RadsportDer erste Sieger der Flèche du Sud, Robert Bintz, im Gespräch

Radsport / Der erste Sieger der Flèche du Sud, Robert Bintz, im Gespräch
Robert Bintz erinnert sich gerne an seine aktiven Zeiten als Radprofi   Fotos: Editpress/Alain Rischard

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Robert Bintz ist der erste Sieger der Flèche du Sud. 1949 gewann er das Premierenrennen der Velo Union Esch. Der mittlerweile 92-Jährige erinnert sich noch bestens an die drei Etappen und verbindet heute noch vieles mit dem Rennen, das er weiterhin jährlich besucht. 

Es ist deutlich spürbar, dass Robert Bintz für seine Leidenschaft brennt. Wenn der 92-Jährige anfängt, über Radsport zu sprechen, wird er emotional. Zum einen zeigt er sich stolz auf das, was er erreicht hat – zum anderen kann er sich aber auch über einiges aufregen. „Bei der Tour de Yougoslavie“, erinnert er sich, „dort bekamen wir nichts zu essen. Ich hatte die erste Etappe gewonnen. Im ‚Ravitaillement’ waren lediglich ein Stück Schokolade und ein Pfannkuchen. Stellen Sie sich das mal vor! Ich fiel fast vom Rad und beschwerte mich dann. Am Tag drauf habe ich dann bekommen, was ich wollte“, lächelt Bintz. 

Bintz hatte einen besonderen Status in der damaligen Radsport-Szene Luxemburgs. Diesen hatte er sich in seinen jungen Jahren erarbeitet. Der Radsportler, der am 16. Februar 1930 in Mamer geboren wurde, gewann 1947 die Straßenmeisterschaft der Cadets, holte den Landesmeistertitel der Amateure von 1948 bis 1950. 1948 nahm er zudem am olympischen Straßenrennen teil, erreichte bei widrigen Wetterbedingungen aber nicht das Ziel. Auch auf der Bahn war „Robby“, wie er gerne genannt wird, erfolgreich und feierte drei Landesmeistertitel. Zudem war er der letzte Fahrer, der 1950 auf der Bahn in Belair gewann. 

1949 gelang ihm weiteres Historisches: Bintz gewann die erste Ausgabe der Flèche du Sud. „Ich erinnere mich noch ganz genau“, sagt er. „Auf der letzten Etappe waren Kass und ich zu zweit weg. Ich erlitt einen Platten, Kass fuhr weg. Er gewann die Etappe, ich die Rundfahrt“, sagt Bintz, der auf dem dritten und letzten Teilstück damals Sechster wurde. Die erste Etappe beendete er als Dritter, die zweite gewann er – das reichte, um am Ende als erster Sieger der Flèche du Sud eingetragen zu werden. 

Profivertrag bei Alcyon

Doch auch nach der Premiere des Rennens machte Bintz weiter auf sich aufmerksam. Im selben Jahr gewann er den Grand Prix François Faber, 1950 wurde er Erster bei einer Etappe der Rundfahrt durch Kroatien und Slowenien und wurde Zweiter in der Gesamtwertung der Tour des Douze Cantons. Er unterschrieb beim französischen Rennstall Alcyon und gewann für das Team unter anderem zwei Etappen der Deutschland-Rundfahrt 1951. „Eine in Essen und eine in Schaffhausen“, weiß er. 

Robert Bintz (Bildmitte) zu seinen aktiven Zeiten
Robert Bintz (Bildmitte) zu seinen aktiven Zeiten Foto: Privat

Der Sprinter feierte weitere Erfolge: Er siegte auf einer Etappe des Circuit des Six Provinces in Frankreich und erreichte als Zehnter das beste Ergebnis eines Luxemburgers bei der heimischen Straßen-WM der Berufsfahrer. Doch Bintz plagten gesundheitliche Probleme. „Ich wurde im Winter 1952 krank, ich konnte nichts mehr essen. Ich war beim Doktor, er entdeckte etwas an der Speiseröhre. Es wusste aber niemand genau, was es war. Ein Jahr haben die Probleme angedauert, ich habe mich aber nie richtig davon erholt.“ Die Probleme führten dazu, dass Bintz 1954 seine Karriere beendete. 

In einer anderen Zeit

„Es war zu früh“, sagt Bintz, der fortan als Lkw-Fahrer der Molkerei Celula in Bettemburg arbeitete. Von 1964 bis 1969 war er dann als Technischer Direktor der FSCL tätig. Den Radsport hat er nie aus den Augen verloren. Auch heute hat die Flèche noch einen großen Stellenwert in Bintz’ Leben. „Ich gehe sie heute immer noch schauen“, sagt er. „Ich bin meistens am Streckenrand. Noch kann ich mit dem Wagen auf die Strecke fahren“, sagt Bintz, der Probleme an der Netzhaut und somit Schwierigkeiten beim Sehen hat. 

Bintz erinnert sich gerne an eine Zeit zurück, in der der Radsport noch ein ganz anderer war. „Es hat sich so viel verändert. Wir haben damals kein Geld bekommen, sondern nur das Material. Wir hatten keine Mechaniker, keine Physiotherapeuten“, sagt Bintz, der damals für die UC Dippach fuhr und auch heute noch Mitglied im Klub ist. Mittlerweile wohnt er in Bettemburg, dort lebte er mit seiner Ehefrau Yvonne Majerus, die vor sieben Jahren verstarb. 

Der ehemalige Radprofi blickt aber nicht nur gern in die Vergangenheit zurück, sondern schaut auch gern auf das aktuelle Geschehen. „Ich schaue den Radsport immer noch im Fernsehen“, sagt er. „Ich mag es, die Luxemburger zu beobachten. Bob Jungels hat großes Talent. Ich hoffe, dass er zu alter Stärke zurückfindet.“ 

Bintz wünscht sich noch mal einen luxemburgischen Sieger bei der Flèche. „Ist das dieses Jahr möglich?“, erkundigt er sich nach den Chancen. „Ich würde es mir zumindest wünschen. Das wäre sehr schön.“ Dass Junior Niels Michotte Paris-Roubaix gewonnen hat, ist ihm nicht entgangen. Auch Mathieu Kockelmanns vierten Platz hat Bintz auf dem Schirm. „Ja, wir haben sehr guten Nachwuchs, das freut mich sehr.“ Zwar sind diese beiden Namen in diesem Jahr nicht bei der Flèche du Sud vertreten, doch vielleicht kann schon bald jemand anderes den Wunsch von Bintz erfüllen. 

Robert Bintz bei einer Etappenankunft der Flèche du Sud
Robert Bintz bei einer Etappenankunft der Flèche du Sud Foto: Privat