Dasselbe in „Grün“: Schöffin Mandy Ragni erklärt ihr Konzept einer „Maison relais“ in der Waldschule

Dasselbe in „Grün“: Schöffin Mandy Ragni erklärt ihr Konzept einer „Maison relais“ in der Waldschule

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Als die Schulschöffin Mandy Ragni („déi gréng“) in der jüngsten Gemeinderatssitzung ankündigte, eine „Maison relais“ in der Waldschule einrichten zu wollen, war die Aufregung bei den Oppositionsparteien LSAP und „déi Lénk“ groß. Sie befürchteten, dass die Mitte der 1990er Jahre vom Lehrer Jean Blau eingeführte Umwelterziehung damit abgeschafft werde. In der Folge entstand vor allem in den sozialen Netzwerken Verwirrung. Im Interview stellt Ragni ihr Konzept noch einmal im Detail vor.

Im Gemeinderat und in den sozialen Netzwerken entstand in den vergangenen beiden Wochen eine große Diskussion über die Frage, ob die Umwelterziehung, die seit 25 Jahren in der Waldschule stattfindet, wegen einer „Maison relais“ abgeschafft werden soll. Maßgeblich zu dieser Diskussion beigetragen hatte eine Lehrerin, die in den letzten Jahren für die Umwelterziehung freigestellt worden war und nun befürchtet, ihre Stelle zu verlieren. In einer Mail hatte sie dem gesamten Gemeinderat ihre Befürchtungen mitgeteilt.

Die LSAP-Fraktion hatte die Angelegenheit anschließend in zwei Ratssitzungen thematisiert. „déi Lénk“-Politiker Frank Jost hatte vor einigen Tagen auf seinem Blog die Einrichtung einer „Maison relais“ in der Waldschule als „Schnapsidee“ bezeichnet. Auch viele andere Escher können sich mit der Idee nur schwer anfreunden.

Die politische Mehrheit geriet durch die Kritik der Opposition und der Bürger unter Druck. CSV-Rat Bruno Cavaleiro und Schöffin Mandy Ragni unterstellten auf Facebook „verschiedenen Medien“ und Frank Jost, falsche Informationen zu verbreiten. Anstatt zu erklären, was wirklich in der Waldschule passieren soll, wiederholten sie lediglich, dass der Standort „optimiert“ werden soll, was die Polemik nur noch befeuerte.

Die Verwirrung über die Zukunft der Waldschule ist jedenfalls groß. Das liegt wohl auch daran, dass Ragni ihre Pläne sowohl in der Schulkommission als auch im Gemeinderat nur unzureichend dargelegt hat. In einem Interview haben wir die Schöffin gebeten, ihr Konzept für die „Waldschoul“ noch einmal sachlich und ohne viel Polemik zu formulieren.

Tageblatt: Sie wollen eine „Maison relais“ in der Waldschule einrichten. Wie viele Plätze sollen dort für wen entstehen?
Mandy Ragni: 40 Plätze für Kinder aus der Brillschule. In ganz Esch haben wir eine Liste mit 800 Kindern, die auf einen Betreuungsplatz warten. Davon entfällt mit 177 Schülern fast ein Viertel auf die Brillschule.

Wird dafür auf dem Standort der Waldschule ein Neubau errichtet oder ein bestehendes Gebäude ausgebaut?
Nein, die Waldschule liegt in einer Naturzone. Dort ist klar definiert, was gebaut werden darf und was nicht. Wir werden lediglich die bestehenden Gebäude renovieren.

Wo genau soll diese „Maison relais“ eingerichtet werden?
Renoviert werden die beiden Klassenzimmer, wo Funktionsräume eingerichtet werden, die während der Schulzeiten für die Umwelterziehung und außerhalb der Schulzeiten für die „Maison relais“ genutzt werden können. In dem anderen Gebäude werden eine pädagogische Küche mit Mensa und zwei zusätzliche Toiletten eingerichtet. Die Innenräume sollen aber nur als Rückzugsort bei sehr schlechtem Wetter oder Unwettern genutzt werden. Der größte Raum in der Waldschule ist schließlich die Natur, wo sich die meisten Aktivitäten abspielen werden.

