Das Quartier Gare zwischen Ablehnung und Verklärung – ein persönlicher Streifzug

Imad schaut argwöhnisch. Er ist aus seinem Kebab-Restaurant auf die Straße getreten und wartet auf die ersten Kunden. Zu früh, einen Döner zu essen. Aber genau die richtige Zeit, um Imad Fragen zu stellen. Schließlich ist der Franzose schon seit Jahren im Bahnhofsviertel der Hauptstadt und kann sich momentan kaum etwas anderes vorstellen. „Zu meinen Gästen zähle ich auch Familien, die in der Gegend einkaufen waren und zu mir zum Essen kommen“, sagt er. „Oder sie kommen direkt aus dem Parkhaus zu mir.“ So wie ich. Ich habe die rue du Fort Neipperg überquert und bin schnurstracks auf Imad zugegangen. Der hat sein Misstrauen schnell abgelegt. Er erzählt mir, dass es zurzeit rau zugeht in dem Viertel. „Es ist ruppiger geworden“, sagt er. „Der Umgangston der Leute ist ein anderer. Ich glaube, das hat sich seit der Pandemie geändert.“ Kleinkriminalität habe es hier schon immer gegeben. Schlägereien, Messerstechereien – nichts Außergewöhnliches mehr. „Es gab hier auch schon immer Drogenabhängige. Aber ihr Zustand hat sich verschlechtert und ihr Verhalten ist aggressiver – ich habe den Eindruck, dass es mehr geworden sind. Auch die Dealer.“ Er deutet auf ein, zwei junge Männer. Der eine lehnt an einer Hauswand, der andere an einem … Das Quartier Gare zwischen Ablehnung und Verklärung – ein persönlicher Streifzug weiterlesen