VolkszählungDatensammler unter Beschuss – Statec wehrt sich gegen Kritik von Luxemburgs Gemeinden

Volkszählung / Datensammler unter Beschuss – Statec wehrt sich gegen Kritik von Luxemburgs Gemeinden
 Illustration: Yannick Schumacher/Tageblatt

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Seit 8. November werden im Rahmen der Volkszählung fleißig Daten gesammelt. Zum ersten Mal überhaupt setzt das federführende Statec dabei vorwiegend aufs Internet. Zum einen wegen der technischen Möglichkeiten, zum anderen wegen der sanitären Krise. „Bislang war es ein Erfolg“, fasst der zuständige Abteilungsleiter, François Peltier, die ersten zwei Wochen zusammen. Von den Kritiken mancher Gemeinden lässt er sich nicht beirren.

Mehr als 42.000 Haushalte haben allein in den ersten fünf Tagen den Fragebogen im Netz ausgefüllt, erklärt François Peltier, zuständig für die Volkszählung beim Luxemburger Statistikamt Statec. Wie viele Haushalte in Luxemburg überhaupt infrage kämen, wisse momentan aber (noch) niemand. „Genau das wollen wir mit der Volkszählung ja in Erfahrung bringen“, antwortet Peltier mit einem Augenzwinkern. Schätzungen zufolge aber gehe man von rund 280.000 Haushalten aus, die aktuell im Großherzogtum geführt werden.

Ziel der Volkszählung ist es aber nicht nur, alle zehn Jahre die Zahl der in Luxemburg lebenden Menschen zu erfassen, sondern auch die Zukunftsplanung des Landes zu erleichtern. Mit den Ergebnissen sollen Entscheidungsträger die soziale, politische und wirtschaftliche Lage des Landes besser verstehen und entsprechend verwalten können.

Deshalb sei es wichtig, dass so viele Haushalte wie möglich an der Volkszählung teilnehmen, meint Peltier. „Je größer die Zahl der Teilnehmer, umso höher ist die Qualität des Datensatzes“, so der Abteilungsleiter. Zudem werde die Volkszählung in Zukunft als Basis für andere statistische Erhebungen dienen. So will das statistische Amt nicht nur den Datensatz für künftige Projekte verwenden, sondern auch die digitalen Instrumente, die in den letzten Monaten ausgearbeitet wurden.

„Es liegt also nicht nur in unserem Interesse, dass die Leute mitmachen, sondern auch in ihrem eigenen“, ergänzt Jérôme Hury. Denn: „Wenn viele Haushalte im Netz teilnehmen, stehen die Resultate schneller zur Verfügung“, erklärt der Statec-Mitarbeiter. Mit dem Rückgriff auf digitale Hilfsmittel schlage man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: „So werden nicht nur die Kontakte mit Agenten auf ein Minimum begrenzt, sondern auch die Daten schneller erfasst“, so Hury.

Digital oder analog

Genau aus diesem Grund habe man sich dafür entschieden, die Fragebögen auf Papier bereits eine Woche vor Ablauf der digitalen Frist zu verteilen. Kritiken einer Papier- und Zeitverschwendung weist François Peltier zurück. Es sei vielmehr ein Erinnerungsschreiben. Denn: Agenten werden die Fragebögen nur an jene Haushalte verteilen, die bis dato noch nicht an der Volkszählung teilgenommen haben.

Bei einem Pilotprojekt Ende 2019 sei man ähnlich vorgegangen, so Peltier. Damals habe man festgestellt, dass die Teilnahmequote im Netz nach Erhalt der Dokumente wieder sprunghaft angestiegen sei. „Aus diesem Grund werden ab dem 22. November die Fragebögen auf Papier verteilt, mit dem Hinweis, dass die Haushalte noch bis 28. November Zeit haben, die Fragen im Netz zu beantworten“, erklärt der Abteilungsleiter.

Allein in den ersten fünf Tagen haben 42.000 Haushalte im Netz an der Volkszählung teilgenommen. Waren es 2011 nur drei Prozent der Bevölkerung, die digital geantwortet haben, rechnet man dieses Jahr mit bis zu 35 Prozent. 
Allein in den ersten fünf Tagen haben 42.000 Haushalte im Netz an der Volkszählung teilgenommen. Waren es 2011 nur drei Prozent der Bevölkerung, die digital geantwortet haben, rechnet man dieses Jahr mit bis zu 35 Prozent.  Foto: Editpress/Julien Garroy

Wer die Erhebung lieber klassisch auf Papier ausfüllen möchte, kann den Fragebogen anschließend bis zum 6. Dezember einreichen. Wurden die Dokumente bei der letzten Volkszählung 2011 noch von Agenten eingesammelt, hat man sich dieses Mal wegen der Pandemie für zwei weitere Optionen entschieden: Haushalte können den Fragebogen bis zum 5. Dezember bei der Gemeinde abgeben oder per Post ans Statec schicken. Anschließend werden Agenten bei jenen Haushalten passieren, die bis dahin noch nichts unternommen haben.