Wird der Transport der Kinder zu einem Verkehrschaos im Bereich der Waldschule führen?
Der Empfang und der Abschied sollen in der Brillschule erfolgen, damit die Eltern ihre Kinder nicht morgens zur Waldschule fahren und sie abends dort abholen müssen. Nach den Morgenkursen werden sie dann mit dem Bus der Gemeinde bis zum Parkplatz am Fuße der Waldschule gebracht und legen den Rest des Weges zu Fuß zurück. Am Abend bringt der Bus die Kinder zurück zur Brillschule, wo die Eltern sie abholen können.

Wenn nachmittags Schule ist, müssen die Kinder also bis zu viermal am Tag mit dem Bus fahren.
Ich weiß, dass es Kritik daran gibt, aber man muss sich die Situation einmal genau ansehen. Eine private Kindertagesstätte holt täglich mit einem großen Bus eines privaten Reiseunternehmens Kinder aus Esch ab, um sie über die Mittagsstunde in ihrer Tagesstätte in einer Nachbargemeinde zu verköstigen, weil wir in Esch nicht genügend „Maison relais“-Plätze haben. Dieser Weg ist mit Sicherheit länger und stressiger für die Kinder als der Weg von der Brill- bis zur Waldschule.

Wann soll die Renovierung der Waldschule beginnen und wann soll sie abgeschlossen sein?
Aktuell werden noch die Toiletten renoviert und im Sommer soll eine neue Heizung installiert werden. Die Renovierung der Schulsäle soll im August oder September dieses Jahres beginnen und etwa ein Jahr in Anspruch nehmen.

Sie hatten im Gemeinderat angekündigt, dass während der Renovierung nicht alle Dienste in der Waldschule angeboten werden können. Welche Angebote sind konkret betroffen?
Es ist klar, dass während der Renovierungsarbeiten einige Aktivitäten entfallen müssen. Die Umwelterziehung wird in dieser Zeit eingeschränkt.

Im vergangenen Jahr haben 4.200 Kinder an 48 Aktivitäten der Escher Umwelterziehung teilgenommen. Wollen Sie dieses erfolgreiche Projekt abschaffen?
Nein. In den sozialen Medien wurden viele Falschinformationen verbreitet. Ein eigentlich schönes Projekt wurde dadurch so zerredet, dass es für viele fast nicht mehr verständlich war. Daraus hat sich dann eine große Polemik entwickelt.

Die Umwelterziehung wird künftig nicht mehr über das Bildungsministerium in der Waldschule, sondern über das Umweltministerium im Ellergrund organisiert.
Wieso?
Das Bildungsministerium hätte die Umwelterziehung während der Renovierung auch einfach aussetzen können. Der Schöffenrat hat sich aber dafür eingesetzt, dass sie weitergeführt wird. Das Bildungsministerium stellt das Personal für die Umwelterziehung im Auftrag des Umweltministeriums frei. Doch anders als von der Opposition behauptet, wird dieses Lehrpersonal exklusiv für die Escher Schulkinder zuständig sein. Auch wenn das „Centre d’accueil“ im Ellergronn insgesamt Aktivitäten für Schüler aus allen Südgemeinden anbietet.

Was passiert mit der Umwelterziehung, nachdem die Renovierung der Waldschule beendet ist?
Die Umwelterziehung wird ausgeweitet und optimiert. Waldschule, Ellergronn und „Déierepark“ sollen künftig enger zusammenarbeiten und ihr Angebot besser koordinieren. Bislang werden in der Waldschule und im Ellergronn teilweise ähnliche Angebote, wie beispielsweise die Herstellung von „Viz“, parallel zueinander und unabhängig voneinander angeboten. Künftig sollen die verschiedenen Angebote besser aufeinander abgestimmt werden. Konkret bedeutet das, „Viz“ soll nur noch an einem Standort produziert werden und die Kinder sollen auch etwas über die Herkunft und das Wachstum des Apfels lernen.

