Das virtuelle Museum Schungfabrik: Arbeiten werden im Herbst in Angriff genommen

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Dezember 2021, pünktlich zum „Bäerbelendag“, soll das Museum Schungfabrik in Tetingen öffnen. Das Haus will einen virtuellen Blick in die Geschichte der Eisenerzindustrie um und in der Gemeinde verschaffen.

Am Ursprung des Projekts stand das nach wie vor rege Interesse der älteren Generationen an die Zeiten des Eisenerzabbaus, vor allem aber die Neugier der Schulkinder und die Erklärungen der Lehrer und Lehrerinnen zur Geschichte der Eisenerzindustrie und zum Barbaratag. Zuerst schauten die Kinder bloß zu, wenn der Umzug am 4. Dezember durch die Straßen zog. Dann schlossen sich die Tetinger Schulklassen an.

„Seit zwei Jahren sind sämtliche Schulklassen beim Umzug dabei“, sagt Bürgermeister John Lorent (LSAP). Ein weiteres Argument für die geplante Kulturstätte: das Kulturhaus Schungfabrik und etliche Zeugnisse der industriellen Vergangenheit, die nur in der Gemeinde anzutreffen sind. „Um all dies zu erhalten, machen wir ein Museum“, fasst Lorent die Hintergründe zusammen. „Wir waren zwischen den großen Hüttenstandorten eingezwängt. Hier hat sich eine eigene Klein- und Mittelbetriebstruktur herausgebildet“, erklärt die Historikerin Laura Caregari und nennt dabei neben der Schuhfabrik das Karbidlampen-Werk, ebenfalls in Tetingen, zwei Gießereien, ein Sägewerk. Und eine Lohmühle, in der zuletzt rote Farbe hergestellt wurde, ergänzt Lorent. Caregari, die zuerst als Freelancerin arbeitete, dann fest eingestellt wurde, ist mit den Recherchearbeiten beauftragt.

Lokalindustrie im Fokus

Das Museum soll diese Lokalindustrie, die spezifisch für das Kayltal war, beleuchten. Thematisiert werde ebenfalls der Weg des Eisenerzes zur Eisenhütte, sagt Lorent. Mehrere Arbeitsgruppen arbeiten bereits daran, wie und was die Besucher in Zukunft in Tetingen sehen und lesen werden. Beraten lässt man sich von der Museografin Nathalie Jacoby. Im Herbst dieses Jahres werden die Arbeiten zum Museum beginnen. Die sich derzeit in schlechtem Zustand befindenden Wirtschaftsgebäude hinter der Schungfabrik werden instand gesetzt. Ihnen angegliedert wird eine vom Architektenbüro Decker, Lammar&Associés entworfene Galerie im Hof der Schungfabrik.

Hier werden die Werke des Industriemalers Emile Kirscht ihre endgültige Bleibe finden. Da wenig Platz vorhanden ist, kommen vor allem digitale Medien zum Einsatz. Der Besucher wird sich in einer virtuellen Ausstellung begeben. Eisenerzabbau und die Lokalindustrie werden sicherlich den Schwerpunkt bilden, aber virtuell könne man vieles mehr zeigen, betont Lorent. So etwa die doch recht weit zurückreichende Besiedlungsgeschichte dieses Landstrichs. Schließlich befänden sich auch einige prähistorische Standorte auf Gemeindegebiet. „Die ganze Periode des Erzabbaus ist eigentlich nur ein Lidschlag in der Geschichte, auch wenn sie die ganze Landschaft umgestaltet hat.“ Durch die Geschichte führen werden interaktive Bildschirme, hinter denen Artefakte zu sehen werden. Zurückgreifen wird Laura Caregari auch auf reiches Bildmaterial.

2,5 Millionen Euro

Ein zweites Bergbaumuseum plane man keinesfalls, betonen Lorent und Caregari mehrmals während unseres Gesprächs. „Um nicht mit dem Grubenmuseum in Rümelingen zu interferieren, versuchen wir komplementär zu sein. Die Besucher des Museums in Rümelingen kommen dann auch zu uns“, sagt Lorent, der auch die pädagogischen Aspekte des neuen Kulturhauses hervorhebt. Hier würden die Schulklassen sehen, was hier einmal war.

Das 2,5 Millionen Euro teure Museum Schungfabrik, so dessen vorläufige Bezeichnung, ist nur ein Teil der Erinnerungsarbeit in der Gemeinde. Bereits zu sehen ist der Weg, den das Erz über die Buggys auf die restaurierten Verladekais nahm, wie der Übergang von der Schmalspur zur Normalspur der Bahn erfolgte. Erst im September vergangenen Jahres wurde der restaurierte Bremsberg des Tagebaus Langenacker vorgestellt. Auch wenn das Museum um die oben genannten Schwerpunkte kreisen wird, schließt Lorent weitere Projekte nicht aus. An die Schungfabrik angedockt werden könnte ein „Museum vun der Aarbecht“. Das Vorhaben, das derzeit lediglich als Asbl. und Arbeitsgruppe besteht, soll sich mit Fragen der Arbeitswelt insgesamt befassen. Themen wie etwa der arbeitsfreie Sonntag könnten dort beleuchtet werden. Im Museum könnten thematische Konferenzen und Ausstellungen dazu stattfinden.