Das Monnericher Fitness-Programm: Die „grüne Lunge“ zwischen Hauptstadt und Esch

Das Monnericher Fitness-Programm: Die „grüne Lunge“ zwischen Hauptstadt und Esch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mangelnden Arbeitseifer kann man Jeannot Fürpass (60) nicht vorwerfen. Gerade einmal fünf Tage Urlaub hat der 2017 ins Amt gekommene CSV-Bürgermeister sich seit der Wahl bis heute gegönnt. Dazwischen liegen arbeitsreiche Tage und ein sportliches Programm, das der Bürgermeister sich selbst auferlegt hat. Wenn heute der Gemeinderat tagt, stehen wichtige Dinge zur Abstimmung.

„Mir war nach Amtsantritt ziemlich schnell klar, dass wir die Gemeinde dringend zukunftsfähig machen müssen“, sagt Jeannot Fürpass. Dafür ist er seitdem freigestellt und arbeitet nur noch einen Tag in der Woche in seinem erlernten Beruf als „Ingénieur industriel“ bei der CFL. Monnerich ist eine Gemeinde mit ländlichem Charakter und bildet wie Nachbar Reckingen/Mess den „grünen Gürtel“ zwischen dem Süden und der Hauptstadt. „Schnell in Esch, schnell in der ‚Stad‘, Charme und hohe Lebensqualität“ würde der Rathauschef und selbsternannte oberste „Stack-Monnerecher“ noch werbewirksam hinzufügen, wenn er über „seine“ Gemeinde spricht. Das „Navi“ bestätigt die kurzen Distanzen zu den Zentren, trotzdem gibt es neben der Liebeserklärung an die 7.000-Seelen-Gemeinde Baustellen.

Als Fürpass 2017 die Koalition mit der DP schmiedet, übernimmt er ein Rathaus mit hoher Fluktuation beim Personal. Deshalb hat der Schöffenrat drei neue Posten geschaffen und wird diese zusammen mit zwei Neueinstellungen zur Abstimmung stellen. Bei den neuen Posten handelt es sich um einen Sicherheitsbeauftragten für die Gemeinde, einen zusätzlichen Mitarbeiter im Bereich „Urbanisme“ und einen administrativen Posten im Gemeindesekretariat.

Neue Posten

„Hier ist ganz viel Fachwissen abgewandert, das man nicht einfach so mal eben ersetzen kann“, sagt Fürpass. Sie werden die rund 70 Gemeindearbeiter inklusive „Service technique“, die die Gemeinde jetzt schon hat, verstärken. 116.000 Euro soll es kosten, in den Büros Platz für die „Neuen“ zu schaffen. 18 Millionen Euro wurden schon im Februar dieses Jahres für die Konstruktion neuer Gemeindeateliers für die technischen Dienste im Gemeinderat freigegeben. „Wie sie gerade hausen, ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Fürpass. An der Stelle, wo zurzeit die Ateliers sind, wird eine „Maison relais“ gebaut, die dann direkt neben der Schule liegt und fußläufig erreichbar ist.

Die neuen Posten sind das Ergebnis einer externen Prüfung. „Audit“ will Fürpass nicht sagen, er nennt es „Diagnostik“. Diese hat hervorgebracht, dass es an Grundlegendem hapert. Arbeitswege und Prozeduren sind nicht klar formuliert, „Jobdescriptions“ fehlen sowie eine transparente Kommunikation im Rathaus. „Vertikal und horizontal“, betont der Bürgermeister.

Verkehrsprobleme in Steinbrücken

Die 116.000 Euro sind ein Punkt von mehreren Änderungen am Budget, die auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung stehen. Leisten kann Monnerich sich das, denn allein im ordentlichen Haushalt stehen zurzeit zwischen sieben und acht Millionen Euro Überschuss zur Verfügung. „Davon sind die Tilgungen für unsere Schulden schon abgezogen“, betont Fürpass. Eine weitere Budgetänderung betrifft Steinbrücken, das der Bürgermeister als „liebes Dorf mit Kern und Schule, Kirche und Feuerwehrbau“ beschreibt, ohne das Problem vorzuenthalten: Der Ort liegt direkt an der Autobahn und leidet unter dem Verkehr.