Bislang waren zwei Lehrerinnen für die Umwelterziehung freigestellt. Künftig sollen ein Lehrer und ein Erzieher dieses Angebot leiten. Eine der beiden Lehrerinnen fürchtet nun um ihre Stelle und hat Alarm geschlagen. Wieso kann sie nicht bei der Umwelterziehung bleiben?
Das Schulpersonal untersteht seit einigen Jahren nicht mehr den Gemeinden, sondern dem Bildungsministerium. Wenn das Ministerium einen „Avis défavorable“ für die Freistellung erstellt, kann die Gemeinde nichts mehr tun. Wir haben der Dame andere Angebote gemacht, aber das wollte sie nicht. Ich finde es nur schade, dass sie nicht direkt zu mir gekommen ist und stattdessen den ganzen Gemeinderat alarmiert hat.

Die Posten für die Umwelterziehung werden aber jetzt neu geöffnet und die Lehrerin darf sich natürlich erneut bewerben. Eine Lehrkraft und ein Erzieher werden gesucht. Die Personen, die sich für diese Posten melden, sollten aber eine Ausbildung in Umwelt- und Naturpädagogik haben und hinter dem Konzept stehen.

Wird diese Lehrerin künftig arbeitslos sein, wenn sie nicht für die Umwelterziehung freigestellt wird?
Nein, sie ist Teil des Lehrer-Pools in Esch und kann sich, wie alle anderen Lehrer auch, für eine Stelle in Esch melden.

Werden die Änderungen in der Waldschule einen Einfluss auf die beliebten Feriennachmittage haben?
Nein, die Feriennachmittage bleiben bestehen. Bislang hat Monique Dilk vom „Service scolaire“ die Feriennachmittage alleine mit Studenten veranstaltet. Durch die „Maison relais“ werden künftig auch Erzieher an der Organisation beteiligt.

Bleibt die „Bëschcrèche“ auch bestehen?
Ja, die „Bëschcrèche“ bleibt.

Und wie sieht es mit den Festen in der Waldschule aus?
Solange wir keinen anderen Ort gefunden haben, wo Privatpersonen und Vereine ihre Feste ausrichten können, bleibt die Waldschule verfügbar. Obwohl die Waldschule ein sehr schöner Ort für solche Anlässe ist, ist es wegen des Lärms und des Mülls für die Natur nicht optimal. Deshalb suchen wir nach einem zentraleren und besseren Ort, eventuell auf einer der Industriebrachen. Der Fest-Pavillon in der Waldschule würde sich gut eignen, um mit Kindern handwerklich zu arbeiten.

Bei der Koalitionsbildung wurde vereinbart, dass Ihr Schöffenamt zwischen „déi gréng“ und der CSV aufgeteilt wird. Demnach müssten Sie im Herbst 2020 Ihr Amt voraussichtlich an Christian Weis abgeben. Wie gehen Sie damit um?
Ich hoffe, dass ich mich über die drei Jahre freuen kann. Ich bin 2017 als unerfahrene Politikerin gestartet und habe viel Arbeit geleistet. Ich konnte das Abrisud, die „Fixerstuff“ und das Flüchtlingsheim voranbringen und im Bereich der Kinderbetreuung so manches in die Wege leiten. Ich denke, die Bilanz sieht bislang gar nicht so schlecht aus.

Ihr Parteikollege Martin Kox ist mittlerweile über 70 Jahre alt. Wird er Ihnen sein Schöffenamt überlassen?
Dazu kann und will ich mich zurzeit nicht äußern. Wir haben uns über ein solches Szenario noch nicht unterhalten. Martin Kox leistet hervorragende Arbeit.