Ukraine-KriegDauerbeschuss im Donbass – Tausenden ukrainischen Soldaten droht die Einkesselung

Ukraine-Krieg / Dauerbeschuss im Donbass – Tausenden ukrainischen Soldaten droht die Einkesselung
Ein ukrainischer Soldat an der Front im Donbass Foto: AFP/Aris Messinis

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Der Dauerbeschuss im Donbass macht Evakuierungen von Zivilisten zum Teil unmöglich. Russland versucht, Tausende ukrainische Soldaten zu umzingeln. Der ukrainische Präsident Selenskyj ruft seine Streitkräfte zum Durchhalten auf. Die Russen versuchten, „alles Lebende zu eliminieren“.

Die russischen Streitkräfte versuchen, mit heftigen Bombardierungen Schlüsselpositionen im Osten der Ukraine zu erobern. Die Lage im Donbass sei „extrem schwierig“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Dienstag. Die Russen versuchten, „alles Lebende zu eliminieren“. Hochrangige russische Regierungsvertreter räumten am Dienstag ein, dass sie von einem längeren Militäreinsatz im Nachbarland ausgehen.

Selenskyj zufolge versucht Russland, die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk in der Oblast Luhansk einzukreisen. Der österreichische Militärstratege Markus Reisner schätzt die Zahl der ukrainischen Soldaten, die dann eingekesselt würden, gegenüber dem Tageblatt auf 12.000 bis 14.000 ein.

Zivilisten flüchten aus Bachmut vor den anrückenden russischen Soldaten
Zivilisten flüchten aus Bachmut vor den anrückenden russischen Soldaten Foto: AFP/Aris Messinis

Das Verteidigungsministerium berichtete überdies von heftigen Kämpfen um Bachmut. Der Fall von Bachmut in der Oblast Donezk – die Regionen Donezk und Luhansk bilden zusammen den Donbass – würde den russischen Truppen die Kontrolle über einen entscheidenden Knotenpunkt verschaffen, der derzeit als Kommandozentrale für einen Großteil der ukrainischen Kriegsanstrengungen im Osten dient. Die russischen Truppen haben auch die Verbindungsstraße zwischen Bachmut und Lyssytschansk erreicht und stehen offenbar vor der Einnahme der wenige Kilometer nördlich von Bachmut gelegenen Kleinstadt Soledar. Für das nur wenige Kilometer entfernte Bachmut wäre das ein weiteres schlechtes Zeichen.

Eine solche Dichte des Beschusses wird es uns nicht erlauben, die Menschen in aller Ruhe zu sammeln und sie zu holen

Der Gouverneur von Luhansk sagt, der schwere Beschuss in Sewerodonezk mache Evakuierungen unmöglich

Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, berichtete von so schwerem Beschuss in Sewerodonezk, dass Evakuierungen unmöglich seien. Dabei wurden nach Angaben des Präsidialamts vom Dienstag vier Menschen getötet und vier weitere verletzt. „Eine solche Dichte des Beschusses wird es uns nicht erlauben, die Menschen in aller Ruhe zu sammeln und sie zu holen“, erklärte Gajdaj auf Telegram. In der Region Donezk wurden laut Präsidialamt drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt.

Appell an die Moral

Die russischen Streitkräfte verfolgen im Donbass ein anderes taktisches Vorgehen als zu Beginn des Krieges bei ihrer gescheiterten Offensive gegen Kiew. Wo sie anfangs mit wenigen Truppen sehr schnell sehr weit auf ukrainisches Gebiet vordrangen und so ihre Versorgungslinien bloßlegten, die die Ukrainer erfolgreich aus dem Hinterhalt angriffen, erfolgen die Offensivbemühungen an den verschiedenen Frontabschnitten im Donbass in der Breite. Bevor sich Infanterie und gepanzerte Fahrzeuge in Bewegung setzen, um ukrainische Stellungen einzunehmen, werden diese aus der Distanz mit Artilleriefeuer sozusagen sturmreif geschossen. Auch dann erfolgen die Vorstöße so, dass die Versorgungslinien besser geschützt bleiben als zu Beginn der russischen Invasion.

All das setzt den ukrainischen Streitkräften stark zu. Präsident Selenskyj sagte, im Donbass würde die Ukraine zurzeit 50 bis hundert Soldaten pro Tag verlieren. Dieser hohe Blutzoll dürfte auf die Kampfbereitschaft der ukrainischen Truppen drücken. In den vergangenen zwei Wochen stellten ukrainische Verbände insgesamt sieben Videos in die sozialen Medien, in denen sie ihren Präsidenten um Hilfe bitten. Meist fehlt es den Kämpfern der Freiwilligenverbände der ukrainischen Territorialverteidigung eigenen Aussagen nach an Waffen und Munition, teils auch an Verpflegung. Auch aus diesem Grund dürfte Selenskyj am vergangenen Wochenende an die Moral der eigenen Truppen appelliert haben. Jeder Tag, an dem Russlands Pläne durchkreuzt würden, sei ein Beitrag auf dem Weg zum Sieg, sagte der ukrainische Präsident.

