„Der Abfall muss weniger werden“: Mamer setzt sich für eine strikte Mülltrennung ein

„Der Abfall muss weniger werden“: Mamer setzt sich für eine strikte Mülltrennung ein
Die Ausstellung „Antigaspi“ gibt wertvolle Tipps zu dem Thema Foto: Gemeinde Mamer

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Mamer will seine Bemühungen im Kampf für Nachhaltigkeit und gegen Lebensmittelverschwendung verstärken. Der Umweltberater der Kommune, Laurent Majerus, erklärt, welche Rolle das konsequente Trennen des Abfalls hierbei spielt.

Der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung ist aktuell eine der größten Herausforderungen. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) landen jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen genießbare Waren im Müll. Dies entspricht in etwa einem Drittel aller produzierten Lebensmittel.

INFOS UND SPIEL

Die Website zur Ausstellung hält auch ein informatives Spiel zum Thema bereit

Das ist inakzeptabel, findet Laurent Majerus, der Verantwortliche des „Service de l’énergie, de l’environnement et de la mobilité“ der Gemeinde Mamer. Die Menschheit müsse schnell handeln. Schließlich stehe der Erhalt der natürlichen Ressourcen auf dem Spiel.

Wanderausstellung „Antigaspi“

2016 hat die Regierung eine Kampagne ins Leben gerufen, um die Konsumenten auf das Thema aufmerksam zu machen. Die Wanderausstellung „Antigaspi“ ist Teil dieser Maßnahmen. Hier erfahren die Besucher konkret, wie sie ihren Beitrag zur Müllvermeidung und zur Lebensmittelverschwendung leisten können. Die Gemeindeführung hat beschlossen, die Ausstellungshalle an einigen Tagen für das breite Publikum zu öffnen. Auf dem Campus in der route d’Arlon in Capellen konnte die Expo letzte Woche besichtigt werden. Danach ist sie in die „Kinneksbond“-Schule nach Mamer umgezogen, wo sie am 12. und am 14. November zwischen 14 und 17 Uhr zugänglich sein wird.  

In der 7.500-Seelen-Gemeinde Mamer nimmt die Reduzierung von Abfall eine wichtige Rolle ein. Die Kommune beteiligt sich regelmäßig an Kampagnen rund um das Thema Mülltrennung. „Unser Ziel ist es, bis 2020 auf eine jährliche Restmüll-Menge von weniger als 100 Kilogramm pro Einwohner zu kommen“, verkündet Majerus. Laut SICA („Syndicat intercommunal pour l’hygiène publique du canton de Capellen“) fallen in der Gemeinde Mamer im Durchschnitt 145 Kilogramm pro Einwohner an.

Die richtige Tonne macht’s

Zurzeit sind nur etwa 67 Prozent des gesamten Abfalls recycelbar. „Man darf aber hier nicht nur über Plastik reden, die Abfallproblematik ist viel allgemeiner“, warnt der Umweltberater. Die Gemeinde Mamer hatte aus diesem Grund am 15. Oktober einen gut besuchten Themenabend organisiert. Unter anderem Vertreter von Valorlux, der „Superdreckskëscht fir Betriber“ und der Umweltverwaltung ergriffen das Wort. Die „Antigaspi“-Ausstellung sei die Fortsetzung dieses Events, sagt Majerus.

Parallel zur Sensibilisierungsarbeit will die Gemeinde die Mülltrennung weiter fördern. Der Abfall wird bereits konsequent in öffentlichen Gebäuden sortiert. In der „Kinneksbond“-Schule sollen zum Beispiel sogenannte „Mülltrennungssets“ an Orten wie dem Ein- und Ausgang zum Schulhof eingerichtet werden. Dabei handelt es sich um drei Abfallbehälter, die unterschiedliche Farben, für die verschiedenen Abfallsorten (Papier, Restmüll, Plastik und Dosen) haben. Majerus hofft, dass jedes Gebäude in der Gemeinde in absehbarer Zeit mit dem „Superdreckskëscht“-Label ausgezeichnet wird.

Blau oder doch eher Gelb?

