Foire aux disquesDer runde Boom und der Reiz der Rillen

Foire aux disques / Der runde Boom und der Reiz der Rillen
Stöbern, bis man den ultimativen Schatz findet: Das war bei der Messe in den Rotondes angesagt Foto: Andre Feller

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Sie sind rund, spielen Musik mit 33 1/2, 45 oder 78 Umdrehungen pro Minute. Die Vinylschallplatte ist alles andere als ein nostalgischer Tonträger. Obwohl das Streaming von Musik beliebt ist, bleibt der Boom um die gute alte LP ungebrochen.

Auch jüngere Menschen begeistern sich für die Kunststofftonträger und lieben den Reiz der Rillen. Am vergangenen Sonntag begaben sich anlässlich der „Foire aux disques“ mehrere 100 Besucher in den Rotonden in Luxemburg auf die Suche nach Vinylplatten für die eigene Sammlung. Um die 50 Händler aus Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden boten ihre Ware feil. Im Gepäck hatten sie vorwiegend gebrauchte Scheiben und boten für jeden Musikgeschmack die passende Rillen.

Mit dem Erscheinen der CD im Jahr 1982 fand der Boom der Schallplatte ein schnelles Ende. Viele Musikliebhaber verkauften ihre Sammlungen. Die Musikindustrie versprach mit der Compact Disk einen enormen Platzgewinn, Bequemlichkeit und bessere Klangqualität. Auch dieses Medium verschwand wieder vom Markt, spätestens seit dem Erscheinen der ersten MP3-Player, allen voran Apples iPod. Die Zeit wurde immer schnelllebiger, iPod & Co wurden durch Streaming abgelöst.

Verschwunden ist die LP nie, lange Jahre war es nur noch ein Nischenprodukt. Seit einer Dekade erlebt die gute alte Schallplatte ein Comeback. Alleine in Deutschland wurden laut dem Internetportal Statista im Jahr 2021 insgesamt 4,5 Millionen LPs verkauft. 2011 waren es noch 700.000 Exemplare. Der Umsatz lässt sich zeigen, 118 Millionen Euro im Jahr 2021. Zahlen in Luxemburg sind kaum zu ermitteln. Ein guter Beweis für den funktionierenden Markt sind die hohen Besucher- und Händlerzahlen. Doch woher stammt der Boom?

Back to the roots

Maxime, ein Händler aus Metz, nennt verschiedene Gründe. Streaming sei nach wie vor im Trend, besonders unterwegs im Auto, im Zug, per pedes oder auf dem Rad. Zu Hause, wenn die Leute gerne entspannen, sei Vinyl angesagt, so Maxime. Es sei vorwiegend auf eine Mischung aus Nostalgie und einer warmen, authentischen Tonqualität zurückzuführen. Die Leute wollen bei der Musik entspannen, die LP in der Hand halten, den Geruch einatmen, die Rillen fühlen. All dies könne das Streaming nicht bieten, so der Händler.

Auch Geraldine, eine Sammlerin von Vinyl-LPs, teilt diese Meinung. Vor allem der organische Klang könne kein digitales Medium wiedergeben. Die Klänge von MP3 und Streaming seien zu „steril“, zu digital. Eine LP komme einem Live-Konzert sehr nahe, so die Musikliebhaberin auf der Suche nach Pink-Floyd-LPs.

Pascal aus Mersch verbindet mit der LP nicht nur eine außergewöhnliche Klangqualität. Die LP sei auch eine Form von Kunst, von Kultur. Denn oftmals sei schon das Cover ein Kunstwerk für sich, entworfen von Künstlern, Fotografen, Designern. Außerdem liefere das Begleitbuch, oftmals geschrieben von Autoren, Journalisten, Produzenten und Fachleuten, interessante Hintergrundinformationen. Diese müsse man heute in der Welt des Streaming mühselig im Internet suchen, so Pascal.

Für Händler und Kunden hat sich die Fachmesse rund ums Vinyl gelohnt. Die Umsätze waren gut, zufriedene Sammler schleppten neue Errungenschaften mit nach Hause, um dort ein wahres Hörerlebnis zu genießen.