„Dem Wasser wieder mehr Platz geben“ – Regierung will Flutauswirkungen lindern

„Dem Wasser wieder mehr Platz geben“ –  Regierung will Flutauswirkungen lindern

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Fast drei Wochen nach den verheerenden Unwettern haben die Minister François Bausch („déi gréng“/Infrastruktur) und Carole Dieschbourg („déi gréng“/Umwelt) sowie die Verantwortlichen der Straßenbauverwaltung, der Naturverwaltung und des Wasserwirtschaftsamtes die Einwohner der Region Müllerthal zu einer Informationsveranstaltung in die Heringer Mühle eingeladen. Hier erhielten sie genaue Erklärungen über die Folgen der Überschwemmungen sowie die bereits durchgeführten und geplanten Maßnahmen, um die Sicherheit der Einwohner in Zukunft zu gewährleisten.

Von unserem Korrespondenten Alain Muller (Text und Fotos)

Gut gefüllt war der Kornspeicher der mittelalterlichen Heringer Mühle, die selbst unter den Wassermassen vom 1. Juni stark gelitten hatte. Um die Straßenschäden so schnell wie nur möglich auszubessern, hat François Bausch einen Dringlichkeitsantrag gestellt, damit die Arbeiten auch während des Kollektivurlaubs weitergeführt werden dürfen. Es werde keine Ausschreibungen geben, sondern es werde direkt mit den Betrieben, wenn notwendig auch mit ausländischen Unternehmen, verhandelt, so der Minister. Wie die Bestandsaufnahme zeigt, ist an weit über 20 Stellen das Straßennetz beschädigt. Die meisten Arbeiten werden in ein bis zwei Monaten fertiggestellt sein, heißt es.

Fokus auf den Straßenbauarbeiten

Drei Straßen bleiben für ein Jahr gesperrt. Der CR364 hat sich in der Höhe des Siegelbaches, zwischen Echternach und Berdorf, in Richtung Aesbach gesenkt. Beim Predigtstuhl (CR364 zwischen Berdorf und Vogelsmühle) ist die Straße ins Tal gerutscht. Eine Brücke zwischen Befort und Haller (CR128) ist ebenfalls teilweise zerstört. Zurzeit hat sich der Untergrund noch nicht stabilisiert, sodass die Straßen gesperrt bleiben. Da diese Straßen von Autobussen und Lastwagen bis 40 Tonnen benutzt werden, müssen sie von unten an neu aufgebaut werden. Deshalb wurden jetzt schon Bohrungen durchgeführt.
Die Straßenschäden werden auf 7,8 Millionen Euro geschätzt, die Endabrechnung wird aber sicher viel höher ausfallen. Die nötigen Geldmittel stehen jedoch bereit. Auch Betriebe und Privatpersonen können mit staatlicher Hilfe rechnen, falls ihre Versicherungen nicht ausreichen.

Berdorf ist zurzeit eine Insel, die nur von einer Seite zugänglich ist. Dabei kann man noch von Glück reden, weil die geplanten Arbeiten am CR137 (Berdorf – Consdorf) noch nicht begonnen hatten. Sonst wäre nur die schmale Straße über den Melickshof übrig geblieben und da gibt es auch Straßenbauarbeiten. Wegen des schlechtem Zustandes vom CR137 ist die Geschwindigkeit auf 70 km/h begrenzt worden. Die Polizei führt dort regelmäßig Kontrollen durch.

In und rundum die Bachläufe (36 km) wird jetzt aufgeräumt. Die Ufer werden abgesichert und beschädigte Ufermauern weggeräumt. Die riesigen Mengen an Sedimenten, Geröll, Baumstämmen und Geäst werden abtransportiert. Acht Wehre sind beschädigt.
Für Ministerin Carole Dieschbourg ist die Sicherheit der Einwohner erste Priorität, denn wegen des Klimawandels haben sich die extremen Wetterereignisse in den letzten Jahren gehäuft und werden das auch in Zukunft tun. So fielen in Waldbillig in einer Stunde 72 Millimeter Wasser, das heißt ein Zehntel der jährlichen Regenmenge.

Flexibilität und guter Wille 

In nächster Zeit werde man an einer Gesamtlösung arbeiten, um den Wasserablauf durch die steilen Felsentäler zu verlangsamen. „Hydraulische Überlegungen sind gefragt. Man muss zum Beispiel dem Wasser wieder Platz geben. Viele Ideen stehen im Raum, wie Renaturierung, Rückhaltebecken, Ausdehnungsmöglichkeiten für die Bäche, Strukturelemente (Heckenreihen, Bäume …) in den großen Feldern / Wiesen, auf den Hügeln unter anderem Dabei sind Flexibilität und guter Wille bei den Landbesitzern gefragt“, so die Ministerin.

Die Trinkwasserversorgung hat auch Schäden erlitten. So wurde bei Berdorf die Hauptdruckleitung freigespült. Die Tonschicht um die Quellen bei Befort und Waldbillig wurde teilweise weggespült. Schutt hat sich in den Quellgebieten aufgetürmt. Hier wird das Wasserwirtschaftsamt den betroffenen Gemeinden unter die Arme greifen, wurde angekündigt.