Probleme in der Testphase

Möglich macht es eine digitale Plattform, die eigens für diese Zwecke geschaffen wurde. Ziel davon war es, die Interaktion zwischen Agenten und Gemeindemitarbeitern – erneut wegen Covid – auf ein Minimum zu beschränken, aber auch deren Arbeit zu erleichtern. Auf der besagten Plattform wurden sämtliche Bürgerlisten erfasst, sodass die von Statec und Gemeinden bestellten Agenten stets auf dem neuesten Stand darüber sind, wer seinen Fragebogen im Netz ausgefüllt hat und wer nicht.

Dies sei bei der Volkszählung vor zehn Jahren noch weitaus umständlicher gewesen, so Peltier. Die Kommunen hätten damals als Vermittler zwischen Statec und Agenten fungiert, um Informationen zum Fortschritt der Volkszählung zu übermitteln. Dank der Plattform aber können Aktualisierungen zeitnah vorgenommen werden, wobei alle drei Parteien – Statec, Gemeinden und Agenten – ständig auf dem Laufenden seien.

Somit sehen die Agenten per Mausklick, welche Haushalte bis zum 22. November im Netz an der Volkszählung teilgenommen haben. Anschließend müssen sie nur die Adressen aufsuchen, die ihnen das Programm vorgibt. Ähnlich verhält es sich mit der Deadline vom 6. Dezember: Jeder Fragebogen, der bei einer Gemeinde oder beim Statec eingeht, wird sofort im Netz vermerkt. Damit müssen die Agenten nur Familien besuchen, die bis dahin noch nichts unternommen haben.

Dass die Plattform im Vorfeld der Volkszählung nicht immer einwandfrei funktioniert hat, führen Peltier und Hury auf den Innovationscharakter des Instruments zurück. Tatsächlich soll es vor allem beim Einspeisen der Bürgerlisten zu Problemen gekommen sein, weshalb manche Gemeindebeamte die Daten mitunter per Hand eingeben mussten. Zum einen seien die Gemeinden erst spät mit dem Wunsch ans Statec herangetreten, eine solche Plattform auszuarbeiten. Zum anderen handele es sich um ein neues Programm, das zunächst noch getestet werden musste.

Die Probleme seien größtenteils während der Testphase aufgetreten. „Genau deshalb gab es eine solche Phase: Damit wir kleine Bugs und andere Fehler beheben können“, so Peltier. Man habe aber stets versucht, den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite zu gehen. „In einem neuen Programm sind kleine Bugs ganz normal: Bei Innovationen gibt es immer Hürden oder Probleme“, meint indessen Jérôme Hury. Die gute Nachricht sei, dass die Plattform jetzt funktioniert und in Zukunft auch bei anderen Erhebungen gebraucht werden könne.

Kleine Anlaufschwierigkeiten

Vorwürfe aus manchen Gemeinden, die Organisation der Volkszählung sei „chaotisch“, gar „stümperhaft“ gewesen (siehe Kasten), wollen die Statec-Mitarbeiter nicht gelten lassen. Es habe während der Testphase einige Anlaufschwierigkeiten gegeben, so Peltier. Genau dies sei aber der Grund für solche Testphasen.

Peinlich sei natürlich das falsche Datum im ersten Schreiben an die Haushalte zum 8. November gewesen: Die Gemeinde werde den Fragebogen in Papierform ab dem 14. Juni 2021 zur Verfügung stellen. Damit sei natürlich der 22. November gemeint, erklärt Peltier. Wegen der Pandemie sei die Volkszählung zwei Mal kurzfristig verschoben worden. Der Fehler sei noch ein Überbleibsel aus dem Schreiben für Juni, der beim Druck übersehen wurde.

„Chaotisch“ und „stümperhaft“

Probleme mit der Plattform, ein falsches Stichdatum im Schreiben an die Haushalte, eine belegte Hotline und fehlende Tutorial-Unterlagen für Agenten: In den letzten Wochen haben manche Gemeinden nicht an Kritik gespart, was die Organisation der Volkszählung angeht. „Chaotisch“ sei die Vorbereitung verlaufen, „stümperhaft“ die Umsetzung, so Gemeindebeamte im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Volkszählung sei viel Arbeit für die Kommunen, die durch die schlechte Vorbereitung noch zusätzlich belastet worden seien, so die Kritik. Manche Mitarbeiter ärgerten sich über Probleme beim Upload der Bürgerlisten, andere kritisierten das Fehlen von Informationen für Agenten. Diese seien erst nach und nach zur Verfügung gestellt worden, weshalb man die Agenten immer wieder vertröstet habe, so eine Gemeindebeamtin aus dem Osten. Ein weiterer Beamte hatte kein Verständnis für den Entschluss, Agenten bereits vor Ablauf des digitalen Stichdatums am 28. November mit Papierdokumenten auszusenden: Dies sei Papier- und Zeitverschwendung. Lob aber gab es seitens der Beamten für die Mitarbeiter des Statec, die ihnen bei Problemen stets zur Hand gegangen seien.

