RadsportDen Schwung aus Nospelt mitnehmen: Für Colin Heiderscheid könnten sich neue Türen öffnen

Radsport / Den Schwung aus Nospelt mitnehmen: Für Colin Heiderscheid könnten sich neue Türen öffnen
Colin Heiderscheid gewann am Sonntag das Straßenrennen der Landesmeisterschaft  Foto: Anouk Flesch/Tageblatt

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Es war die Überraschung des Wochenendes: Colin Heiderscheid durfte sich das Landesmeistertrikot in Nospelt überstreifen. Am Sonntag setzte er sich im Straßenrennen der Elite vor Noé Ury durch. Mit 24 Jahren ist dies der größte Erfolg in seiner Karriere – die mit dem nationalen Titel nun nochmal einen Aufschwung bekommen soll. 

Als sportlicher Direktor der UC Dippach verfolgte Dan Heiderscheid am Sonntag das Straßenrennen der Elite hautnah im Teamwagen. Dass am Ende des Tages der Sieg für seinen Sohn Colin heraussprang, damit hatte er auch nicht so richtig gerechnet. Eine riesige Last sei am Sonntag von den Schultern der ganzen Familie gefallen, erklärt Dan. „Es war schon sehr emotional“, sagt er am Montagnachmittag. „Wir können es auch jetzt noch gar nicht richtig fassen.“ 

Seit Colin Heiderscheid den Radsport entdeckt hat, stehe die Familie voll hinter dem mittlerweile 24-Jährigen. „Colin hat einen Onkel, der hat bestimmt noch keine zehn Rennen von ihm verpasst“, sagt Dan. „Er ist immer mit ihm unterwegs, sei es bei der WM in Katar oder bei einem Rennen in Polen. Aber auch wir unterstützen ihn und schauen beispielsweise, bevor wir die Ferien planen, wo er welche Rennen fahren könnte.“ 

Dass es nun zum Landesmeister-Titel gereicht hat, könnte ein großer Schritt in der Karriere vom Leopard-Fahrer bedeuten. Nur bis zu diesem nationalen Triumph hat Colin Heiderscheid einen langen Weg bestreiten müssen. Bei der Flèche du Sud brach er 2017 zusammen, musste sich im Krankenhaus Tests unterziehen und wegen Herzproblemen 1,5 Monate pausieren. 2018 wechselte er zum Team Dauner DDQ Akkon nach Deutschland, wo er nicht glücklich wurde, aber mit einem 3. Platz im Dress der FSCL bei einer Sprintankunft der Tour de l’Avenir (2.Ncup) auffiel. 

Seit 2019 bei Leopard

Seit 2019 fährt er nun für Leopard Pro Cycling. „Wir hatten schon, bevor er zu Dauner gegangen ist, Kontakt zu Colin“, sagt Leopard-Teammanager Markus Zingen. „Wir kamen dann 2018 nochmal in Gespräche. Wir haben sein Potenzial gesehen und waren uns für 2019 schnell einig.“ 

Wegen Covid fielen dann einige Rennen aus – kurz vor dem Re-Start erwischte es den Sprinter selbst. „Lucien Didier (ehemaliger luxemburgischer Radsportler, zweifacher Sieger der Tour de Luxembourg, Anm. d. Red.), der immer an seiner Seite war, hat mir am Sonntag im Ziel gesagt: Was ich gut an Colin finde, ist, dass er nie aufgibt, egal wie oft er auf die Schnauze fällt“, erklärt Vater Dan. „Er hat viele Rückschläge einstecken müssen. Ohne die erwarteten Resultate war es schwierig, den Sprung nach oben zu schaffen.“ 

Zingen selbst war am Sonntag bei den deutschen Landesmeisterschaften dabei, um die dort anwesenden Leopard-Fahrer zu unterstützen. „Ich freue mich sehr für Colin, er hatte sehr schwierige Jahre“, erklärt Zingen. „Er hat sich nie unterkriegen lassen und immer an sich geglaubt. Es ist schön, dass er sich so belohnt.“ Laut Zingen sei dieser Landesmeistertitel sehr viel Wert. „Wenn er dieses Ergebnis in der zweiten Saisonhälfte nochmal bestätigen kann, sind die Chancen da, um es in ein größeres Team zu schaffen. Er ist schon vier Jahre bei uns. Wir sind sehr froh mit ihm, aber es ist gut für den Kopf eines Athleten, wenn es eine Stufe höher geht. Er bekommt ein neues Programm, größere Rennen – alles auf einem besseren Niveau.“ 

Trainingspläne aus Augsburg

Den perfekten Absprung von Leopard hat Heiderscheid verpasst. Optimal wäre ein Wechsel spätestens nach dem letzten Jahr bei den Espoirs gewesen. Doch Zingen bleibt optimistisch. „Wir unterstützen Fahrer gerne weiter, die die Espoirs verlassen, aber bei denen noch Potenzial da ist.“ Ähnlich gelang es Jan Maas, der zum Jahreswechsel von Leopard zum WorldTour-Team BikeExchange-Jayco wechselte – mit 25 Jahren. Auch Alexander Krieger wechselte 2019 mit 28 Jahren von Leopard zu Alpecin-Fenix. 

Einen Anteil an Heiderscheids Sieg, aber vor allem an seiner Entwicklung, hat auch Max Englaro. Dan hatte Englaro bei einem Rennen, das er als Mechaniker für die FSCL begleitete, kennengelernt. Englaro hat einen Master-Abschluss in Sport- und Trainingswissenschaften und konzipiert seit einigen Jahren die Trainingsprogramme von Colin. Zudem ist Englaro aktuell Athletiktrainer bei der U23 und U19 vom FC Augsburg. „Auch bei ihm ist eine Last abgefallen“, erzählt Dan. „Er hat mich angerufen, als ich selbst gerade erst über die Ziellinie fuhr. Wir sind ihm für seine Arbeit sehr dankbar.“ 

Die Türen für eine internationale Karriere stehen dem 24-Jährigen nun offen. Der Sprinter hat dafür viel investiert und sogar die Schule früher beendet. Nach der „Douxième“ war für ihn Schluss. „Das ist sicherlich riskant“, weiß sein Vater. „Doch wenn alle Stricke reißen, kann er in meiner Versicherungsagentur anfangen.“ Eins ist also sicher: Auf die Unterstützung seiner Familie kann er sich verlassen.