Deeskalation und Sanktion: EU erwägt neue Strafmaßnahmen gegen Russland

Deeskalation und Sanktion: EU erwägt neue Strafmaßnahmen gegen Russland

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In der Krim-Krise bemühen sich die Europäer um Deeskalation. Doch gleichzeitig ergreifen sie Partei für die Ukraine – und reden über neue Strafmaßnahmen gegen Präsident Putin.

Von unserem Korrespondenten Eric Bonse, Brüssel

Nach der Eskalation im Krim-Konflikt mehren sich die Stimmen in der Europäischen Union, die neue und härtere Sanktionen gegen Russland fordern. Gleichzeitig bemüht sich die EU jedoch um Deeskalation und Vermittlung. In Brüssel reiht sich eine Krisensitzung an die nächste.

Bereits am Montag hatten sich die EU-Botschafter im für außenpolitische Krisen zuständigen „Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee“ (PSK) getroffen, um über die Lage im Schwarzen Meer zu beraten. Am Dienstag gab es ein weiteres Krisentreffen – zunächst ohne greifbares Ergebnis.

Während die Botschafter in Brüssel noch prüften, wie die Lage im Schwarzen Meer zu bewerten sei und was die EU zur Entspannung beitragen könnte, preschten die „Falken“ bereits vor. „Sanktionen sind der kraftvollste Weg, um Russland zu zeigen, dass wir es ernst meinen“, sagte der estnische Verteidigungsminister Jüri Luik.

Von Druck auf die Ukraine ist keine Rede

Auch der österreichische EU-Vorsitz schließt neue Sanktionen gegen Russland nicht aus. „Die Frage von weiteren Sanktionen wird sich zeigen, wir haben demnächst einen gemeinsamen Rat“, sagte die österreichische Außenministerin Karin Kneissl bei einem Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in Berlin.

Maas betonte, dass die „Annexion“ der Krim durch Russland „auch ein Problem für die Sicherheit für uns alle in Europa“ sei. „Deshalb sollte Russland die festgesetzten Schiffe und Seeleute schnellstmöglich wieder freigeben.“ Beide Seiten müssten jetzt ihren Beitrag zur Deeskalation leisten.

Dies ist auch die Haltung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini. „Es muss alles für Deeskalation getan werden“, erklärte ihre Sprecherin in Brüssel. Gleichzeitig betonte sie, dass die EU die Zugehörigkeit der Krim zu Russland nicht anerkenne. Zu Fragen nach dem am Montag verhängten Kriegsrecht in der Ukraine wollte sie sich nicht äußern.

Verstößt die Ukraine gegen EU-Auflagen?

Dabei trägt das Kriegsrecht genauso zur Eskalation bei wie das russische Vorgehen im Schwarzen Meer. Zudem könnte es gegen EU-Auflagen verstoßen, die für die Milliardenhilfen an die Ukraine gelten. Das Kriegsrecht ist schwer mit Meinungsfreiheit und Demokratie vereinbar, wie sie die EU von ihren Partnern fordert.

Doch von Druck auf die Ukraine ist keine Rede – im Gegenteil. Sowohl Mogherini als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel haben Staatschef Petro Poroschenko in den letzten Stunden wiederholt ihre Solidarität versichert. Merkel sprach auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin und rief zu „Deeskalation und Dialog“ auf.

Putin äußerte in dem Telefonat nach Angaben des Kreml „ernste Sorge“ angesichts der Verkündung des Kriegsrechts in der Ukraine. Er hoffe, dass Berlin die ukrainische Regierung „beeinflussen“ könne, um diese von „künftigen unüberlegten Handlungen“ abzuhalten.

EU: Sanktionen ohne Biss

Die EU hat wegen der Krim und des Kriegs in der Ostukraine seit 2014 bereits eine ganze Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt – bisher ohne sichtbaren Erfolg. Neue Sanktionen könnten bereits beim nächsten Treffen der EU-Außenminister am 10. Dezember verhängt werden.

Dafür ist allerdings ein einstimmiger Beschluss nötig – und noch sind sich die 28 EU-Staaten nicht einig. Vor allem Italien widersetze sich noch den Falken, hieß es in Brüsseler EU-Kreisen. Den Ausschlag dürfte am Ende aber Deutschland geben – und Berlin hält sich noch alle Optionen offen.