„Das Partizipative ist uns wichtig“

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Unter dem Motto „Mon quartier. Mes envies“ wollen die politisch Verantwortlichen der Minettemetropole die Aufwertung des Stadtzentrums vorantreiben. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die „Uelzechtstrooss“, die auch mit Blick auf Esch 2022 wieder in altem Glanz erstrahlen soll. Am Mittwoch findet in dem Zusammenhang mit einer Art Bürgerforum das Kick-off statt. Wir unterhielten uns im Vorfeld mit Bürgermeister Georges Mischo.

Tageblatt: Was genau bezwecken Sie mit dieser Aktion?
Georges Mischo: Es war ja so, dass die Aufwertung der „Uelzechtstrooss“ und des Stadtzentrums allgemein ein Thema im Wahlkampf war. Und auch im Koalitionsabkommen war dies ein zentrales Anliegen. Mit dieser Aktion beginnen wir, diesen Punkt umzusetzen. Wir wollen ganz klar, dass die längste Einkaufsmeile in Luxemburg wieder in altem Glanz erstrahlt, denn sie ist unser Aushängeschild. Aber auch in den umliegenden Straßen gibt es strukturelle Mängel und demnach Handlungsbedarf.

Welche Straßen sollen ebenfalls aufgewertet werden?
Unter anderem die rue Dicks, die rue Brill, die rue de la Libération, die rue du X Septembre, all die Straßen, die quer zum Boulevard Kennedy und zu der Kanalstraße verlaufen oder in diese münden.

Wie soll das über die Bühne gehen?
Wir werden dabei mit dem Architektenbüro WW+ zusammenarbeiten. WW+ ist in Esch/Alzette ansässig und mit Luc Wagner ist einer der Inhaber ein gebürtiger Escher. Er kennt sich demnach bestens hier aus. Und das ist von Vorteil. Die Zusammenarbeit verläuft bislang sehr gut. Aber es geht ganz klar nicht nur darum, dass hier ein Architektenbüro seine Ideen und Vorstellungen verwirklichen kann. Es geht uns auch um die Partizipation der Bürger.

Was verstehen Sie unter Bürgerpartizipation?
Die Escher – oder besser gesagt jene Menschen, die im Stadtzentrum wohnen, leben, flanieren oder arbeiten – sollen die Gelegenheit haben, sich mit ihren Ideen und Vorstellungen einzubringen. Und heute werden wir diesen Dialog- und Beteiligungsprozess mit dem Kick-off im Rathaus beginnen. Das Partizipative ist uns wichtig und liegt uns am Herzen.

Ist das eine Premiere für Esch?
Als die „Uelzechtstrooss“ im September 1996 nach fünf Jahren dauernder Arbeiten in neuem Gewand eröffnet wurde, gab es das, denke ich, im Vorfeld nicht. Die „Uelzechtstrooss“ und die Brillstraße sind ja eigentlich riesige Fußgängerzonen. Die Instandsetzungsarbeiten im ZeBriDi (rue Zénon Bernard, rue du Brill, rue Dicks), wo die ganzen Trinkwasser- und Abwasserleitungen sowie die Stromversorgungen auf Vordermann gebracht werden, sind ja schon eine riesige Baustelle. Ziel ist es, das Zentrum von Esch wieder attraktiver zu gestalten. Es geht um Lebensqualität. Für die, die hier wohnen, arbeiten oder für die, die nach Esch kommen, um ihre Einkäufe zu erledigen. Klar ist auch, dass Esch 2022 dabei eine wichtige Rolle spielt. Wir können das Thema besser verkaufen, wenn wir über eine prächtige Flaniermeile verfügen, die wieder in altem Glanz erstrahlt. Und klar ist auch: Es geht bei Esch 2022 auch um die Region, aber wir als Esch spielen dabei die wichtigste Rolle.

Ein Blick auf die Agenda für die Kick-off-Sitzung offenbart, dass von Präsentation der partizipativen Prozedur die Rede ist …
Wir haben 1.500 Haushalte eingeladen, teilzunehmen. Diese Einladungen waren im Vorfeld verteilt worden, entweder auf direktem Weg bei den Geschäftsleuten oder aber auf klassischem Weg in die Briefkästen. Wir wollten so viele Bürger wie möglich erreichen. Ein „toute-boîte“ im Nachhinein ist ebenfalls geplant. Wichtig ist, darüber zu informieren, was hier in Zukunft im Stadtzentrum passieren wird. Wir haben dabei selbstverständlich auch an unsere nicht-luxemburgischen Bürger gedacht. Die Broschüren, die Einladungen und das ganze Infomaterial gibt es auf Deutsch, Französisch und Portugiesisch.

Welche Themen werden in Ihren Augen angesprochen werden?
Wir müssen endlich etwas gegen den Leerstand der Geschäftswelt machen. Dann die gestalterischen Mängel. Das Thema Sicherheit und Sicherheitsgefühl muss ebenfalls angegangen werden. Wobei es ja nicht so ist, dass in der „Uelzechtstrooss“ tagtäglich Menschen ausgeraubt und niedergeschlagen werden. Oft entsteht so ein Sicherheitsgefühl ja auch im Kopf der Menschen. Dann ist da noch der Lärm, der von den Kneipen verursacht wird.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?
Ich hoffe, dass zahlreiche Bürger den Weg zur Versammlung finden werden. Uns als Schöffenrat wurde ja in den vergangenen Monaten genug zugetragen. Ob mündlich oder schriftlich. Jeder hat nun die Gelegenheit, zu reagieren und mit uns gemeinsam etwas zu ändern. Jeder hat die Gelegenheit, seine Ideen kundzutun.

Wie geht es dann weiter?
Wir werden auch zwei Rundgänge durch die betroffenen Stadtviertel machen. Da wird es die Gelegenheit geben, mit den Bürgern in Kontakt zu kommen, zuzuhören und gemeinsam über Ideen zu diskutieren. Dann wird alles gesammelt und unter die Lupe genommen – in enger Zusammenarbeit mit allen Gemeindediensten, die natürlich in diesen Prozess mit eingebunden werden. Dann kommen noch die sogenannten Zukunftkonferenzen, Arbeitssitzungen also, bei denen es darum geht, zusammen Visionen und Ziele zu entwickeln. Eine Werbeagentur ist ebenfalls dabei, eine groß angelegte Kampagne in die Wege zu leiten, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen.

Das klingt alles schön und gut. Wann kann man die Ergebnisse der Aufwertung sehen?
(lacht) Sicher nicht im Frühjahr 2019. Ich wiederhole mich: Ziel ist es, dass alles 2022 fertig ist, denn dann schaut Europa auf uns. Und da müssen wir ein gutes Bild abgeben. Wir wollen unser Image verändern. Wir sind ja schon längst keine Arbeiterstadt mehr. Doch leider haben noch viele dieses Bild von Esch im Kopf. Im Jahr 2010 war das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas, das war damals ein voller Erfolg und da hat sich vieles getan. Auch im Nachhinein. Und daran sollten wir uns orientieren.


„Mon quartier. Mes envies“

Neben dem Kick-off heute Abend ab 18.30 Uhr im Escher Rathaus werden auch zwei Spaziergänge durch verschiedene Stadtviertel, die aufgewertet werden sollen, organisiert. Dies am 26. Mai und am 9. Juni. Die drei Zukunftkonferenzen finden am 27. Juni, 4. Juli und am 12. Juli statt. Mehr Infos gibt es auf www.mesenvies.lu.