EditorialDer Fall Credit Suisse zeigt: Aus „too big to fail“ wird „too dumb to learn“

Editorial / Der Fall Credit Suisse zeigt: Aus „too big to fail“ wird „too dumb to learn“
Dieses Mal konnte die Credit Suisse gerade noch rechtzeitig gerettet werden – dadurch werden die offensichtlichen Fehler des Systems schonungslos offengelegt Symbolfoto: Ennio Leanza/Keystone/dpa

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Die Finanzkrise von 2008 war ein echter Schock für Politik und Wirtschaft. Selbst manch eingefleischter Banker befürchtete einen kompletten Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Haben wir wirklich nicht aus der vergangenen Krise gelernt?

Eins vorweg: Die Welt befindet sich nicht an dem Abgrund, an dem sie 2008 schon einmal stand, als der Fall der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers einen Dominoeffekt globalen Ausmaßes auslöste. Finanzinstitute misstrauten einander, die Finanzwelt, wie sie bis dato existiert hatte, brach zusammen.

In der Folge gelobte man Besserung. Ein derart schreckliches Ereignis sollte sich nie wiederholen. Jeder war sich einig, dass die Aufsichts- und Kontrollregeln für den Sektor strenger werden müssen. Eine der Lehren, die man damals aus der Krise zog, war, dass einzelne Banken nicht mehr so groß werden dürfen, dass sie im Fall einer Krise zu einer Gefahr für ganze Länder und Volkswirtschaften werden. Man dürfe sie nicht bis zum „too big to fail“ wachsen lassen. 

Einige Regeln und Kontrollen wurden nach 2008 tatsächlich verschärft. So müssen die „Big Players“ besondere Eigenkapitalvorschriften berücksichtigen, die einen weiteren Niedergang zwar nicht verhindern, aber dahingehend verlangsamen können, dass noch rechtzeitig eingegriffen werden kann. Transparenzstandards sorgen zudem dafür, dass das Misstrauen unter den Finanzinstituten keine globale Krise mehr auslösen können sollte.

Beim „too big to fail“ jedoch waren die Lehren der Vergangenheit bereits sehr schnell wieder vergessen. Und so kommt es, dass es heute ganze 30 dieser Finanzinstitute gibt, die bei finanziellen Schwierigkeiten die ganze Welt in Schockstarre versetzen können. Nicht null, wie noch vor 15 Jahren gelobt wurde, sondern 30 im Fachjargon so genannte G-SIBs (Global Systemically Important Banks). Es ist für Politiker halt leichter, im Fall eines Bankenzusammenbruchs das betroffene Finanzinstitut einfach an ein anderes „weiterzuverkaufen“.

Dass dadurch Banken, die „too big to fail“ sind, zu solchen, die „way too big to fail“ werden, wurde wissentlich ignoriert. In der Schweiz jetzt erneut. Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS verschmelzen zwei Institute, die auf der Liste der großen 30 standen.

Das aktuelle, akute Problem ist damit zwar gelöst. Es scheint, als sei der Kapitaleinlagen-Exodus bei der Credit Suisse vorerst gestoppt. Die EZB wie auch andere Nationalbanken lobten die gefundenen Lösungen demonstrativ. Sollte es aber irgendwann wieder zu einer neuen Krise kommen, wird die Rettung einer Bank, die „way too big to fail“ ist, noch viel schwieriger zu stemmen sein. Und dann müssen wir einsehen, dass wir einfach nur „too dumb to learn“ sind.

liah1elin2
21. März 2023 - 21.11

@JJ Die Schweizer Banken wissen nicht besser mit Kundengeldern umzugehen, als andere Banken. Ihr Glück war das Bankgeheimnis, welches unsauberes Geld aus aller Welt anzog und den Banken traumhafte Gebühreneinnahmen einbrachte. Seit 2008 waren sie aber der Konkurrenz weltweit ausgesetzt und haben gar nichts mehr gerissen. Der Mythos ist schon lange verflogen.

JJ
21. März 2023 - 8.15

Zitat von Volker Pispers: " Banker? Da gibt es intelligentere Lebensformen auf ihrem Duschvorhang zuhause." Die Gier,gepaart mit unsagbarer Rücksichtslosigkeit,brechen uns das Genick. Ausgerechnet die Schweizer. Die wissen doch wie man mit anderer Leute Geld umgeht,sollte man meinen.