In der Folge hätten sich viele Bürger bei den Behörden gemeldet, sei es bei den Gemeindeverwaltungen oder auf der Hotline des Statec. „Allein in den ersten drei Tagen hatten wir bis zu 1.800 Anrufe, die meisten davon wegen des Datums“, erklärt Jérôme Hury. Die Hotline sei deswegen auch zeitweise überlastet gewesen. Inzwischen aber habe sich die Lage beruhigt.

Im Nachhinein wisse man immer alles besser: „Das perfekte Projekt gibt es nicht“, meint Peltier. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich bei der Volkszählung um eine Operation großen Ausmaßes handelt, die wegen der Pandemie nicht nur mehrmals verschoben werden musste, sondern kurzfristig auch mit neuen Instrumenten ausgestattet wurde. „Auch wir arbeiten nicht alle Tage an einem solch enormen Projekt“, meint indessen Jérôme Hury und lacht: „Dafür wird die nächste Volkszählung im Jahr 2031 perfekt!“

J.C. Kemp
25. November 2021 - 14.49

@Nomi: Dir verwiesselt: All Joër war e 'Recensement Fiscal' do ass et just em Steiere gangen an de gouf virun enger Reih Joren ofgeschaft, well 'se' dat alles wëssen. Déi Grouss biblesch Volleksziehlung war ëmmer all 10 Joër. Déi 2 hun näischt matenaner ze doë gehat!

Nomi
23. November 2021 - 18.44

Fei'er waren dei' "Volkszaehlungen vill mei' oft. Haut nemmen all 10 Johr ! Et muss jo halt gepreift ginn ob den Gemengen hir Daten nach richteg sinn, well wei'fill vergiessen sech an der Gemeng oofzemellen an sech an enger nei'er Gemeng unzemelden ! Zemols mat den villen Auslaenner dei' eis Gesetzgebung guer net kennen ! En plus machen aaner Laenner daat och !

Jessup
23. November 2021 - 12.52

@Gasty "Mit oder ohne Volkszählung werden wir ja sowieso nie die genaue Anzahl der in unserer Heemecht lebenden Ausländer erfahren !" Aber sicher. Wir Ausländer sind in der Majorität, Ihr Xenophoben sterbt so langsam aus..

Blanchet
23. November 2021 - 12.50

@Linda "Waat geschidd dann mat denen wou refüséieren daat auszefelen?" Dat Üblecht, 3500€ Strof a 6 Méint Prisong.

D.W.
23. November 2021 - 11.44

Ich habe mein Onlineformular für unsere Familie vor ca. 3 Wochen ausgefüllt und eine Sendebestätigung darüber erhalten. Gestern kam von meiner Gemeinde das Formular in den Briefkasten: " Es sei vielmehr ein Erinnerungsschreiben. Denn: Agenten werden die Fragebögen nur an jene Haushalte verteilen, die bis dato noch nicht an der Volkszählung teilgenommen haben." Ah so....ja denn!

max
23. November 2021 - 8.15

@ Linda, refuséieren, dat Recht hues Du nët, wanns De bis den Termin-Datum näicht agescheckt hues, da schellt, ee Gemengebeamten un Denger Diir .. da gëss Dë fräiwëlleg gezwongen, an dono, vläicht weess jo Een dat ..

Victor
23. November 2021 - 0.07

@Thorsten "@Gasty Die „Heemecht“ ist doch für alle eine Heimat auch für Ausländer oder wie soll ich Ihre Aussage verstehen?" Der Herr ist unser lokaler Xenophobe vom ADR.

Sepp
22. November 2021 - 23.22

Ich habe leider nicht gemerkt, dass man Fragen unbeantwortet lassen kann. Was kann man jetzt eigentlich noch tun? Kann man Angaben löschen lassen?

Linda
22. November 2021 - 17.03

Waat geschidd dann mat denen wou refüséieren daat auszefelen?

Bpat
22. November 2021 - 16.23

@Gasty / 22.11.2021 - 08:14 Weil der STATEC aus rechtlichen Gründen nicht an die Daten kommt . (Datenschutz). So wird man unter Strafe gezwungen diese Angaben "freiwillig" preiszugeben

Thorsten
22. November 2021 - 14.02

@Gasty Die "Heemecht" ist doch für alle eine Heimat auch für Ausländer oder wie soll ich Ihre Aussage verstehen?

Gasty
22. November 2021 - 8.14

Warum überhaupt diesen ganzen kostspieligen Zirkus , da Gemeinde und Staat ja bereits ALLES und mehr über IHRE Jennys und Mennys wissen ? Mit oder ohne Volkszählung werden wir ja sowieso nie die genaue Anzahl der in unserer Heemecht lebenden Ausländer erfahren ! Von der unserer papierlosen , unangemeldeten und unerwünschten „Gästen “ „aus aller Welt ganz zu schweigen , oder ?