummer HD 45350 bekannt war, hat nun im Dezember letzten Jahres einen neuen Namen erhalten, der etwas leichter von der Zunge geht. Wie die Internationale Astronomische Union bekannt gegeben hat, heißt das Gestirn nun nach der alten Luxemburger Festung Lucilinburhuc. Der Planet (HD 45350 b), der auf seiner ach so exzentrischen Bahn um den Stern mäandert, wurde nach dem Flüsschen Péitruss benannt.

Der Stern und der Planet erhielten ihre Namen im Rahmen eines weltweiten Wettbewerbes der Internationalen Astronomischen Union. Die Organisation hatte anlässlich ihres 100. Geburtstags unter dem Motto #NameExoWorlds dazu aufgerufen, hundert Sterne und ihre planetaren Begleiter zu benennen. Sie hatte 100 Sterne auf hundert Länder aufgeteilt und den Einwohnern der Länder die Benennung überlassen. In Luxemburg hatte ein Komitee die Koordination übernommen und Schulklassen dazu aufgefordert, an der Kampagne teilzunehmen. Durchgesetzt hatte sich im Auswahlverfahren die Klasse 3B des „Lycée classique d’Echternach“ mit ihrem Vorschlag. Lediglich die von der Klasse vorgeschlagene Schreibweise Luxlinburhuc wurde von der IAU nicht eins zu eins übernommen.

Der Bockfelsen, auf dem einst die Festung Lucilinburhuc stand. Darunter fließt nicht die Petruss, sondern die Alzette.
Der Bockfelsen, auf dem einst die Festung Lucilinburhuc stand. Darunter fließt nicht die Petruss, sondern die Alzette. Foto: Tageblatt-Archiv

Franz und Sissi

Durch das Verfahren erhielten viele Sterne und Planeten Namen, die an besondere Orte in verschiedenen Ländern erinnern (lediglich Orte mit politischer, religiöser oder militärischer Bedeutung waren verboten) oder eine kulturelle Bedeutung haben. Frankreich etwa benannte seinen Stern und seinen Planeten Bélénos und Bélisama nach gallischen Göttern. Österreich gab seinem Gestirn und seinem Planeten die Namen Franz und Sissi. Die Niederlande entschieden sich für Sterrennacht und Nachtwacht, nach Gemälden von Van Gogh und Rembrandt. Deutschland wählte die Namen Mago und Neri nach einem Nationalpark und einem Fluss in Äthiopien.

Die IAU wurde 1919 in Brüssel gegründet. Heute hat sie ihren Sitz in Paris. Bei ihr sind sowohl Einzelpersonen wie auch astronomische Gesellschaften einzelner Länder Mitglied. Präsidentin der Organisation ist derzeit die niederländische Astronomin und Chemikerin Ewine Fleur van Dishoeck. Eine Arbeitsgruppe der IAU legt die Konventionen fest, nach denen Himmelskörper benannt werden. Eine andere Arbeitsgruppe beschließt Namen für Sterne. 2006 sorgte die IAU für weltweite Empörung, als sie ihre Definition für Planeten veränderte und mitteilte, dass Pluto nun nicht mehr als Planet gilt.

Untote

Die ersten Exoplaneten, also Planeten, die um einen anderen Stern als die Sonne kreisen, wurden bereits in den 80er Jahren beobachtet, allerdings nicht als solche bestätigt. Der erste Exoplanet, der offiziell anerkannt wurde, wurde 1990 von dem polnischen Forscher Aleksander Wolszczan und seinem kanadischen Kollegen Dale Frail entdeckt. Der Planet kreist um einen Pulsar. 2015 hatte die IAU einen öffentlichen Wettbewerb ausgeschrieben, um den Pulsar und die drei bis dahin bestätigten Planeten im System zu benennen. In Anlehnung daran, dass es sich bei einem Pulsar um einen „toten“ Stern handelt, schlug das Planetarium Südtirol vor, den Pulsar „Lich“ zu taufen – nach einer Art Untoten aus der Fantasy-Literatur und Fantasy-Rollenspielen. Die Planeten erhielten die Namen Draugr, Poltergeist und Phobetor. Ein viertes Objekt, das in dem System entdeckt worden ist, gilt als Komet und trägt bislang keinen Namen.

Exoplaneten können mit mehreren Methoden nachgewiesen werden. Die meisten davon sind indirekte Verfahren. Das bedeutet, es wird nicht der Planet direkt beobachtet, sondern Effekte, die er verursacht. Das bekannteste Nachweisverfahren ist die Transitmethode. Dabei beobachten Astronomen die Helligkeit eines Sterns sehr genau. Wenn ein Planet vor dem Stern vorbeizieht, dann kann er teilweise verdeckt und etwas dunkler werden.

Zum Ende des letzten Jahres waren 4.160 Exoplaneten bekannt. Die NASA hofft, mit ihrem neuen James-Webb-Teleskop, das 2021 in den Weltraum geschossen wird und der Nachfolger des Hubble-Teleskops ist, Exoplaneten genauer unter die Lupe nehmen zu können und weitere Planeten zu entdecken. Das James-Webb-Teleskop ist ausgerüstet mit hochempfindlichen Instrumenten, die Lichtfrequenzen abdecken, die Menschen nicht sehen können. Dadurch erschließe sich den Forschern Zugang zu einer Klasse von Planeten, die bisherigen Observatorien verborgen bleibt, so die NASA. Insbesondere geht es um Planeten, die dem Saturn ähneln und einen sehr großen Orbit um ihren Stern haben.

Alle hundert Sterne, die im Dezember offiziell benannt worden sind, haben gemeinsam, dass sie von der Erde aus auch ohne Weltraumteleskop beobachtet werden können. Lucilinburhuc befindet sich im Sternbild des Fuhrmanns (Auriga), das am leichtesten über dessen hellsten Stern Capella zu finden ist, der am abendlichen Winterhimmel sehr hoch bzw. fast senkrecht über uns steht. 

dranghi
19. Januar 2020 - 11.39

"... hat seinen Wasserstoffvorrat fast aufgebraucht und steht kurz davor, sich zu einem roten Riesen aufzublähen" Mir sollten dat och maachen, dann hätte mer genuch Bauplazen.

de Prolet
15. Januar 2020 - 19.54

Bis zum 1. April ist es noch eine Weile. Demnach kein Aprilscherz!