Im Süden schien die Front hingegen stabil zu sein, auch wenn die Ukraine Gewinne für sich beansprucht. Das ukrainische Südkommando berichtete in der Nacht zum Dienstag von einem „Vorstoß“ seiner Divisionen „durch die Region Mykolajiw in Richtung der Region Cherson“.

Rauch steigt auf über einem Fabrikgelände in Soledar
Rauch steigt auf über einem Fabrikgelände in Soledar Foto: AFP/Aris Messinis

Die Spitzen des russischen Verteidigungsministeriums und des mächtigen Sicherheitsrates machten am Dienstag deutlich, dass der russische Militäreinsatz in der Ukraine länger dauern werde. Der Einsatz werde so lange dauern wie nötig, erklärte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, der russischen Zeitung Argumenty i Fakty.

Mehr Waffen

Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte an, der Militäreinsatz werde „bis zur Realisierung aller Ziele, unabhängig von der enormen westlichen Hilfe für das Regime in Kiew und von dem beispiellosen Sanktionsdruck“ fortgesetzt. Das russische Bemühen, zivile Opfer zu vermeiden, „verlangsamt natürlich das Tempo der Offensive, aber das ist beabsichtigt“.

Westliche Länder haben die Ukraine in den vergangenen drei Monaten mit enormen Summen und Waffenlieferungen bei der Abwehr der russischen Angriffe unterstützt. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rief den Westen am Dienstag zu weiterer Unterstützung auf. „Ich fordere unsere Partner auf, die Lieferung von Waffen und Munition zu beschleunigen“, erklärte er auf Twitter. Benötigt würden insbesondere Mehrfachraketenwerfer, Langstrecken-Artillerie und gepanzerte Fahrzeuge. Erst am Montag hatte die Ukraine nach Angaben der US-Regierung von etwa 20 Staaten Zusagen für weitere militärische Unterstützung bekommen. Dänemark wird demnach der Ukraine Anti-Schiffs-Raketen des Typs Harpoon liefern. Das Waffensystem vom-US-Konzern Boeing hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern, womit die Ukraine die russische Blockade ihrer Häfen brechen könnte. Diese Blockade beeinträchtigt etwa ukrainische Getreidelieferungen für den Weltmarkt. (A.B. mit AFP)

Chinesisch-russisches Kampfjet-Manöver

Russland und China haben gemeinsame Militär-Patrouillenflüge in der Asien-Pazifik-Region abgehalten. Die Übung habe rund 13 Stunden gedauert, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Unter anderem seien strategische Bomber beider Streitkräfte beteiligt gewesen. Überflogen wurden Gebiete des Japanischen Meeres und des Ostchinesischen Meeres. Im Flugschatten der Jets hätten sich zeitweise Flugzeuge der japanischen und südkoreanischen Luftwaffe befunden.
Japans Verteidigungsminister Nobuo Kishi zeigte sich „tief besorgt“ und sagte, die Aktion sei von Peking und Moskau offenbar als Provokation gedacht gewesen. Er verwies darauf, dass die Übung zeitlich mit dem Abschluss eines Asien-Besuchs von US-Präsident Joe Biden zusammenfiel. Biden traf sich zum Abschluss seiner viertägigen Reise am Dienstag in Tokio mit den Regierungschefs Japans, Australiens und Indiens.
Nach US-Angaben war es die erste gemeinsame Militärübung Chinas und Russlands seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar. „Das zeigt, dass China weiterhin willens ist, sich eng mit Russland abzustimmen, auch durch militärische Zusammenarbeit“, sagte ein ranghoher US-Regierungsvertreter. „China entfernt sich nicht von Russland.“ (Reuters)

Puschkin
25. Mai 2022 - 17.21

@ Beobachter Richtig, vollkommen. Selenskyj dieser Theatermann hat noch immer nicht mitbekommen dass er diesen Krieg nie gewinnen kann und wird. Er will ganz Europa mit hineinziehen und scheut auch vor einem dritten Weltkrieg nicht zurück.

DAN
25. Mai 2022 - 11.56

Und auf der Schutzweste im Bild steht SWAT....da weiß man ja, wer liefert!!!!

w.d.
25. Mai 2022 - 11.55

@Beobachter Daumen hoch! Verfolgt man interessiert und realistisch das Geschehen, fragt man sich unweigerlich, vor wem die Flüchtlinge davon laufen? Sind es wirklich nur die Russen? Oder flüchtet man auch vor den Leuten vom Regiment Asow, die von Selenskyi als "Veteranen" bezeichnet werden?

Beobachter
25. Mai 2022 - 8.03

"Jeder Tag des Widerstands sei ein Beitrag auf dem Weg zum Sieg". Selenskyj leidet an Realitätsverlust, steht wohl unter Drogen, ist Schuld am Tod seiner "Helden" die einen nicht zu gewinnenden Kampf führen.Jede westliche Waffenlieferung verlängert das Sterben. Eine Lieferung weißer Fahnen wäre das einzig richtige.Doch die Helden sterben wohl lieber und der President wird von Völkermord predigen......