15.000 Meter Wirtschaftswege in den Wäldern und auf den Fluren sowie 13.000 Meter Wanderwege wurden ebenfalls beschädigt, wie Théo Moulin von der Naturverwaltung berichtete. 60 Brücken wurden zerstört und müssen ersetzt werden, inklusive ihrer Fundamente. Pfade an steilen Hängen müssen stabilisiert und Treppen/Stufen gesichert werden. Waren anfänglich die Hälfte der Wandertouren nicht begehbar, so sind es jetzt nur noch ein Fünftel.

Charme der Kleinen Luxemburger Schweiz

Bis zur Hauptsaison sollen 95% der Wanderwege jedoch wieder zugänglich sein, aber mit schwierigen Abschnitten muss trotz der intensiven Instandsetzungen gerechnet werden, wurde gewarnt. Sehr stark gelitten haben unter anderem der untere und obere Lauf des Aesbaches, (der Mittelteil ist gut begehbar), der Roitzbach sowie die Bäche im Zentrum des Müllerthals. Die Behörden raten die Absperrungen zu respektieren. Zurzeit noch gesperrte Abschnitte können auf anderen Wegen umgangen werden, sodass auch die Wanderer auch weiterhin den Charme der Kleinen Luxemburger Schweiz genießen können.

Fragen gab es zu der seit Jahren nicht adäquaten Abwasserkanalisation in Waldbillig, den Arbeiten am „Lauterbornerbach“, der in Echternach schwere Schäden angerichtet hat, und dem toten Holz, das um oder in den Bächen herumliegt.

Beschwerden betrafen indes die schlechte Ausschilderung der Zufahrten nach Berdorf, denn die Sperrung des C364 schrecke zahlreiche Touristen ab. Minister Bausch versprach sofortige Verbesserung. Außerdem wurde die Informationspolitik kritisiert: In den Nachrichten im In- und Ausland ist der Eindruck entstanden, dass die ganze Region Müllerthal nicht mehr für Wanderer und Touristen zugänglich sei. Eine klare Fehlmeldung. Dies habe aber leider zu zahlreichen Zimmerstornierungen geführt, was bedauert wurde.

Koneczny
24. Juni 2018 - 13.22

Klima Wandel ??? Beweisen .... Liest mol dëst ==> https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Hochwasser-Ereignissen Naturkatastrophen sinn normal a kee Mensch kann eppes dogéint maachen- Onst Héichwaasser wor "pipifaxx" am vergläich géint aner Héichwaaseren an de Johrhonnerten. Sorry awer fir déi Betraffen

Tobias Senzig
24. Juni 2018 - 12.15

Ein guter Hinweis. Wir haben den Titel angepasst. Viele Grüße aus der Redaktion

Den Wiéderfräsch Achim
24. Juni 2018 - 12.04

@Tageblatt "So möchte die Regierung die nächste Flut verhindern" - néen néen léif Leit,iwerhaapt kéng Regierung kann éng nächst Flut verhenneren,dofir ass et ze spéit ! Den Klimawandel wärt och an Zukunft sain Tribut fuerderen,mir haten laang genuch Zait eppes dogéint ze man,an elo ass et ze spéit ! Villeicht kann eis Regierung déi nächst Flut beschen linderen mat neien Virsätz an logeschem Denken wat Landesplanung betrefft,mée verhenneren kann kéen méi eppes ! D'Temperaturkurv weist fir déi nächsten Joeren no uewen,wat fatal Auswiirkungen op eist Klima wärt hun,net nemmen europawait,mée weltwait.Souvill dozou an nach éen schéinen Dag.....

Jacques Zeyen
24. Juni 2018 - 9.53

"Dem Wasser wieder mehr Platz geben"-das ist gut. Beispiel Renaturierung der Rheinufer in Deutschland.Aber es geht auch um die Geschwindigkeit mit der die Regenmassen in die Bachläufe geleitet werden. Wenn verfestigte Ackerböden die Qualität eines gefliesten Badezimmerbodens haben und wenn ferner jährlich Kilometer Kanalrohre aus neuen Wohnungsvierteln (Dächer,Straßen,Parkplätze)quer über das Land angelegt werden welche das Wasser in Minuten in die Bäche leiten,dann muss man mit solchen Resultaten rechnen.Ein Liter Wasser wiegt ein Kilo,wenn es sich aber mit 30Km/h bewegt ergibt das einen Impuls von 30 Kilo.Vermengt mit Schlamm und Geröll ist das sehr zerstörerisch. Es wäre vielleicht ratsam bei der nächsten Lotissementsplanung gleich die anfallenden Wassermassen auszurechnen und festzustellen wo diese Wassermassen hinlaufen und wie schnell.Der Klimawandel ist da,auch wenn ein Trump und seine Rasselbande das Gegenteil behaupten.