Das Gänsehautspiel – Heute spielt F91 in San Siro gegen den AC Mailand

Das Gänsehautspiel – Heute spielt F91 in San Siro gegen den AC Mailand

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Das Warten hat ein Ende, der F91 Düdelingen ist bereit für den AC Mailand. Im mythischen Giuseppe-Meazza-Stadion misst sich der Luxemburger Meister heute Abend (18.55 Uhr) im vorletzten Europa-League-Auftritt der Gruppe F mit dem italienischen Tabellenfünften.

Aus Mailand berichtet Tageblatt-Redakteurin Christelle Diederich

Spektakulärer könnte der Schauplatzwechsel nicht sein: Nach dem Ausrutscher auf dem Rosporter Camping („dem komischsten Stadion, das ich je gesehen habe“, Levan Kenia) wartet jetzt also das San Siro. Die 80.000-Plätze-Spielstätte in der Lombardei steht für Mythos und Tradition – das war wohl auch einer der Motivationsgründe für über 600 F91-Fans, sich auf die Reise nach Italien zu begeben. Die glorreichen Zeiten des AC Mailand sind zwar vorbei, dennoch gilt das heutige Duell des F91 Düdelingen als Belohnung für die historische Qualifikation für die Gruppenphase.

Dass er seine Akteure nicht zusätzlich für dieses außergewöhnliches Rendezvous motivieren muss, ist Coach Dino Toppmöller klar: „Trotzdem werde ich sie daran erinnern, dass wir nicht hier sind, um das Stadion zu besichtigen oder Trikots zu tauschen. Milan ist die stärkere Mannschaft. Aber ich bin jemand, der keinen Wettkampf scheut, und deshalb werden wir auch diesmal versuchen, ein gutes Resultat herauszuschlagen.“

Beim Hinspiel gegen die Rossoneri war den Luxemburgern dieses Vorhaben über weite Strecken der Partie gelungen – Mailand entschied das Spiel nach einem abgefälschten Higuain-Schuss zu seinen Gunsten. Nachdem der Argentinier in der Liga eine Sperre absitzen musste, erwartet man ihn heute wieder in der Startelf von Gennaro Gattuso. Probleme hatte den Luxemburgern auch Castillejo über dessen rechte Seite bereitet.

Trainer-Raubein mit Personalsorgen

Trotzdem hat das italienische Trainer-„Raubein“ mit vielen Personalsorgen zu kämpfen: Allein bei den Verteidigern muss er heute verletzungsbedingt auf Romagnoli, Caldara und Musacchio verzichten. Beim 1:1 gegen Lazio Rom bot er deshalb am vergangen Spieltag eine Dreierkette auf. „Meiner Meinung nach werden sie wieder mit einer Viererkette gegen uns antreten, da sie dieses System bevorzugen“, blickte der F91-Trainer voraus – ehe sein Konterpart diese Aussage in seiner Pressekonferenz bestätigte – vorausgesetzt, Simic steht in der Startformation. „Wir stehen in der Pflicht, diese Partie zu gewinnen“, betonte Gattuso. „Wir erinnern uns noch an das Hinspiel, in dem wir einige Probleme hatten. Auf dem Papier sind wir die bessere Mannschaft, trotzdem dürfen wir den Gegner nicht unterschätzen.“

Aggressiv, couragiert und furchtlos waren die Adjektive, die Toppmöller beim Rückblick auf die angesprochene Begegnung benutzte. „Ich bin überzeugt, dass wir auch diesmal ordentlich dagegenhalten können. Ob es zu was Zählbarem reicht, steht auf einem anderen Blatt …“ Dass Gattuso vor dem F91 warnte, wertete sein Gegenüber als positives Zeichen: „Es ist immer gut, Komplimente von so einem Trainer zu hören. Ich denke, dass er damit Recht hat, wenn er sagt, dass wir den Ball gut haben zirkulieren lassen. Mit einem guten kollektiven Einsatz und weniger individuellen Fehlern als gegen Olympiakos ist etwas möglich.“

Cruz ist aus dem Leistungstief

Gute Nachrichten gab es schon mal im Vorfeld: Beim F91 hat Cruz den Weg aus dem Leistungstief gefunden: „Diese Spiele bieten für ihn eine optimale Gelegenheit, sich zu beweisen.“ Auch bei den zwei anderen Nationalspielern des Teams – Turpel und Sinani – kann von Schwächephase nicht die Rede sein. Während Letzterer seinen Höhenflug aufgrund seiner „Fußballverrücktheit“ fortsetze, sei Turpel frisch aus dem FLF-Trainingslager zurückgekehrt und nach wie vor treffsicher.

Kapitän Schnell versicherte, dass alle fokussiert auf dieses einmalige Spiel seien: „Klar ist es toll, in so einem großen Stadion zu spielen. Aber wir müssen die geschichtlichen Aspekte beiseite lassen und unser Ding durchziehen!“

Am Rande

20.000 Zuschauer in San Siro

Das Giuseppe-Meazza-Stadion wurde am 19. September 1926 eröffnet und ist das Heimatstadion der beiden Mailänder Fußballvereine AC Mailand und Inter Mailand. 1980 wurden dort vier Spiele der Europameisterschaft ausgetragen – und die Arena, die weiter als „San Siro“ bekannt ist, erhielt den heutigen Namen in Anlehnung an den ehemaligen Mailänder Fußballspieler Giuseppe Meazza.

Berühmt ist die Arena wegen ihrer Türme und Wendeltreppen. Nach diversen Umbauarbeiten beläuft sich das Fassungsvermögen aktuell auf 80.018 Plätze. Dies bedeutet, dass der F91 morgen im neuntgrößten Stadion Europas antreten wird. Wie aus Düdelinger Kreisen zu hören ist, erwarten die Italiener 20.000 Zuschauer, darunter 600 im Auswärtsblock.

Der Schiri kommt aus Russland

Der 45-jährige Unparteiische Vladislav Bezborodov stammt aus St. Petersburg und hat in dieser Saison bereits zwei Europa-League-Duelle geleitet. In der heimischen Liga war er auch der Schiedsrichter beim Vergleich zwischen dem FK Ufa und Krylya Sovetov Samara, bei dem Olivier Thill vor drei Wochen im Einsatz war.

Kein Milan in Milan

Der Serbe Milan Bisevac stieg gestern nicht in den Linienflug nach Mailand. Grund dafür war ein grippaler Infekt beim 35-Jährigen. Der Innenverteidiger hatte zuletzt in beiden Begegnungen gegen Olympiakos Piräus durchgespielt. Auch für Angreifer Patrick Stumpf sah Dino Toppmöller gestern schwarz: Der Deutsche klagte über Oberschenkelschmerzen. Bei Verteidiger Kevin Malget, der am Rosport wieder auf dem Spielerbogen stand, könnte es dagegen für ein paar Minuten Einsatzzeit reichen.

Unbekannte Gäste im Team-Hotel

Gleich vier Personen waren gestern aus unterschiedlichen Gründen im Hotel, dem Mailänder „Visconti Palace“, anzutreffen. Neben Martin Ontiveros, der stets mit der Mannschaft unterwegs war (und Toppmöller aus gemeinsamen Zeiten beim RM Hamm Benfica kennt), hatte Nationalspieler Danel Sinani am Nachmittag ein längeres Gespräch mit drei unbekannten Männern in der Hotellobby. Handelte es sich etwa um Scouts oder Agenten? Dino Toppmöller ließ sich jedenfalls nicht von der Situation beeindrucken: „Ich gehe davon aus, dass ich auch nach der Winterpause noch mindestens sechs Monate mit ihm zusammenarbeiten werde …“