Damit soll auf absehbare Sicht Schluss sein. Der im Bau befindliche Kreisverkehr an der Grand-rue soll Entlastung bringen. Das hintere Ende der rue de L’Europe, in der Wohnhäuser stehen, soll Einbahnstraße werden. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Da die A4 oft verstopft ist, leiten die JPS-Systeme die Lkws weg vom Stau auf diese Wohnstraße. Bis zu 500 Laster umfahren in solchen Fällen laut Fürpass pro Woche den Stau auf diesem Weg. Die schweren Trucks sind auch ein Grund dafür, dass sich die erst 2011 neu verlegten Steine auf der Straße lockern. Dem will die Gemeinde jetzt mit einem neuen Belag entgegenwirken. Kostenpunkt: 115.000 Euro.

Die „Hausordnung“ der Gemeinde

Ein weiterer Punkt der Tagesordnung ist das „Réglement général de police“, das heute ebenfalls verabschiedet werden soll. „Das ist ein wichtiges Dokument“, sagt der Bürgermeister. Es gibt Antworten auf die Fragen: Was darf ich als Einwohner und was nicht? „Unser altes Reglement stammt aus den 90er-Jahren“, sagt Fürpass, „damit war schon die vorherige Mehrheit im Rat beschäftigt, wir haben es jetzt überparteilich fertiggestellt“. Sonntags mähen wird es demnach nicht mehr geben und eine Mittagsruhe zwischen 12 und 13 Uhr garantiert, dass unerwünschte Störungen ausbleiben.

Das sind nur zwei der Beispiele, die das Papier regelt. Bei Fürpass kommt alles in den Rat. Das entspricht seiner Überzeugung. „Für mich ist der Gemeinderat das oberste souveräne Gremium, der Schöffenrat arbeitet die Sachen aus und erbittet dann vom Rat die Genehmigung, das umzusetzen“, sagt er über sein Grundverständnis von Demokratie auf Gemeindeebene.

Moderates Wachstum ohne „Wildwuchs“

Unabhängig von der heutigen Sitzung steht noch ein großes Vorhaben auf dem Arbeitsplan: der allgemeine Bebauungsplan (PAG). Von vielen unterschätzt, legt er die Zukunft der Gemeinde fest. Monnerich mit seinen vier Ortschaften will moderat wachsen. Fürpass schätzt, dass die Zahl der Einwohner von aktuell rund 7.000 in zehn Jahren auf eventuell 8.500 anwachsen könnte. „Zusätzliches Baugelände werden wir nicht ausweisen“, sagt er und verweist auf die zwei Projekte, die schon laufen.

Auf der „Kummerhéicht“ werden 160 Häuser und in Steinbrücken neben der Schule beim Projekt „Waissereech“ 65 Häuser entstehen. Die Bauanträge (PAP) dafür wurden schon unter der vorherigen LSAP-Bürgermeisterin Christine Schweich verabschiedet. Weitere 44 Häuser werden in Monnerich auf „Féileschter“ und „Treisch“ gebaut – Teile davon sind dem sozialen Wohnungsbau geschuldet.

Die Neubauten sollen dem ländlichen Charakter entsprechen. „Wildwuchs wie andernorts werden wir zu verhindern versuchen“, sagt Fürpass und denkt dabei an die Gemeinden, deren Erscheinungsbild durch private Bauvorhaben zerstört wurde. Dazu werden er und seine Schöffen dem Rat im September einen Vorschlag machen. Keine Frage, Monnerich soll fit für die Zukunft werden. Und das in einem recht sportlichen Tempo.