Ein Aspekt hat bislang teilweise für Verwirrung gesorgt: die unterschiedlichen Farben, die teilweise für die gleiche Art von Abfall verwendet wurden. „Wir haben bemerkt, dass sich die Farben der Container bei öffentlichen Events von denen unterscheiden, die zu Hause im Gebrauch sind“, gibt Majerus zu bedenken.

Aus diesem Grund werden jetzt rund ein Dutzend Container eine andere Farbe erhalten. Die schwarze Tonne ist für Restmüll, die blaue für Papier geeignet. In der gelben Tonne wird Glas entsorgt und in die grüne kommen organische Abfälle und Grünschnitt.  „Getränkedosen- und Kartons, Plastikflaschen und Metallbehältnisse gehören in die Valorlux-Tüte“, erklärt Majerus. Batterien, Akkus, elektrische Geräte usw. können in den Recyclingzentren in Mamer oder in Kehlen abgegeben werden. An Orten wie dem „Kinneksbond“ oder dem Cactus Capellen befinden sich außerdem Sammelkisten, wo leere Batterien entsorgt werden können.

Majerus ruft die in der Gemeinde ansässigen Betriebe dazu auf, sich an der „Superdreckskëscht fir Betriber“ zu beteiligen. Um die lokalen Vereine einzubeziehen, arbeitet die Kommune derzeit eine Charta aus. Darüber hinaus soll eine „Nachhaltigkeitsbroschüre“ veröffentlicht werden. „Wir setzen auf eine freiwillige Beteiligung, aus Überzeugung“, betont Majerus. „Verbote bringen nämlich nicht das erwünschte Resultat.“

Foto: Editpress/Isabella Finzi

Die Mülltrennung spielt in der Gemeinde Mamer eine wichtige Rolle

Nachhaltigkeit macht Schule

Zwischen September und den Allerheiligenferien haben Kinder des Zyklus 3.2 am Projekt „Nachhaltigkeit macht Schule“ teilgenommen. Ziele des Vorhabens, das von der Gemeinde und der „Agence de l’énergie“ ins Leben gerufen wurde, sind das Vermitteln von Wissen zum Thema Umweltschutz und die Förderung eines Konsumverhaltens, das auf Nachhaltigkeit beruht. Der einstündige Kurs fand einmal pro Woche statt. Anhand von Experimenten, Rätseln, Rollenspielen und Ausflügen, beispielsweise in die Heizzentrale der Schule, wurden die Kinder an das Thema herangeführt. Auch die Vermeidung und Beseitigung von Abfall wurde behandelt. „Durch die Aufgaben, die die rund 100 Schüler mit nach Hause nehmen mussten, wurde versucht, auch die Eltern mit ins Boot zu bekommen“, berichtet Umweltberater Laurent Majerus.

MarcL
11. November 2019 - 12.37

Initativen auf Gemeindeebene sind sicherlich begrüssenswert. Am wenigsten Probleme macht halt der Müll der erst gar nicht anfällt. Müll wird zum Rohstoff und wiederverwendet, Kreislaufwirtschaft eben. Die Umsetzung dieses Konzepts wäre zumindest eine erste grössere Teillösung des Problems des ständig steigenden Ressourcenverbrauchs und der wachsenden Müllberge. Hierzu sind auch Politik und Wirtschaft gefordert ihren Beitrag zu leisten.

Jemp
11. November 2019 - 10.15

Da braucht es aber noch viel Aufklärungsarbeit, und zwar bei dem richtigen Teil der Bevölkerung. Der Junge meines neuen Nachbarn hat mir kürzlich ganz stolz erklärt, dass seine Familie nur den grauen Müllkübel benutzt und dass das viel praktischer sei.

Ben
10. November 2019 - 18.37

Wie will man diesen Spagat, bei steigendem Konsum weniger Müll zu produzieren, hinkriegen? Ich trenne auch meinen Abfall, unterscheide zwischen den verschiedenen Kunststoffarten und trenne sie schön brav voneinander. Frage mich allerdings, ob der so, mühselig gesonderte Müll nicht später doch gemeinsam in einer Riesenverbrennungsanlage landet.